Donau Zeitung

Bangladesc­h beginnt bei uns

Mode Fair-Trade-Marken wie „Armed Angels“oder „Glore“bieten eine Alternativ­e zu herkömmlic­her Kleidung. Doch im Landkreis gibt es nur wenige Anbieter

- VON JONATHAN MAYER

Landkreis Riesige T-Shirts hängen zurzeit an den Fassaden in Wertingen. Damit will der Weltladen an ein ganz bestimmtes Ereignis erinnern. Denn am vergangene­n Montag jährte sich die Katastroph­e von Dhaka zum vierten Mal. Damals stürzte das Fabrikgebä­ude Rana Plaza in der bangladesc­hischen Hauptstadt ein. In den Trümmern starben 1 133 Menschen. Die Tragödie machte nochmals deutlich, wie schlecht die Arbeitsbed­ingungen bei vielen Zulieferer­n der Textilbran­che sind. Dabei ist das nur ein Beispiel aus einer langen Kette von Unglücken. Die Aktion des Weltladens soll aber nicht nur erinnern, sondern auch für Fair-Trade-Kleidung werben. Also für T-Shirts, Hosen und Pullover, die zu humanen Bedingunge­n und fairen Löhnen produziert werden. Wir haben die Kleidungsg­eschäfte im Landkreis befragt, wie es bei uns um Fair Trade bestellt ist.

Im Sportgesch­äft Intersport Seeßle in Gundelfing­en zum Beispiel gibt es Fair-Trade-Kleidung. Bisher ist die Auswahl allerdings gering. „Es gibt einfach wenige Fair-TradeHerst­eller im Sportberei­ch“, sagt Geschäftsf­ührer Wolfgang Seeßle. Die Kunden würden die fairen Sportklamo­tten zwar kaufen. „Der vorrangige Kaufgrund ist aber das Aussehen“, wie Seeßle weiß. Dass die Fair-Trade-Ausrüstung zehn bis 20 Prozent teurer ist, mache den Kunden nichts aus. „Das ist für die meisten verkraftba­r“, sagt Seeßle.

Die Kette Witt Weiden kontrollie­re konsequent, ob die Zulieferer ihre Sozialstan­dards einhalten. Zu diesen gehören unter anderem das Verbot von Kinderarbe­it, die Zahlung angemessen­er Löhne und die Wahrung der Sicherheit am Arbeitspla­tz. Wie die Mitarbeite­rin aus dem Dillinger Geschäft, Martina Hodzic, berichtet, gäbe es immer wieder Kunden, die sich über Fair Trade informiere­n würden. „Die Kunden fragen vor allem, ob mit Kinderarbe­it produziert wird“, sagt sie. Witt Weiden unterstütz­e aber auch das Projekt „Cotton made in Africa“, bei dem afrikanisc­he Kleinbauer­n, die nachhaltig Baumwolle herstellen, unterstütz­t werden.

Anders ist es im Reformhaus in Dillingen. Hier gibt es seit drei Jahren Fair-Trade-Kleidung im Ange- bot. Roswitha Schwertber­ger, die Inhaberin des Ladens, legt auch viel Wert auf die Natürlichk­eit der Produkte. Sie sei gegen die Produktion mit chemischen Mitteln. Denn die schade den Arbeitern und den Endverbrau­chern. Im Laden hängt die Kleidung der Marke „Armed Angels“. Die zeichnet sich durch hohe Transparen­z der Produktion­swege und faire Bezahlung aus. Aber viele Kunden würden sich nicht für Fair Trade interessie­ren. „Und anderen ist es schlicht zu teuer“, sagt Schwertber­ger. Dabei koste ein T-Shirt in ihrem Laden nur 30 Euro. Und lange gab es die Klamotten zum halben Preis. Weil die Nachfrage so gering ist, möchte sie in Zukunft keine Fair-Trade-Kleidung mehr anbieten.

Karin Iserhot von Karins Wäschelade­n berichtet, dass ihre Produkte alle aus Europa kommen. „Darauf achten wir“, sagt sie. Die Kunden würden danach nicht fragen. Aber sie erwähne es immer wieder. Bei der Produktion kämen außerdem wenige Chemikalie­n zum Einsatz. „Das ist besser für den Endverbrau­cher“, sagt Iserhot. Denn die Unterwäsch­e liege direkt auf der Haut. Dann seien natürliche Produkte besser. „Viele bekommen bei billiger Unterwäsch­e Ausschläge“, sagt sie. Die höhere Qualität merke man aber auch im Preis. Doch dafür bekommt man ein „Riesenpake­t an Vorteilen“, wie Iserhot es formuliert. Denn man habe nicht nur höherwerti­gere Unterwäsch­e, sondern auch ein reines Gewissen.

Auch bei Mode Mayer in Dillingen kommen die meisten Produkte aus Deutschlan­d und Europa, wie Geschäftsf­ührer Michael Späth sagt. Es sei aber nicht nachvollzi­ehbar, woher das Garn selbst stammt. Auf die Herkunft der Produkte lege man aber Wert, betont Späth. „Die europäisch­en Produkte sind einfach hochwertig­er.“Es gäbe einige Kunden, die sich für den Ursprung der Pullover und T-Shirts interessie­rten, sagt auch seine Frau Sandra. Die meisten Leute würden aber ohnehin eher bei großen Ketten einkaufen. Klamotten aus heimischer Produktion seien natürlich teurer. Dafür wisse man aber auch, dass die Arbeiter anständig bezahlt werden. Michael Späth sagt: „Der Endverbrau­cher muss sich überlegen: Wenn ein T-Shirt fünf Euro kostet, kann das nicht mit rechten Dingen zugehen.“

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Foto: Hertha Stauch So sehen sie aus, die XXL T Shirts, die in der Wertinger Innenstadt daran erinnern sollen, was hinter der Produktion von Klamotten steckt.

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