Bangladesch beginnt bei uns
Mode Fair-Trade-Marken wie „Armed Angels“oder „Glore“bieten eine Alternative zu herkömmlicher Kleidung. Doch im Landkreis gibt es nur wenige Anbieter
Landkreis Riesige T-Shirts hängen zurzeit an den Fassaden in Wertingen. Damit will der Weltladen an ein ganz bestimmtes Ereignis erinnern. Denn am vergangenen Montag jährte sich die Katastrophe von Dhaka zum vierten Mal. Damals stürzte das Fabrikgebäude Rana Plaza in der bangladeschischen Hauptstadt ein. In den Trümmern starben 1 133 Menschen. Die Tragödie machte nochmals deutlich, wie schlecht die Arbeitsbedingungen bei vielen Zulieferern der Textilbranche sind. Dabei ist das nur ein Beispiel aus einer langen Kette von Unglücken. Die Aktion des Weltladens soll aber nicht nur erinnern, sondern auch für Fair-Trade-Kleidung werben. Also für T-Shirts, Hosen und Pullover, die zu humanen Bedingungen und fairen Löhnen produziert werden. Wir haben die Kleidungsgeschäfte im Landkreis befragt, wie es bei uns um Fair Trade bestellt ist.
Im Sportgeschäft Intersport Seeßle in Gundelfingen zum Beispiel gibt es Fair-Trade-Kleidung. Bisher ist die Auswahl allerdings gering. „Es gibt einfach wenige Fair-TradeHersteller im Sportbereich“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Seeßle. Die Kunden würden die fairen Sportklamotten zwar kaufen. „Der vorrangige Kaufgrund ist aber das Aussehen“, wie Seeßle weiß. Dass die Fair-Trade-Ausrüstung zehn bis 20 Prozent teurer ist, mache den Kunden nichts aus. „Das ist für die meisten verkraftbar“, sagt Seeßle.
Die Kette Witt Weiden kontrolliere konsequent, ob die Zulieferer ihre Sozialstandards einhalten. Zu diesen gehören unter anderem das Verbot von Kinderarbeit, die Zahlung angemessener Löhne und die Wahrung der Sicherheit am Arbeitsplatz. Wie die Mitarbeiterin aus dem Dillinger Geschäft, Martina Hodzic, berichtet, gäbe es immer wieder Kunden, die sich über Fair Trade informieren würden. „Die Kunden fragen vor allem, ob mit Kinderarbeit produziert wird“, sagt sie. Witt Weiden unterstütze aber auch das Projekt „Cotton made in Africa“, bei dem afrikanische Kleinbauern, die nachhaltig Baumwolle herstellen, unterstützt werden.
Anders ist es im Reformhaus in Dillingen. Hier gibt es seit drei Jahren Fair-Trade-Kleidung im Ange- bot. Roswitha Schwertberger, die Inhaberin des Ladens, legt auch viel Wert auf die Natürlichkeit der Produkte. Sie sei gegen die Produktion mit chemischen Mitteln. Denn die schade den Arbeitern und den Endverbrauchern. Im Laden hängt die Kleidung der Marke „Armed Angels“. Die zeichnet sich durch hohe Transparenz der Produktionswege und faire Bezahlung aus. Aber viele Kunden würden sich nicht für Fair Trade interessieren. „Und anderen ist es schlicht zu teuer“, sagt Schwertberger. Dabei koste ein T-Shirt in ihrem Laden nur 30 Euro. Und lange gab es die Klamotten zum halben Preis. Weil die Nachfrage so gering ist, möchte sie in Zukunft keine Fair-Trade-Kleidung mehr anbieten.
Karin Iserhot von Karins Wäscheladen berichtet, dass ihre Produkte alle aus Europa kommen. „Darauf achten wir“, sagt sie. Die Kunden würden danach nicht fragen. Aber sie erwähne es immer wieder. Bei der Produktion kämen außerdem wenige Chemikalien zum Einsatz. „Das ist besser für den Endverbraucher“, sagt Iserhot. Denn die Unterwäsche liege direkt auf der Haut. Dann seien natürliche Produkte besser. „Viele bekommen bei billiger Unterwäsche Ausschläge“, sagt sie. Die höhere Qualität merke man aber auch im Preis. Doch dafür bekommt man ein „Riesenpaket an Vorteilen“, wie Iserhot es formuliert. Denn man habe nicht nur höherwertigere Unterwäsche, sondern auch ein reines Gewissen.
Auch bei Mode Mayer in Dillingen kommen die meisten Produkte aus Deutschland und Europa, wie Geschäftsführer Michael Späth sagt. Es sei aber nicht nachvollziehbar, woher das Garn selbst stammt. Auf die Herkunft der Produkte lege man aber Wert, betont Späth. „Die europäischen Produkte sind einfach hochwertiger.“Es gäbe einige Kunden, die sich für den Ursprung der Pullover und T-Shirts interessierten, sagt auch seine Frau Sandra. Die meisten Leute würden aber ohnehin eher bei großen Ketten einkaufen. Klamotten aus heimischer Produktion seien natürlich teurer. Dafür wisse man aber auch, dass die Arbeiter anständig bezahlt werden. Michael Späth sagt: „Der Endverbraucher muss sich überlegen: Wenn ein T-Shirt fünf Euro kostet, kann das nicht mit rechten Dingen zugehen.“