Zwangsfasten nach Ostern
Jetzt ist die Fastenzeit vorbei und kein Mensch redet mehr davon. Bewusster Verzicht, stilles Leiden – kein Thema mehr. Dabei war diese Zeit für Fipsi richtig klasse. Jedes Mal, wenn jemand stolz davon erzählte, wie er eine Woche auf das Internet verzichtete, konnte Fipsi noch stolzer rufen: „Ich mache das schon seit Monaten.“(Man muss wissen: Sie wohnt am Ende der Welt, wo es keinen Internetanschluss gibt.) Wenn jemand mit geschwellter Brust vom Smartphone-Verzicht sprach, konnte Fipsi einmal mehr rufen: „Ich habe gar kein Smartphone.“(Dafür muss man wissen: Fipsi hat ein Blackberry, eins von der aussterbenden Sorte.)
Aber jetzt ist die Fastenzeit vorbei und Fipsi ist nicht mehr die Heldin der modernen Zeit – sondern der größte Depp des 21. Jahrhunderts. Statt „Wow“bekommt sie jetzt wieder „Was, du hast kein Whatsapp?“zu hören. Für sie geht der Dauerverzicht jetzt unspektakulär weiter. Fotos bekommt sie schon lange nicht mehr geschickt, SMS auch nur noch von Freunden mit Flatrate. Mal eben die Nummer des Zahnarztes googeln? Keine Chance…
Doch Fipsi steht dazu. Man muss nicht immer alles so machen wie die anderen. Symptome werden in medizinischen Lexika nachgeschlagen und das Handy – das ist zum Telefonieren da. Dummerweise ist beim Blackberry das Displaylicht kaputt… und das Display auch, es hüpft aus der Fassung. (Hierzu muss man wissen: Bei Smartphone-Reparaturstellen werden Blackberrys nicht repariert). Und der Lautsprecher geht auch nicht mehr. Anrufer hören sich wie Roboter an. Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass sie in Zukunft komplett auf Kontakt zur Außenwelt verzichten muss. Vor wem soll sie dann in der nächsten Fastenzeit angeben?