Wo Grafen, Fürsten und ein Flüchtling wohnten
Museum spezial Im Hochstiftmuseum wird die Geschichte des Dillinger Schlosses vorgestellt. Warum der Arzt Karthaphilos hierher flüchtete
Dillingen Die erste Veranstaltung der Reihe „Museum Spezial“im Stadt- und Hochstiftmuseum Dillingen mit der Vorstellung der Turmuhren aus dem Mittleren Tor und dem ehem. Kapuzinerkloster war ein großer Erfolg. Mehr als 50 Besucher nahmen die Gelegenheit wahr, die beiden Museumsobjekte näher kennenzulernen.
Der Museumsarbeitskreis setzt am Sonntag, 19. Februar, die Reihe mit dem Referat „Von der Fliehburg zum Residenzschloss“von Werner Gutmair fort. Im Museum laufen die Vorbereitungen zur Einrichtung einer neuen Abteilung „Allgemeine Stadtgeschichte“. In acht Räumen wird die Stadtgeschichte kontinuierlich von den Anfängen bis zur Landkreis- und Gebietsreform in den 1980er-Jahren dargestellt werden. Ein Modell der Dillinger Burg um das Jahr 1250 wird der Mittelpunkt des ersten Raumes dieser Abteilung sein.
Das Dillinger Schloss, das älteste bestehende Bauwerk und herausragende kulturelle Erbe der Stadt, diente als Grafensitz und Residenzschloss und seit der Säkularisation als Behördensitz. Schlossherren waren zuerst die Sippe der Hupaldinger und die Grafen von Dillingen, danach die Fürstbischöfe von Augsburg. Die Änderung der Funktion des Bauwerks brachte im Laufe der Jahrhunderte mehrfache bauliche Umgestaltungen mit sich. Auch der jeweilige Zeitgeschmack trug dazu bei.
Die im 10. Jahrhundert während der verheerenden Ungarneinfälle entstandene bescheidene Fliehburg, eine sogenannte „Ottonische Landesburg“, entwickelte sich über einen Wohnturm in der Salierzeit und einer anschließenden staufischen Burg zu einem gotischen Burgschloss. Die große Zeit des Schlosses begann in der Mitte des 15. Jahrhunderts, als sich die Fürstbischöfe von Augsburg aus politischen Gründen statt in Augsburg immer mehr in Dillingen aufhielten und auch die Verwaltung ihres geistlichen Staates, des Hochstiftes Augsburg, nach Dillingen verlegten.
In dieser Zeit spielt sich auch eine bekannte Dillinger Sage ab: Als im Mai 1453 das byzantinische Kaiserreich mit seiner Hauptstadt Konstantinopel in die Hände der Osmanen gefallen war, fanden in vielen deutschen Fürstenhöfen geflüchtete Griechen Asyl. In Dillingen war es der Arzt Karthaphilos, der von Fürstbischof Petrus von Schaumberg aufgenommen wurde. Nachdem er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte, endete er auf tragische Weise als Dillinger Schlossgespenst.
Ein besonderes Kleinod verdanken wir der Zeit der Renaissance mit seiner Emblemdecke im Kleinen Rittersaal des Schlosses. Selbstverständlich hat auch die Barockzeit deutliche Akzente, wie zum Beispiel den Ehrenhof beim heutigen Haupteingang, gesetzt. Weitere Beispiele dafür sind der Stuck in der Kapelle St. Johannes und im Festsaal des Schlosses, dem früheren Großen Audienzsaal. (wgu) O
Die Veranstaltung findet um 15 Uhr im Lichthof des Dillinger Stadt und Hochstiftmuseums statt.