Land unter an Donau und Zusam
Bündnis Hochwasserschutz Was Landrat Leo Schrell gegen eine Jahrhundertflut HQ 100 unternehmen will. Und wie er es schaffen will, alle mit ins Boot zu nehmen
Wertingen/Buttenwiesen Vergangene Woche hat Landrat Leo Schrell eine Sondersitzung des „Bündnis Hochwasserschutz für unsere Heimat“einberufen. Aufgrund der endlosen Diskussionen um das Für und Wider von Flutpoldern entlang der Donau befasste sich der Landrat mit einer neuen Möglichkeit, dem Jahrhunderthochwasser HQ100 zu begegnen.
Nach eingehendem Studium der biblischen Schöpfungsgeschichte ist Schrell auf die Idee gekommen, die Arche Noah wieder aufleben zu lassen, um das Zusam-und Donautal gegen ein Jahrhunderthochwasser zu wappnen. Der Landrat lässt bereits überprüfen, ob sich das Holz der mächtigen Ried-Eichen rund um die Bäldleschwaige dafür eignet, eine Arche zu zimmern. Die Schreinerund Zimmerer-Innung aus dem Landkreis hat sich bereit erklärt, unter ihren Mitgliedsbetrieben ver- schiedene Modelle für eine Arche zu entwerfen. Überlegt wird auch, einen Architektenwettbewerb für die Konstruktion einer neuzeitlichen Arche auszuschreiben unter besonderer Berücksichtigung von Energieeffizienz.
Auf Vorschlag von Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier wurde das Projekt „Rettungsboot Städtlebox“ins Bündnis-Programm mit aufgenommen. Nachdem sich die Box schon in Wertingen als stabiles Fundament für florierende Geschäfte erwiesen hat, soll nun mittels eines Gutachters untersucht werden, ob sie sich auch als schnittiger Kreuzer für überflutete Regionen eignen könnte. Lehmeier würde sich persönlich zum „Retter in Not“ausbilden lassen und die Box steuern. Die Chancen für eine RettungsStädtlebox stünden gut, meinte Lehmeier, jedoch mit einer Einschränkung: „Die Tragfähigkeit der Box sollte ein maximales Gesamtgewicht von 200 Kilo nicht überschreiten.“ Stark übergewichtige Personen müssten schon jetzt abspecken, um im Fall eines HQ 100 die Box nutzen zu können. Lehmeier obliegt dann die Aufgabe, gestrandete Personen rund um die Arche aufzusammeln.
In die Planung der HochwasserArche soll auch der Bund Naturschutz einbezogen werden, um mögliche Klagen – Buttenwiesens Ortsvorsitzender Gernot Hartwig hat eine solche bereits im Vorfeld angekündigt – gänzlich auszuschließen. Hartwigs Bedingung für einen Bündnis-Beitritt: „Frogs first“– „Frösche zuerst“. In Kommunikation ist Landrat Leo Schrell auch bereits mit den Landkreis-Veganern unter Vorsitz von Kreisrätin Heidi Terpoorten getreten. Sie hat wissen lassen, dass die Veganer dem Bündnis Hochwasserschutz beitreten werden, wenn tägliche fleischlose Küche im Bordservice der Arche inbegriffen ist – „all inclusive“für Veganer.
Mit ins Boot müssen auch die Abgeordneten, forderte der Landrat. Als ehemaligem Geschäftsführer der regionalen Ferkelerzeuger wird das Know-how von Landtagsabgeordnetem Johann Häusler gebraucht. Der Landrat denkt daran, seinen Parteifreund im Ernstfall als Schweinehirten einzusetzen, um die Schweinchen an Bord in Schach zu halten. Denn Übergriffe von Fleischfressern auf die Borstentierchen sollen unbedingt vermieden werden, um nicht in Konflikt mit den Veganern zu geraten.
Apropos Tiere: Der Geschäftsführer des Kreis-Bauernverbandes, Eugen Bayer, hat zugesagt, darauf zu achten, dass Tiere nur paarweise Zugang zur Arche bekommen, ganz nach dem biblischen Vorbild von Altvater Noah. Eine wichtige Funktion hat sich Buttenwiesens Bürgermeister Hans Kaltner selbst auf- erlegt. Er will mit allen Mitteln die Unterspülung des Buttenwiesener Kriegerdenkmals durch das Hochwasser verhindern und den wackeren Soldaten auf der Stele notfalls eigenhändig aus den Fluten retten. Kaltner absolviert hierfür bereits ein Krafttraining im Zusamtaler Fitnessstudio und einen Rettungsschwimmerkurs bei der Wasserwacht, um die schwere Statue im Ernstfall vor dem Abtauchen retten zu können.
Stichwort abtauchen: Landtagsabgeordneter Georg Winter verwahrte sich in der Sondersitzung dagegen, auf Tauchstation geschickt zu werden. Angesichts einschlägiger Erfahrungen wisse er genau, wie man es schaffe, sich wieder herauszupaddeln aus stürmischen Fluten, erklärte Winter. Seine Taucherausrüstung aus dieser Zeit will der Abgeordnete auf jeden Fall mit auf die Arche nehmen. Man könne ja nie wissen, was alles passiert, wenn es heißt: „Land unter an Donau und Zusam!“.
„Frogs first“– „Frösche zuerst“!
Gernot Hartwig, Bund Naturschutz