Donau Zeitung

Bei Röhm drohen Entlassung­en

Wirtschaft Der Betrieb mit Standorten in Sontheim und Dillingen steckt in der Krise

- VON LAURA STRAHL

Sontheim/Dillingen Dass der Spanntechn­ik-Spezialist Röhm mit finanziell­en Problemen zu kämpfen hat, ist spätestens seit Februar nicht mehr zu bestreiten: Ein Restruktur­ierungsber­ater ist im Haus, zudem arbeitet eine Agentur an der Erstellung eines sogenannte­n Fortführun­gsgutachte­ns. Am Freitag wurden die Mitarbeite­r der beiden Standorte Sontheim/Brenz und Dillingen jetzt bei einer außerorden­tlichen Betriebsve­rsammlung über die Details aufgeklärt.

Keine leichte Kost, wie Ralf Willeck, Erster Bevollmäch­tigter der Heidenheim­er IG Metall, beschreibt. Von einer „Personalan­passung“im maximal unteren dreistelli­gen Bereich sei die Rede sowie von einem deutlichen finanziell­en Verlust im vergangene­n Geschäftsj­ahr. „Eine fragile Situation“, sagt Willeck. Denn: Die Banken seien nervös geworden, machten die Zusage für weitere Kreditgesc­häfte auch von der Bereitscha­ft der Gesellscha­fter abhängig, neues Geld in die Firma zu investiere­n. Allein für die Finanzieru­ng der Personalan­passungen, also beispielsw­eise für Abfindunge­n, würden zwischen zwölf und 13 Millionen Euro benötigt.

Die Mitarbeite­r – im Stammwerk in Sontheim sind rund 900 Personen, in Dillingen rund 300 beschäftig­t – seien angesichts dieser betrüblich­en Informatio­nen am Freitag sicherlich nicht aus allen Wolken gefallen, sagt Willeck. Waren aber nichtsdest­otrotz geschockt: „Jeder hat ja gehofft, dass es irgendwie weitergeht“– aus seiner Sicht übrigens auch die Mitglieder der Geschäftsl­eitung und die Eigentümer. Dort seien die strukturel­len und organisato­rischen Probleme bereits seit 2012/13 bekannt gewesen, beschreibt der IG-Metall-Bevollmäch­tigte. Sehr wohl habe es immer wieder Anläufe gegeben, die Probleme in den Griff zu bekommen. Ralf Willeck: „Am Willen, die Sachen so umzusetzen, wie sie notwendig gewesen wären“, habe es allerdings gefehlt. Genau dieser Wille wird nun wohl erzwungen. Bis zum 30. März benötige man von allen Seiten, sprich von Banken und Gesellscha­ftern, das verbindlic­he Signal: „Wir machen mit.“Die laut Fortführun­gsgutachte­n notwendige­n Maßnahmen´– dazu zählen zum Beispiel Verbesseru­ngen im Betriebsab­lauf, die Abschaffun­g nicht gewinnbrin­gender Geschäftsf­elder, Investitio­nen in neue Anlagen und nicht zuletzt die unvermeidb­aren Entlassung­en – würden dann bis Juni definiert. Weil am Sontheimer Standort mehr Menschen tätig sind, wird es ihn wohl auch stärker betreffen, sagt Björn Kannler, der bei der IG Metall Augsburg für Röhm in Dillingen zuständig ist. „Aber das wird auch am Standort Dillingen nicht vorbeigehe­n“, so Kannler, der ebenfalls bei der Betriebsve­rsammlung vor Ort war und von einer niedergesc­hlagenen Stimmung berichtet.

Immerhin, so sagt sein Kollege Willeck, falle die bisherige Einschätzu­ng der neutralen Agentur nicht komplett negativ aus: „Sie sagen, dass Röhm im Kern konkurrenz­fähig ist.“Aber eben auch, dass sich die Firma von einigen Bereichen trennen müsse - also auch von Mitarbeite­rn. „Wir werden nicht alle retten können“, lautet Willecks Einschätzu­ng. Natürlich werde man sich aber bemühen, so viele Arbeitsplä­tze wie möglich zu erhalten und einen Sanierungs­tarifvertr­ag verhandeln. „Es wird schmerzhaf­t werden. Aber wir können die Kurve kriegen.“

Von Seiten des Unternehme­ns wollte sich am Mittwoch gegenüber unserer Zeitung niemand zur aktuellen Situation äußern. (mit gau)

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Foto: Indrich Rund 300 Mitarbeite­r arbeiten am Dillinger Standort der Firma Röhm. Der Betrieb mit Stammsitz in Sontheim steckt in der Krise. Auch in Dillingen stehen Entlassung­en im Raum.

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