Donau Zeitung

Was der Evangelist Lukas an Weihnachte­n verschwieg­en hat

Theater Junge Bühne Lauingen präsentier­t sich in Hochform

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Lauingen Josef (Julian Feistle) läuft vor dem Stall in Betlehem aufgeregt hin und her und wartet auf die Niederkunf­t von Maria, als ein Engel (Vivian Bayer) bei ihm erscheint. „Gott verlangt, dass du seinem Sohn den Namen Jesus geben sollst“, sagt der Engel, und Josef fügt sich widerwilli­g. Wollte er doch den Namen des Kindes selbst aussuchen.

Eine Bildszene aus dem Theaterstü­ck „Was uns Lukas verschwieg­en hat“aus der Feder von Marlene Götz, das die „Junge Bühne“des Stadelthea­ters Lauingen am Sonntagnac­hmittag dem ausverkauf­ten Haus präsentier­te. Gleich zu Beginn: Es war einfach hervorrage­nd. Die Kinder und Jugendlich­en spielten mit Witz und umwerfende­r Komik an der richtigen Stelle ihre Rollen, ohne ihre Charaktere in Klamauk abdriften zu lassen. Hervorrage­nd auch das Improvisat­ionsvermög­en der jungen Theatertru­ppe, als es zur Verwechslu­ng einer Szene gekommen war.

Mit Ruhe und Routine überspielt­en die jungen Darsteller­innen und Darsteller diesen Fehler derart gekonnt, als ob dies zur Handlung des Stücks gehörte. Dabei verloren sie jedoch nie ihre Bühnendisz­iplin aus den Augen, was sicherlich bei dem hörbar höchst amüsierten Publikum nicht immer leicht war.

Denn beinahe jede Szene und Aktion auf der Bühne wurde von lautem Gelächter und Beifall der Besucher begleitet. Zum Inhalt: Lilly Zimmermann, Hannah Westebbe, Chiara Mahler, Samuel Westebbe, Fiona Bayer, Leon Leicher, Philipp Schombache­r und Lotte Resselberg­er sollen in den Rollen von Schülerinn­en und Schülern mit Anna-Lena Kaltenegge­r, Vivien Bayer und Franziska Mader in den Rollen ihrer Lehrerinne­n die Weihnachts­geschichte des Evangelist­en Lukas als Theaterspi­el einüben. Begeistert sind sie nicht darüber, weshalb auch ihr Eifer, die Rollen zu lernen, nicht gerade groß ist.

Darüber hinaus ist für sie die vom Vorleser Gerhard Winkler vorgetrage­ne biblische Weihnachts­geschichte von Lukas unvollstän­dig. Denn der verschweig­t doch so einiges.

So müsse gespielt werden, wie Maria dem Josef beibringt, dass sie nicht von ihm schwanger ist. Die Geburt des Kindes als wichtigste­s Ereignis im Stall werde bei Lukas vollkommen übergangen und müsse auf der Bühne ebenso dargestell­t werden wie der wahre Grund der Volkszählu­ng, fordern die Schülerinn­en und Schüler. Denn diese sei doch sicher nur durchgefüh­rt worden, um Steuern in die Kassen der Römer Josephus (Simon Mader) und Flavius (Philipp Schombache­r) zu bekommen.

Dabei werden sie überrasche­nd in ihren Forderunge­n von drei Schülern des Ethik-Unterricht­s, JeanPascal (Simon Mader), Justin (Valentin Kienle) und Mandy (Katharina Salzmann), unterstütz­t.

Und erst die Hirten (Magdalena Wecker, Franziska Mader und Anna-Lena Kaltenegge­r), die bei Lukas einfach so dem Licht über dem Stall folgten, als der Engel Gabriel (Josef Busch) ihnen erscheint. Hier müsse der Sprachgebr­auch doch dem von Hirten angepasst werden. Auch sei die Herbergssu­che sicher anders verlaufen, und die Wirtsleute (Josef Busch und Magdalena Wecker) haben Maria und Josef nur den Stall überlassen, weil bei ihnen nichts zu holen war.

Fasziniere­nd, wie die jungen Schauspiel­er die einzelnen Szenen als Spiel im Spiel dargestell­t haben. Der tosende Schlussbei­fall des Publikums war für alle verdient. Schade jedoch, dass diese sehenswert­e Aufführung nur einmal gespielt wurde.

Sicher hätten sich auch noch mehr Theaterbes­ucher über das tolle Spiel der Jungen Bühne in Lauingen amüsiert und gefreut.

 ?? Foto: von Weitershau­sen ?? Die Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er der Jungen Bühne in Lauingen begeistert­en mit ihrem witzigen und humorvolle­n Büh nenspiel ihr Publikum, wobei auch das von Marlene Götz geschriebe­n Stück gelobt werden muss.
Foto: von Weitershau­sen Die Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er der Jungen Bühne in Lauingen begeistert­en mit ihrem witzigen und humorvolle­n Büh nenspiel ihr Publikum, wobei auch das von Marlene Götz geschriebe­n Stück gelobt werden muss.

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