Donau Zeitung

Das flüssige Gold einer Nuss

Produktion Das Ehepaar Zuber-Tischendor­f aus Haunsheim ist seit vier Jahren im Besitz einer Pflanzenöl­presse und erklärt, was damit alles hergestell­t werden kann

- VON BÄRBEL SCHOEN

Was sich aus Walnüssen alles machen lässt, wie das geht, wofür die Produkte gut sind und was das flüssige Gold ist, das erfahren Sie heute auf

Haunsheim Ein feiner Geruch liegt in der Luft. Es duftet nach frischen Nüssen. Überall stehen kleinere und größere Behälter, die mit Hartschale­nfrüchten gefüllt sind. Die Eimer sind beschrifte­t. Denn jeder, der seine Nüsse bei Karla Zuber und Ralf Tischendor­f in Haunsheim abgibt, möchte später auch wieder seine eigenen zurück – wenn auch in anderer Form.

Die Eheleute Wiedemann aus Mödingen haben drei Kilogramm geschälte Walnüsse mitgebrach­t. Wenig im Vergleich zu den vorherigen Ernten. Der späte Frost im Frühjahr 2016 habe einen Teil der Blüten zerstört, erzählen die beiden, während sie in der Küche von Karla Zuber stehen: „Normalerwe­ise ernten wir von unserem 30 Jahre alten Walnussbau­m fünf Mal so viel.“Seit einigen Stunden schon surrt hier die Ölmühle. Liter für Liter goldfarben­es Öl läuft aus der Schneckenp­ressanlage in eine Rinne hinab in einen großen Messbecher. Das Kaltpressv­erfahren läuft ohne chemische Zusatzstof­fe ab und benötigt keine Extraktion­soder Lösungsmit­tel.

Nicht nur wegen seiner Farbe wird das Walnussöl das „flüssige Gold“genannt. „Es ist aufgrund der Inhaltssto­ffe unglaublic­h wertvoll“, erklärt Karla Zuber. „Walnussöl besitzt viele ungesättig­te Fettsäuren, Öl-, Linolen- und vor allem Linolsäure.

Es stärkt das Immunsyste­m, aktiviert den Fettstoffw­echsel und senkt den Cholesteri­nspiegel. Damit beugt es Herz-Kreislauf-Erkrankung­en und Artieroskl­erose vor.“In der Volksheilk­unde könne es bei vielen Beschwerde­n eingesetzt werden, zum Beispiel gegen Fußpilz, Hühnerauge­n oder Lippenherp­es.

Die Kunden, die den Weg zu der kleinen Firma mit dem passenden Namen „ZuTisch“finden – das Logozeiche­n entstand aus den beiden Nachnamen – wissen die Ölprodukte zu schätzen. Die Ausbeute beträgt fast 50 Prozent. Das Beste: Aus den Nebenprodu­kten lässt sich noch einiges machen. Karla Zuber bringt es auf den Punkt: „Eine Nuss – vier Genüsse“. Bei der Kaltpressu­ng entsteht der sogenannte Presskuche­n, der zu Nussmehl vermahlen und für Kuchen und Gebäck verwendet werden kann. Der bei der ersten Filtration anfallende „Grobtrub“kann die Grundlage für ein leckeres Walnusspes­to sein. Und nach der zweiten Filtration durch bloßes Absetzen entsteht das Nussmark, die Grundlage für ein hausgemach­tes Walnusseis aus natürliche­n Zuta- ten. Karla Zuber kommt aus dem Schwärmen nicht heraus. Nicht nur, dass die Walnuss unschlagba­r gesund sei. Nein: „Wir pressen fast alles, von Bucheckern, Leindotter­n über Distelsame­n bis zu Kürbiskern­en“, erzählt sie von seltenen Samen und Nüssen. Aus Hanfsamen lasse sich kostbarste­s Öl mit Omega3-Fettsäuren herstellen. Die Kunden kommen zum Teil von weit her, denn Ölmühlen sind in Deutschlan­d rar gesät.

Dabei ist Ralf Tischendor­f vor vier Jahren nur durch Zufall bei einem Messebesuc­h auf die Pflanzenöl­presse gestoßen. Die Maschine von Anton Fries wurde in den 80er Jahren zwei Mal mit dem bayerische­n Staatsprei­s für besondere technische Leistungen ausgezeich- net. Für den technikbeg­eisterten Tischendor­f war es ein Muss, die rund 13 000 Euro teure Anlage zu kaufen. Amortisier­t hat sie sich bis heute noch nicht. Trotzdem ist der 50-Jährige glücklich damit, steckt doch eine Philosophi­e dahinter. „Wir wollen gute und regionale Lebensmitt­el herstellen.“Und seine Frau ergänzt: „Es ist eine Wertschätz­ung der Nüsse.“

Das Ehepaar wartet sehnsüchti­g darauf, dass die vor vier Jahren gepflanzte­n 16 Walnussbäu­me hinter dem Grundstück einmal Früchte tragen werden. Morgen bringt ein Biobauer aus der Region eine Tonne Distelsame­n zum Pressen. O

Wochenmark­t Am Freitag, 31. März, kommt Karla Zuber mit ihren verschie denen Produkten auf den Wertinger Wo chenmarkt. Kontakt: Telefon 09072/5452.

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Fotos: Bärbel Schön Bei der Kaltpressu­ng entsteht der sogenannte Presskuche­n, der zu Nussmehl vermahlen wird.
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Eine (Wal )Nuss, vier Genüsse: Aus Walnüssen lassen sich ganz verschiede­ne Lebensmitt­el machen.
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Ralf Tischendor­f stieß durch Zufall auf die Pflanzenöl­presse.
 ??  ?? Karla Zuber mit den verschiede­nen Pro dukten aus Walnüssen.
Karla Zuber mit den verschiede­nen Pro dukten aus Walnüssen.
 ??  ?? 13000 Euro hat die Presse gekostet, die Tischendor­f auf einer Messe entdeckt hat.
13000 Euro hat die Presse gekostet, die Tischendor­f auf einer Messe entdeckt hat.

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