Große Gesten beim 70. Geburtstag
Sportlerehrung Der Turn-Olympiasieger Fabian Hambüchen und der Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg tauschen Komplimente aus. Eine Sportart ist der Verlierer des Abends
Baden Baden Es war ein kleiner Umweg, den Fabian Hambüchen am Sonntagabend wählte. Ehe er im Kurhaus von Baden-Baden die Bühne betrat, um sich als Sportler des Jahres 2016 feiern zu lassen, marschierte er auf Nico Rosberg zu. Er umarmte den Formel-1-Weltmeister. Eine nette Geste unter Sportsfreunden, wie sie nicht unbedingt selbstverständlich ist. Im Laufe der Gala tauschten die beiden freundliche Komplimente aus.
„War vollkommen verdient, dein Sieg heute Abend“, so Rosberg, der nach dem WM-Triumph jeden Abend locker drei Termine wahrnehmen könnte und zum Abschied aus der Vollgasszene auf Rang drei landete. Hambüchen zeigte sich als fairer Sieger und meinte in Richtung Rosberg: „Er hätte es genauso verdient wie ich.“Beim 29-jährigen Reck-Olympiasieger würdigten die deutschen Sportjournalisten bei der 70. Abstimmung die gesamte sportliche Karriere. 2007 war Hambüchen bereits Weltmeister und Sportler des Jahres, ehe er tiefe Täler zu durchschreiten hatte.
Rudi Cerne, der zusammen mit Katrin Müller-Hohenstein, die sich in einem golden glänzenden Abendkleid präsentierte, die Proklamation zum zehnten Mal für das ZDF moderierte, war nicht der Einzige, der über die Reaktionen der Besucher staunte. Bei jeder Siegerehrung erhoben sie sich demonstrativ und spendeten Beifall. Stark war auch der Auftritt der knapp 50 ehemaligen Sportler des Jahres, die ebenfalls auf die Bühne gebeten wurden. Eberhard Gienger befand sich genauso in diesem Kreis wie Michael Groß, der früher als Schwimmer oft genug einen Bogen um diese Veranstaltung gemacht hatte, und auch Irene Epple-Waigel.
Zum Ausklang des Jahres weckte ein brasilianisches Rinderfilet Erinnerungen an die Olympischen Spiele in Rio. Verschiedene Filmeinblendungen ließen nicht nur die Highlights unterm Zuckerhut noch einmal lebendig werden. Dazwischen gab es auch kritische Stimmen zu hören, was die Entwicklung im Spitzensport anbelangt.
Einen großen Auftritt hatte Angelique Kerber, die sich bei den Frauen mit einem riesigen Vorsprung behauptete. Sie werde in den nächsten Tagen ein wenig sündigen, kündigte die neue Tennis-Queen an. Später bei der Pressekonferenz wurde sie ein wenig konkreter: „Ohne Keks und ohne Kuchen wäre Weihnachten bei mir gar nicht denkbar.“Die Gefahr, dass sich die Kalorienzufuhr negativ auswirkt, ist gering. Denn danach beginnt für sie schon wieder die neue Saison im fernen Australien. Die Mannschaft des Jahres besteht diesmal aus zwei Damen, den Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst.
Der Abend hatte viele strahlende Sieger, viele glanzvolle Gesichter, die sich nach all den sportlichen Erfolgen in den vergangenen Monaten über diese Ehrungen sehr freuten. Daneben gab es einen großen Verlierer: Die Leichtathletik, die bereits oft bei dieser Gelegenheit im Mittelpunkt stand. Diesmal reichte es für die Olympiasieger Thomas Röhler (Speer) und Christoph Harting (Diskus) nur zu den Plätzen acht und elf.