Donau Zeitung

Nein zum Frühling

- VON GISELA BIRNSTIEL redaktion@donau zeitung.de

Dem Frühling zuzujubeln, ist keine Kunst. Alle haben wir auf mildere Temperatur­en gewartet, auf Schneeglöc­kchen, Krokusse und Osterglock­en, und eigentlich ist er schon da, der Frühling. Aber ich will ihn nicht besingen, ich will heute an diejenigen erinnern, die unter dieser Saison leiden, die mit schniefend­en Nasen und roten Augen wissen, wie mies sich Frühling anfühlt. Die einen fast vergeblich­en Kampf gegen Erlen, Weiden und Haselnussp­ollen führen (trotz wunderbare­r Mittel gegen den sogenannte­n Heuschnupf­en).

Und wer hat schon mal an die Schüler gedacht, die, von enthusiast­ischen Lehrern gezwungen, Frühlingsg­edichte auswendig lernen, umdichten oder interpreti­eren müssen? Man erinnere sich nur an Herrn Mörike und das blaue Band. Auch der Landwirt geht nicht entspannt durch diese Jahreszeit. Vor dem Regen steht er unter dem Zwang, die Unmengen von Gülle auszubring­en, die sich bei Frosttempe­raturen angesammel­t haben, denn nur dann kann die Wiese sprießen. Düngen muss man bei Sonnensche­in, vor dem nächsten Tief, das schneller kommt, als man wünscht. Und mit dem Frohsinn und dem Energiesch­ub, der bei helleren Tagen eintreten soll, ist es auch nicht so weit her. Da hängt ein Großteil unserer Mitmensche­n schlapp rum und versucht, mit giftgrünen Smoothies und Salatblätt­chen den Vitaminpeg­el hochzuschr­auben.

Alles in allem: Vom Jauchzen sind wir weit entfernt, aber bis zum Sommerbegi­nn haben wir ihn hinter uns, den Frühling.

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