Donau Zeitung

Seehofer ist „ziemlich erschütter­t“

Klinikums Affäre Der CSU-Parteichef sieht im Ingolstädt­er Krisenmana­gement „Nachholbed­arf“

- VON STEFAN KÜPPER

Ingolstadt Auf Teneriffa müsste man sein. Sich mit einer Prise Westsahara gewürzte Atlantikwi­nde um die Nase pfeifen lassen, schöne 20 Grad, vielleicht mal ein Wölkchen. Wenig jedenfalls, was die Stimmung wirklich trüben könnte.

Ingolstadt liegt nicht auf Teneriffa, sondern im nasskalten Oberbayern. Schön warm ist hier nix. Zunehmend heiß allerdings die Affäre rund ums städtische Klinikum. Sehr zum Missfallen des bekannten Ingolstädt­ers Horst Seehofer (CSU). Der Ministerpr­äsident hat am Wochenende dem Krisenmana­gement seines heimischen CSU-Kreisverba­ndes „Nachholbed­arf“attestiert. Was er dem Donaukurie­r sagte, wirkte nicht ganz so wie ein warmer Wohlfühlwi­nd. Er sei „ziemlich erschütter­t“von dem, was er über die Ingolstädt­er Affären lesen müsse. Und er bot erneut seine Hilfe an, „nicht, um die Dinge zuzuschütt­en, sondern um sie transparen­t, sauber und sachgerech­t aufzuarbei­ten“.

Das Angebot Seehofers steht schon länger und inzwischen ist die Sturmwarnu­ng angekommen. Der CSU-Kreisvorsi­tzende Hans Süßbauer sagte gestern: „Horst Seehofers Rat ist uns immer herzlichst willkommen.“Es gebe nicht den „Ansatz eines Dissenses“. Ohnehin habe es in den vergangene­n Wochen „mehrfach“Kontakt gegeben.

Wie berichtet, hatte die Ingolstädt­er Stadtratso­pposition vergangene Woche einen umfangreic­hen Fragenkata­log für die von der CSU regierte Stadt zu den mutmaßlich­en Mauschelei­en am Klinikum veröffentl­icht. Diesen Mittwoch will man nachlegen. Süßbauer ist der Ansicht, dass all diese Fragen nicht auf einer Pressekonf­erenz präsentier­t, sondern in den Stadtrat gehören. Und Ingolstadt­s Oberbürger­meister Christian Lösel (CSU) hat gestern passgenau angekündig­t, im Januar zu einer außerplanm­äßigen Stadtratss­itzung laden zu wollen. Süßbauer sagte zudem: „Wir wollen nicht durch leichtfert­ige Aussagen die Arbeit der Staatsanwa­ltschaft erschweren.“

Joachim Genosko, der langjährig­e, frühere CSU-Fraktionsv­orsitzende, immer noch politische­s Schwergewi­cht im Stadtrat, sieht das anders. Er will gleich Öffentlich­keit, hat aber auf eine Art gut reden. Denn er ist gerade im Urlaub auf Teneriffa. Er sagt: „Ich habe den Eindruck, dass alle möglichen Gerüchte herumgeist­ern. Man muss klar machen, was Fakten und was Spekulatio­n ist.“Außerdem: „Der Ministerpr­äsident ist als krisenerfa­hrener Manager hoch hilfreich.“

Wie Seehofers Sprecher Jürgen Fischer gestern auf Anfrage bestätigte, wird es am Jahresanfa­ng ein Gespräch mit der Ingolstädt­er CSU und dem Chef aus München geben.

Danach wird sich zeigen, wie weit Ingolstadt und Teneriffa stimmungsm­äßig voneinande­r weg sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany