Der Weg ins Paradies
Dießen Barockkunst im Marienmünster
Er sehe einen neuen Himmel, sagte der Pollinger Augustiner-Chorherr Augustin Fastl, als er am 7. September 1739 in Dießen predigte. Dieser neue Himmel war für ihn die neue Stiftskirche der Chorherren, die an diesem Tag geweiht wurde. Der Himmel und der Weg dorthin sind das Leitmotiv im Dießener Marienmünster, das als herausragende Schöpfung bayerischer Barockkunst gilt.
Eine Marienbüste, die dem Wessobrunner Gnadenbild von der „Mutter zur Schönen Liebe“nachempfunden ist, empfängt den Besucher am Hauptportal, und dann geht es in gerader Linie zum Hochaltar mit der Himmelfahrt Mariens, über dem sich wiederum der „Dießener Himmel“, das berühmte Deckenfresko über dem Chor, wölbt. Wenn morgens die Sonne über dem Ammersee aufgeht und ihr Licht durch die Fenster fällt, bedarf es nicht mehr viel Imagination, um tatsächlich den Himmel im christlichen Sinne zu sehen.
Die berühmte Schmädl-Krippe, die das ganze Jahr über neben dem Taufstein und dem Taufaltar aufgebaut ist, zeige, dass auch der menschgewordene Gott klein angefangen habe, sagt Pfarrer Kirchensteiner. Die Beichtstühle stehen noch vor dem schmiedeeisernen Gitter. Sie mahnen, das Leben neu auszurichten, um ins Paradies kommen zu können. Die christlichen Tugenden – Glaube, Liebe, Hoffnung – sind als Orientierung an der Wand angebracht.
Das Marienmünster – diesen Ehrentitel trägt das Gotteshaus am südwestlichen Ende des Ammersees seit 1989. Es ist aber nicht nur eine „Via Sacra“, ein „heiliger Weg“, sondern auch ein Geschichtsbuch. „Die Kirche verbindet so schlüssig wie kaum irgendwo die Heilsgeschichte mit der Ortsgeschichte“, so Pfarrer Kirchensteiner.
Letztere ist auf den Deckenfresken im Langhaus dargestellt: Alles beginnt mit der legendenhaften Gründung eines ersten Klosters durch den seligen Rathardus.
Gerald Modlinger