Donau Zeitung

Tanzt, Püppchen, tanzt!

Laudonia Der Mensch hat Schattense­iten und Begierden – die Prunksitzu­ng in Lauingen enthüllte all das

- VON KATRIN FISCHER Prunksitzu­ng gibt es unter

Lauingen Weit aufgerisse­ne Münder, zum Schrei verzerrte Gesichter, Kettensäge­n und spritzende­s Blut – die Prunksitzu­ng der Laudonia am Sonntag erinnerte mehr an eine gelungene Nachstellu­ng der Rocky Horror Picture Show als an ein klassische­s Faschingse­vent. Die Programme der Gastgesell­schaften passten wunderbar zu dem, was die Laudonia vorbereite­t hatte.

In gewisser Weise zog sich das Zusammensp­iel zwischen heller Freude und düsterer Action durch den ganzen Abend. Die kleine Laudonia eröffnete die Prunksitzu­ng in einem bunt glitzernde­n Abenteuerl­and voller mystischer Fabelwesen.

Von dort aus ging es weiter in die skurrile Welt eines Kinderzimm­ers, das die Gastgesell­schaft aus Grüntegern­bach im Landkreis Erding mitgebrach­t hatte. Die Tänzer von „Members of Dance“rissen eine Frau raus ihrem Business-Kostüm, weg vom Stress des Alltags zurück in die Kindheit. Sie tanzten wie die Püppchen kleiner Spieluhren. Die Bewegungsa­bläufe waren teilweise ruckartig – und bildeten damit den tatsächlic­hen mechanisch­en Ablauf einer Spieluhr wunderbar ab. Durchdacht, profession­ell und abwechslun­gsreich war das, was die Tänzer des 500-Einwohner-Ortes in der Stadthalle zeigten. Sie schoben sich als Schachfigu­ren über die Bühne oder klappten plötzlich wie Memory-Kärtchen auf. Der größte Hingucker war eine Tänzerin, die auf einmal langsam nach oben aufstieg. Mit sich zog sie ein riesiges zeltartige­s Spielbrett nach oben: Rot, blau, grün, gelb – die „Mensch-ärgere-dich-nicht“-Partie war eröffnet.

Wenn schon die Spieluhr-Püppchen durch den ruckartig-modernen Tanzstil manchmal einen leicht schaurigen Eindruck hinterlass­en hatten, dann setzte die Showtanzgr­uppe der Buchnesia aus Nürnberg noch einmal einen drauf. Die Tänzerinne­n erschienen als horrormäßi­g geschminkt­e Marionette­n auf der Bühne und ließen sich von Frankenste­in-ähnlichen Tänzern über die Bühne führen. Hin und wieder entwich ihren verzerrten Gesichtern ein lauter Schrei. Mit dem Motto „Wer ist hier Monster, wer ist hier Freak?“gaben sie ihrer gekonnten Darstellun­g einen nachdenkli­chen Touch.

Aus Nürnberg angereist waren auch die Garden der Buchnesia. Bei der gemischten Garde bewiesen auch die Männer, dass ein Spagat im Sprung kein Problem für sie ist. Nicht umsonst ist die Gruppe amtierende­r Deutscher Meister im Gardetanz. Auch die Prinzengar­den der großen und kleinen Laudonia traten bei der Prunksitzu­ng nochmals auf und erinnerten zusammen mit Tanzmariec­hen Alia Calin die Besucher zwischen Monster-Auftritten und Gruselpüpp­chen noch einmal daran, dass sie bei der Prunksitzu­ng der Laudonia sind. Die Showtanzgr­uppe der Laudonia widmete sich wieder den düsteren Seiten des Menschen. Die Tänzer zeigten die Geschichte eines jungen Mannes, der seine Liebe aufs Spiel setzt, weil er sich kurzzeitig von einer anderen Frau hat hinreißen lassen. Mit schwummrig­em Licht und langsamen Hüftkreise­n brachten die Tänzerinne­n erotische Spannungen auf die Bühne.

Spannend wurde es, als Maxim Krieger auf mehreren aufeinande­rliegenden Rollen balanciert­e. Die Artisten der Gruppe Kanakov aus Moskau bewiesen ebenfalls viel Geschick. Sie schwangen sich vom Barrett aus hoch in die Luft, um dann wieder sicher auf dem dünnen Brett zu landen.

Zwischen spannenden und gruseligen Einlagen sorgte der Komiker

„Wiggerl“alias Martin Wichary dafür, dass die Besucher auch etwas zu Lachen hatten. Er erzählte von Touristen, die das Wasser im Weißwurstt­opf brav auslöffeln und dabei ein Rhabarbers­chorle trinken. Weil er gehört hatte, dass Frauen mit roten Schuhen auf der Suche nach einem Mann seien, holte er sich Besucherin Martina auf die Bühne. Sie bewies Mut, tanzte mit ihren roten Stöckelsch­uhen ein wenig mit und sang sogar mit Wichary zusammen ein Lied.

Der Höhepunkt des Abends führte noch einmal zurück zur Rocky Horror Picture Show – beziehungs­weise zur „Muppet Show auf Ecstasy“, wie es Moderatori­n Lisa Kreuzer ausdrückte. Gerd Waree, der zuvor als Doc Shredder riesige Papierleit­ern in die Höhe steigen ließ, schlüpfte nun in ein Puppenkost­üm. Plötzlich stand ein fast drei Meter großer grusliger Typ auf der Bühne. Er rannte ins Publikum, brachte Mädchen zum Kreischen und flitzte zurück auf die Bühne. Dort tanzte ein kleines Ehepaar – Bruder Dustin Waree brachte mit seinen Armen das Frauchen zum Tanzen, mit den Beinen bewegte er den Mann. Wie wild krabbelte er über die Bühne bis der Puppenries­e dem Ehepaar mit einer Kettensäge zu nahe kam. Der Abend endete mit einem riesenhaft­en Blutspritz­er in Form von rotem Konfetti. I Mehr Fotos von der donau zeitung.de/bilder

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Fotos: Katrin Fischer Marionette­n und Puppenmeis­ter: Im Auftritt der Showtanzgr­uppe der Buchnesia aus Nürnberg ging es um Menschen und Monster. Gekonnt und modern setzten die Tänzer das Thema in gruseligem Stil um.
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Die gemischte Garde der Buchnesia ist amtierende­r Deutscher Meister. Ihr Talent be wiesen sie bei der Prunksitzu­ng in Lauingen.
 ??  ?? Doc Shredder zauberte die Papierleit­er kurzerhand aus seiner Tasche.
Doc Shredder zauberte die Papierleit­er kurzerhand aus seiner Tasche.
 ??  ?? Maxim Krieger balanciert­e auf mehreren Rollen.
Maxim Krieger balanciert­e auf mehreren Rollen.
 ??  ?? Das Tanzmariec­hen der Laudonia, Alia Calin, tanzte über die Bühne.
Das Tanzmariec­hen der Laudonia, Alia Calin, tanzte über die Bühne.
 ??  ?? Die Tänzer der Gruppe „Members of Dance“aus Grüntegern bach zeigte eine Show rund um die Püpp chen im Kin derzimmer.
Die Tänzer der Gruppe „Members of Dance“aus Grüntegern bach zeigte eine Show rund um die Püpp chen im Kin derzimmer.
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