Donau Zeitung

Sie war wirklich eine Diva

Nachruf Zsa Zsa Gabor verkörpert­e wie keine andere Glanz und Glamour Hollywoods. Nun starb sie im Alter von 99 Jahren. Was von ihr, neben aller Skandale, bleiben wird

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Kennen Sie die Frau auf den Schwarz-Weiß-Fotos? Es sind Bilder aus längst vergangene­n Zeiten. Zeiten, in denen eine Diva noch eine Diva war und nicht irgendeine C-Prominente. Gut, nun ließe sich darüber herrlich streiten, was eine Diva zur Diva macht – und einen C-Promi zum C-Promi.

War nicht auch Zsa Zsa Gabor weniger für ihr künstleris­ches Schaffen denn für ihre Männergesc­hichten bekannt? Für ihre Selbstverm­arktungskü­nste, wie man heute sagen würde? Dafür, dass sie immer für eine Schlagzeil­e gut war bis ins hohe Alter hinein? Für ein Leben, das zumindest glamourös erschien? Am Sonntag ist die Gabor an den Folgen eines Herzversag­ens gestorben. Mit 99 Jahren. 2005 hatte sie einen Schlaganfa­ll erlitten, sich 2010 die Hüfte gebrochen, schließlic­h wurde ihr rechtes Bein ampu- tiert. Ihre 28-Zimmer-Villa im Nobelviert­el Bel Air, in der einst bereits „the King“Elvis Presley wohnte, verließ sie in den vergangene­n Jahren kaum.

Still wurde es dennoch nicht um sie, was vor allem an ihrem mittlerwei­le 73-jährigen und achten Ehemann Frederic Prinz von Anhalt lag, dem sie 1986 das Jawort gab. Der Deutsche, der als Hans-Robert Lichtenber­g geboren wurde, plauderte stets munter aus seinem und ihrem Leben und erwarb sich den Ruf, ein „Skandalpri­nz“und „schillernd“zu sein, wahrlich zu Recht.

Seine Frau aber stellte ihn in den Schatten – über Jahrzehnte hatte sie mit Affären, Ehen und extravagan­tem Lebensstil einen Platz in den Klatschspa­lten sicher. 1989 etwa ohrfeigte sie einen Verkehrspo­lizisten, der ihr einen Strafzette­l geben wollte. Das brachte ihr drei Tage Gefängnis ein. 1994 fetzte sie sich mit der Schauspiel­erin Elke Sommer vor Gericht. Und folgt man Zsa Zsa Gabor, so ließ sie John F. Kennedy, Elvis Presley und Henry Fonda abblitzen. Hatte aber eine Affäre mit Frank Sinatra. Auf die Frage von Journalist­en, wie viele Ehemänner sie wirklich hatte (Waren es neun?), antwortete sie: „Meinen Sie, abgesehen von meinen eigenen?“

Zu ihren Ehemännern übrigens zählten Oscar-Preisträge­r George Sanders, der Industriel­le Herbert Hunter und der Erfinder der Barbie-Puppen, John W. Ryan. Ihre vor einem Jahr gestorbene einzige Tochter Constance Francesca Hilton stammte aus der Ehe mit dem Hotel-Magnaten Conrad Hilton.

An ihre Männer erinnert man sich, an ihre Filme kaum. In „Moulin Rouge“(1952) durfte sie noch José Ferrer verführen, in „Lili“(1953) oder „In den Krallen der Venus“(1958) war sie, nun ja, Dekor. Zuletzt stand sie 1996 in „Die Brady Family“vor der Kamera. Was von der am 6. Februar 1917 in Budapest geborenen und mit 19 Jahren zur „Miss Ungarn“gewählten Zsuzsanna Gábor Sari bleiben wird?

Nicht die eine Film- oder TVRolle, in der sie glänzte, sondern ein Bild im kollektive­n Gedächtnis: „Das also versteht man unter einer Hollywood-Diva!“, wird es einmal heißen. Gabor war die „perfekte Diva“, würdigte sie die „Tagesschau“. Weil, und das ist dann eben doch der Unterschie­d zu all den C-Promis dieser Tage: Die Gabor kannte nicht nur die Großen ihrer (Glanz-)Zeit, sondern sie war Teil einer Zeit, die heute gerne zu einer „goldenen“verklärt wird.

Und sie ist, auch das, längst zum Teil der Popkultur geworden – schon alleine, indem sie in derart prägenden US-Serien wie „Mr. Ed“, „Bonanza“oder „Batman“zu sehen war. Das macht ihr erstens so schnell keine nach. Und zweitens macht es sie unsterblic­h. (mit dpa)

 ?? Fotos: dpa (3), afp ?? Um 1940: Als Zsuzsanna Gábor Sari wird die Gabor am 6. Februar 1917 in Budapest geboren. Ihr Bühnendebü­t hat sie 1934 in der Operette „Der singende Traum“. 1941 geht sie nach Hollywood. In den 50ern beginnt ihre Filmkarrie­re.
Fotos: dpa (3), afp Um 1940: Als Zsuzsanna Gábor Sari wird die Gabor am 6. Februar 1917 in Budapest geboren. Ihr Bühnendebü­t hat sie 1934 in der Operette „Der singende Traum“. 1941 geht sie nach Hollywood. In den 50ern beginnt ihre Filmkarrie­re.
 ??  ?? 1953: Mit Fernandel bei Dreharbeit­en zum Film „Staatsfein­d Nr. 1“.
1953: Mit Fernandel bei Dreharbeit­en zum Film „Staatsfein­d Nr. 1“.
 ??  ?? 1992: Zsa Zsa Gabor mit ihrem Mann Prinz Frederic von Anhalt.
1992: Zsa Zsa Gabor mit ihrem Mann Prinz Frederic von Anhalt.
 ??  ?? 1968: Gabor bei einem Besuch in ihrem Heimatland Ungarn.
1968: Gabor bei einem Besuch in ihrem Heimatland Ungarn.

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