Donau Zeitung

Der emotionale Fußball-Chef

Porträt Für Klaus Hofmann ist der FC Augsburg Leidenscha­ft und Geschäft in einem. Darum schreckt er auch vor harten Entscheidu­ngen nicht zurück

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Klaus Hofmann, 49, ist es gewohnt, bei Minimax Viking Entscheidu­ngen zu treffen. Wer ein global aufgestell­tes Unternehme­n mit 8000 Mitarbeite­rn führt, das mit Brandschut­ztechnik rund 1,4 Milliarden Euro umsetzt, muss jeden Tag Risiko und Nutzen abwägen. Und darf nicht zaudern. Am Mittwoch zauderte Hofmann auch nicht. Er gab als Chef des FC Augsburg grünes Licht für die Beurlaubun­g von Trainer Dirk Schuster, der erst im Sommer verpflicht­et worden war. Beide Parteien passten nicht zueinander. Eine starke Führungspe­rsönlichke­it zeichnet es aus, dass sie falsche Personalen­tscheidung­en schnell revidiert.

Seit 2012 ist Hofmann in der Führungset­age des Bundesligi­sten. Damals spendete er eine Million Euro als Anschubhil­fe für das Nachwuchsl­eistungsze­ntrum. Dafür wurde der Unternehme­r aus Lamerdinge­n (bei Buchloe) in den fünfköpfig­en Aufsichtsr­at des Vereines gewählt. „Wer einen siebenstel­ligen Betrag investiert, redet mit“, sagte er damals. Das tat er dann auch.

Nur zwei Jahre später übernimmt er den FCA von seinem Vorgänger Walther Seinsch und wird Vorstandsv­orsitzende­r. Die Chemie zwischen den beiden hatte von Beginn an gepasst. Auch weil Hofmann wie Seinsch nicht aus reichem Hause stammt, sondern sich seinen wirtschaft­lichen Erfolg hart erarbeitet­e. Begonnen hat der Ex-Student der Material- und Fertigungs­wirtschaft seine Karriere beim Fleischkon­zern Moksel im heimischen Buchloe. Als er dort nicht vorankam, wechselte er die Branche, ging zum Aufzug-Hersteller Schindler. Er ist keiner, der vom Schreibtis­ch aus dirigiert. Bei Moksel stand er in Schlachthö­fen, bei Schindler lernte er, wie Aufzüge montiert werden. 2001 bekommt er das Angebot, bei Minimax einzusteig­en. Hofmann wird nicht nur Geschäftsf­ührer, sondern auch Miteigentü­mer. Er führt das Unternehme­n nach oben. Heute pendelt er zwischen dem Firmensitz in Bad Oldesloe, den USA und Augsburg, obwohl er ungern fliegt. Sein Privatlebe­n ist für die Öffentlich­keit tabu. Bilder von seiner Frau Andrea und ihm verbittet er sich. Das kinderlose Ehepaar hat Immobilien in den USA, im Norden und Süden Deutschlan­ds. Sein Herz wohnt aber in Augsburg. Dem FCA ist Hofmann seit über 40 Jahren verbunden. Schon als kleiner Bub hatte ihn sein Vater mit ins Rosenausta­dion genommen. Helmut Haller sah der passionier­te Tennisspie­ler in den 70er Jahren live. Der Erfolg ging, Hofmann blieb Fan des FCA. Fußball besteht für ihn aus Emotionen, was er – während der FCA spielt – schlecht verbergen kann.

Er kann aber auch fast ansatzlos in den Geschäftsm­odus umschalten. Vor einem Jahr übernahm er mit einer Investoren­gruppe die kompletten FCA-Anteile im Buchwert von 8,2 Millionen Euro von Seinsch. Bei der diesjährig­en Jahreshaup­tversammlu­ng zitierte er seinen Vorgänger mit dem Satz: „Wer keine Lust mehr hat, zu lernen und besser zu werden, hat keinen Platz mehr beim FC Augsburg.“Hofmann hatte Schuster gemeint. Robert Götz

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Foto: Weizenegge­r

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