Wir fahren mit dem Bob!
Deutschland ist nun mal kein Wintersport-Land“, äußerte sich 2011 der inzwischen verstorbene DOSB-Ehrenpräsident Manfred von Richthofen, Enkel der gleichnamigen „Roten Barons“, in einem Interview zur gescheiterten Bewerbung Münchens um die Olympischen Winterspiele. Der gleiche von Richthofen stellte aber auch fest: „Deutschland ist eine tolle Wintersport-Nation.“Ja was denn nun, möchte man da fragen. Dabei sind beide Aussagen Teil der Wahrheit und nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. Klar, Skiberge zählen in der Norddeutschen Tiefebene zur Ausnahme. Selbst im schwäbisch-bayerischen Landkreis Dillingen sind die Tage, an denen der Unterliezheimer Skilift oder Dillingens Eislaufplatz in Betrieb ist, eher rar. Nach der strengen Definition einer Wintersport-Nation dürften dann aber wohl nur noch Österreich und die Schweiz zu Olympischen Spielen antreten.
Doch Biathlon-Talente aus Bächingen oder Skisprung-Weltmeisterinnen von der Schwäbischen Alb kommen nicht von ungefähr. Die Begeisterung der sportinteressierten Deutschen gehört neben dem Fußball vor allem auch dem Wintersport. Eine rappelvolle SchalkeArena beim Hallen-Biathlon oder Millionen vor den TV-Geräten zu den Wintersport-Übertragungen sprechen eine deutliche Sprache.
Bei den Weltmeisterschaften der vergangenen Wochenenden räumten unsere Sportler die Medaillen in einem lange nicht mehr erlebten Ausmaß ab. Ob Rodeln, Bob, Biathlon, Skeleton, Skispringen oder die Nordische Kombination – Gold glänzte überall. Schade, dass erst in einem Jahr Olympia ist.
Am Sonntag geschah am Königssee sogar Historisches: Gleich acht Deutsche wurden Weltmeister im Viererbob. In diesem Sinne sind wir gerne Wintersport-Nation und halten es mit dem bayerischen Original und Liedermacher Willy Michl: Wir sind die Männer (und Frauen; politisch korrekte Anm. d. Red.) mit einem harten Job, wir fahren mit dem Bob!