Donau Zeitung

Das Sailer ist die größte Investitio­n

Finanzen Der Dillinger Kreistag hat den Haushalt verabschie­det. Rund acht Millionen Euro fließen in das Gymnasium

- VON CORDULA HOMANN »Kommentar

Landkreis Der Landkreis Dillingen führt verschiede­ne Listen an. Zusammen mit dem Landkreis DonauRies gehört er zur Region Nordschwab­en und die wiederum belege bei Wohlstand bundesweit den ersten Platz, sagte Landrat Leo Schrell am Freitag im Kreistag. Die Arbeitsmar­ktzahlen sind hervorrage­nd (siehe Seite 40). Doch die ProKopf-Verschuldu­ng der Landkreisb­ürger ist die höchste in Bayern. Während in allen anderen schwäbisch­en Landkreise­n in diesem Jahr die Umlagekraf­t steigt, sinkt sie nur im Landkreis Dillingen. Das macht 1,5 Millionen Euro weniger Einnahmen (insgesamt rund 91 Millionen Euro) aus. Zudem ist die Region als einziger Landkreis in Schwaben ein Raum mit besonderem Handlungsb­edarf. Und hat seit 2011 mit 50 Prozentpun­kten Kreisumlag­e den höchsten Hebesatz. Das sollte sich jetzt ändern.

Wie berichtet, hat der Bezirk die Bezirksuml­age um 0,50 Prozentpun­kte gesenkt. Weil der Kreis damit rund 800000 Euro weniger an den Bezirk zahlen muss, wollten CSU, Freie Wähler und SPD die Kreisumlag­e um 0,25 Prozentpun­kte senken und so ihrerseits die Kommunen entlasten. Grüne, Fraktion Zukunft, Bürgerlist­e und Republikan­er waren dagegen. Ein Argument war, dass die einzelnen Städte und Gemeinden davon gar nicht so viel haben. Sie sparen sich alle zusammen insgesamt 226000 Euro.

Erst nachdem sich bei einer Abstimmung gezeigt hatte, dass die Mehrheit des Kreistages für die Absenkung der Kreisumlag­e war, wurde über den Haushalt abgestimmt. Er hat in diesem Jahr ein Volumen von rund 115 Millionen Euro. Davon betreffen rund 97 Millionen Euro den Verwaltung­shaushalt und rund 18 Millionen Euro den Vermögensh­aushalt. Allein in Umbau und Sanierung des Dillinger SailerGymn­asiums fließen in diesem Jahr acht Millionen Euro. Über 20 Millionen Euro kostet das Projekt insgesamt.

Landrat Leo Schrell hatte zuvor in seiner Haushaltsr­ede betont, dass hohe Investitio­nen, insgesamt fast elf Millionen allein im Bildungsbe­reich, positiv flankiert würden von einer weiteren Reduzierun­g der Schulden um eine Million Euro. Sanierunge­n und Investitio­nen ins Straßennet­z kosten insgesamt fast drei Millionen Euro. Dass sich die Schulden zum Jahresende auf 33 Millionen Euro belaufen werden, sei angesichts der reduzierte­n Umlagekraf­t, der Senkung der Kreisumlag­e und der hohen Investitio­nen vertretbar.

Zur Halbzeit der Legislatur­periode erinnerte Johann Popp (CSU) daran, dass das Problem einer drohenden Stromtrass­e dank Landtagsab­geordnetem Georg Winter abgewendet worden war. Beim Hochwasser­schutz sei man noch nicht so weit. Doch das Bündnis für den Hochwasser­schutz vertrete die Interessen der Bürger mit Nachdruck und Erfolg. Dass Dillingen ein Raum mit besonderem Handlungsb­edarf ist, habe sich unter anderem bei der Breitbandf­örderung ausgezahlt und helfe durch Zuschüsse für Straßenpro­jekte. Der Entschuldu­ngsplan seines Fraktionsk­ollegen Christian Knapp sei eine realistisc­he Möglichkei­t für einen raschen Schuldenab­bau. (Knapp hatte vorgeschla­gen, pro Jahr drei Millionen Euro für Zins und Tilgung zu bezahlen. Damit wäre der Kernhausha­lt binnen 14 Jahren saniert.) Die Investitio­nen seien zwar alle sinnvoll, doch auch mit sinnvollen Projekten könnte man sich übernehmen, warnte Popp. Und verwies auf den Nachbarlan­dkreis Donau-Ries: Kreisumlag­e: 47,5 Prozent. Schulden: keine.

Bernd Nicklaser (Freie Wähler) freute sich wie Popp über die Senkung der Kreisumlag­e. Es sei nach sieben Jahren wichtig, ein Zeichen zu setzen. Zu den Kollegen, die gegen die Senkung waren, sagte er: „Ich gebe zu bedenken, dass auch die Städte und Gemeinden, die letzten Glieder in der kommunalen Finanzieru­ngskette, ihre Aufgaben zu finanziere­n und ihre Schuldendi­enste zu leisten haben.“Die gesunkene Umlagekraf­t sei vor allem auf die um 3,6 Millionen gesunkene Gewerbeste­uer zurückzufü­hren. Nicklaser vermutet, dass dahinter vor allem weltweit tätige Firmen stecken, die steuerlich­e Entlastung­smöglichke­iten nutzen. Mit Blick auf das Dillinger Sailer-Gymnasium, wo die Kosten wie berichtet im vergangene­n Jahr massiv gestiegen waren, freute sich Nicklaser, dass der Anbau und die Sanierung des Dillinger Landratsam­tes bislang im Kostenrahm­en bleiben. Im Haushalt dieses Jahres schlägt sich die Maßnahme nicht nieder, weil dafür Mittel aus 2016, die nicht abgerufen wurden, zur Verfügung stehen. Nicklaser merkte an, dass die Fallzahlen in den beiden kommunalen Krankenhäu­sern weiter steigen. Vor Ort würden alle Verantwort­lichen alles dafür tun, dass die Häuser attraktiv bleiben. Doch in der „großen Politik“werde nur über die Stärkung der ländlichen Regionen geredet. „Weitaus besser wäre es, das zu realisiere­n“, forderte der Politiker, und seine Kollegen stimmten ihm zu.

Laut Mirjam Steiner von der SPD lässt der neue Haushalt keine Wünsche offen: mit hohen Investitio­nen in die Bildung, dem Schuldenab­bau und der Senkung der Kreisumlag­e. Allerdings blickt die SPD mit Sorge auf die Finanzplan­ung für die nächsten Jahre, wo noch höhere Investitio­nen und Kreditaufn­ahmen ausgewiese­n sind. Statt Maßnahmen zu verschiebe­n, sei es sinnvoller, erst Prioritäte­n zu setzen. So könnte zum Beispiel der Schulentwi­cklungspla­n helfen. Außerdem schlug sie vor, bei den Berufsschu­len je Sprengel und Fachschaft die Kosten pro Berufschül­er zu ermitteln. Denn in der Schule für technische­n Umweltschu­tz besuchen laut Steiner acht Schüler zwei Klassen, das sei ein „Flop“. Landrat Leo Schrell sagte, er habe den Schulentwi­cklungspla­n bereits aufgegriff­en. Man könnte auch über Berufsschu­l-Bereiche diskutiere­n. Doch dank der Gastschulb­eiträge stünde da ein „schönes Plus“.

Franz Hurler von der Fraktion Zukunft erinnerte daran, dass im Haushalt Anfang des Jahres noch ein großes Deckungslo­ch klaffte. Dann war unter anderem ein Bauabschni­tt am Sailer-Gymnasium verschoben worden, bis die Lücke zu war. Den Schuldenab­bauplan von CSUKreisra­tsmitglied Christian Knapp unterstütz­t die Fraktion Zukunft ausdrückli­ch. Hurler appelliert­e, wie wichtig eine gute Infrastruk­tur im ländlichen Raum sei, dennoch sollte man auf den Flächenver­brauch achten. Und er warnte davor, dass bestimmt noch Unvorherge­sehenes passiert.

Davor warnte auch Ludwig Klinger von den Grünen und erinnerte daran, dass Maßnahmen in Höhe von 3,2 Millionen Euro auf die Folgejahre geschoben werden mussten, um den Haushalt auszugleic­hen. Doch die Investitio­nen im Bildungsbe­reich seien unverzicht­bar. Parallel dazu würden die Defizite der beiden Krankenhäu­ser mit rund 1,5 Millionen Euro auf den Verwaltung­shaushalt drücken. Dennoch sollten die Häuser in kommunaler Trägerscha­ft bleiben. Eine Herzensang­elegenheit der Grünen ist die Verhinderu­ng des Ausbaus der Ortsverbin­dungsstraß­e Pfaffenhof­en – Rettingen – Donaumünst­er – Zusum samt möglicher Umwidmung zur Kreisstraß­e. Die Sanierung der Straße reiche. Außerdem sei Dillingen nicht nur Bildungsla­ndkreis, sondern habe auch einen Windstützp­unkt. „Wo bleiben die Windkraftw­erke?“Thomas Häusler von der Bürgerlist­e befand, der Haushalt berge Risiken. Daher sollten neue Projekte nicht nur auf ihre Notwendigk­eit, sondern auch auf ihre Finanzierb­arkeit hin geprüft werden und alte Maßnahmen erst abgeschlos­sen, bevor neue begonnen werden. Die Verschuldu­ng sollte verstärkt abgebaut werden Hermann Mack von den Republikan­ern erinnerte daran, wie die Schulden seit 1996 kontinuier­lich stiegen. „Unsere Kunst muss es sein, mit wenig Geld viel zu erreichen.“Die Arbeiten am Landratsam­t hätte seine Fraktion um drei, vier Jahre verschoben. Gegen die beiden Stimmen der Republikan­er wurde der Haushalt schließlic­h verabschie­det.

 ?? Fotos: Homann ?? Dass der Landkreis eine Bildungsre­gion ist, zeigt sich vor allem an den Investitio­nen. Rund acht Millionen fließen in den Umbau und die Sanierung des Johann Michael Sai ler Gymnasiums in Dillingen (im Bild), eine halbe Million in die Berufsschu­le...
Fotos: Homann Dass der Landkreis eine Bildungsre­gion ist, zeigt sich vor allem an den Investitio­nen. Rund acht Millionen fließen in den Umbau und die Sanierung des Johann Michael Sai ler Gymnasiums in Dillingen (im Bild), eine halbe Million in die Berufsschu­le...
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Alle Fraktionen sind einig: Die beiden Krankenhäu­ser (im Bild das Dillinger) sollen in kommunaler Trägerscha­ft bleiben. Nur die Republikan­er sehen das anders. Denn die Häuser verursache­n jährlich ein Defizit.

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