Fall Yücel: Berlin mahnt Türkei
Sorge um verhafteten „Welt“-Journalisten
Berlin Die Bundesregierung dringt auf eine rasche Lösung im Fall des in der Türkei inhaftierten deutschtürkischen Journalisten Deniz Yücel. „Für uns ist der Fall Yücel deshalb von allergrößter Bedeutung, weil er für den Einsatz Deutschlands für die Pressefreiheit steht“, sagte Außenamts-Sprecher Martin Schäfer am Montag in Berlin. Er vermied es allerdings erneut, ausdrücklich die sofortige Freilassung Yücels zu fordern. „Die Bundeskanzlerin und das gesamte Auswärtige Amt stehen hinter dem Bemühen, zu verhindern, dass Herr Yücel dauerhaft seine Freiheit verliert“, sagte Schäfer.
Deutlich mahnte Bundesjustizminister Heiko Maas die Türkei zur Wahrung der Pressefreiheit. „Wer bei uns die Meinungsfreiheit in Anspruch nimmt, muss auch selbst Rechtsstaat und Pressefreiheit gewährleisten“, sagte der SPD-Politiker in Anspielung auf den umstrittenen Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim am Samstag in Oberhausen. Yilidirim hatte dort vor tausenden türkischstämmigen Zuhörern für die umstrittene Verfassungsreform geworben, die Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mehr Macht geben soll.
Der Türkei-Korrespondent der Welt war vergangenen Dienstag in Istanbul festgenommen worden. Gestern wurde der Gewahrsam um weitere sieben Tage verlängert, spätestens danach muss er freigelassen oder einem Haftrichter vorgeführt werden. Die Behörden werfen dem 43-Jährigen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Datenmissbrauch und Terrorpropaganda vor. Hintergrund sind offensichtlich Berichte Yücels über eine HackerAttacke auf das E-Mail-Konto des türkischen Energieministers Berat Albayrak. Yücel besitzt die türkische und die deutsche Staatsangehörigkeit. Mit einem Autokorso durch Berlin demonstrierte am Sonntag eine Initiative für Yücel. (afp, dpa)