Donau Zeitung

Die eigene Mutter wegen 100 Euro bedroht

Prozess Mit rund drei Promille im Blut rastete ein 55-Jähriger aus

- VON KATHARINA INDRICH Foto: dpa

Landkreis Dillingen Ohne Alkohol, da ist ihr Vater eine Seele von Mensch, sagt die Tochter. Doch wenn er getrunken hat, dann kann er unberechen­bar werden. Das erfuhr im Januar dieses Jahres die mittlerwei­le 89-jährige Mutter des 55-Jährigen am eigenen Leib. Die ganze Nacht über, sagt ihr Sohn, habe er getrunken, weil sein Enkel, der in den Ferien bei ihm war, wieder nach Hause fahren musste. „Ich war frustriert, konnte nicht schlafen und habe mir auf Deutsch gesagt die Kante gegeben.“

Derart, dass er am Morgen, als er zu seiner Mutter ins Zimmer ging, etwa drei Promille Alkohol im Blut hatte. Weil er dem Enkel noch ein Weihnachts­geschenk habe machen wollen, aber nur noch 350 Euro gehabt habe, wollte er von seiner Mutter 100 Euro haben. Doch darum bat er alles andere als höflich. Laut Anklage der Staatsanwa­ltschaft nahm der 55-Jährige seiner Mutter gegenüber eine bedrohlich­e Haltung ein, beschimpft­e sie als „dreckige Hexe“, fegte in seiner Rage zwei Blumentöpf­e von einem Raumteiler und drohte ihr oder seinem Bruder den Kopf herunterzu­hauen und einem anderen Bruder die Hand abzuhacken. Derart eingeschüc­htert rückte die alte Dame die 100 Euro schließlic­h heraus und rief dann aufgelöst die Lebensgefä­hrtin eines anderen Sohnes an, die dann die Polizei verständig­te. Die fand bei einer Durchsuchu­ng dann auch noch ein elf Zentimeter langes Springmess­er und eine scharfe Patrone des Kalibers neun Millimeter.

Der Angeklagte ließ im Prozess vor dem Schöffenge­richt in Augsburg die Vorwürfe über seinen Verteidige­r Felix Hägele einräumen und zeigte sich reuig. Der Verteidige­r betonte aber, dass sein Mandant immer ein sehr gutes Verhältnis zur Mutter gehabt und sich um sie gekümmert habe. „Die Mutter sagt, sonst ist er ein wunderbare­r Sohn, aber wenn er trinkt, ist er ein anderer Mensch.“Die 89-Jährige selbst war aus gesundheit­lichen Gründen nicht zur Verhandlun­g erschienen. Dafür aber die Dillinger Amtsrichte­rin Gabriele Held, bei der sie einige Zeit nach der Tat ausgesagt hatte. Man habe gemerkt, dass sie der Vorfall wirklich verängstig­t habe, sagte Held vor Gericht. „Mörderisch“habe sich der Sohn aufgeführt. Ein Wort, das auch einem der Polizeibea­mten, Ein 55 Jähriger be drohte seine Mut ter wegen 100 Euro. die an diesem Morgen vor Ort waren, im Gedächtnis geblieben war. Dennoch ist die Seniorin offenbar bereit, den Sohn wieder bei sich aufzunehme­n. Der saß seit dem Vorfall in Untersuchu­ngshaft. Aus der wurde er am Freitag entlassen. Denn das Schöffenge­richt unter Vorsitz von Richterin Martina Triebel verurteilt­e den 55-Jährigen wegen räuberisch­er Erpressung, vorsätzlic­hen Besitzes einer verbotenen Waffe und vorsätzlic­hen unerlaubte­n Besitzes von erlaubnisp­flichtiger Munition zu einer Bewährungs­strafe von einem Jahr und vier Monaten. Daneben muss der Mann 80 Stunden gemeinnütz­ige Arbeit leisten und eine ambulante Alkoholthe­rapie machen.

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