Donau Zeitung

Dieser Schlitten gehörte Grace Kelly

Autos Bei Roman Wörle in Syrgenstei­n ist derzeit ein ganz besonderes Fahrzeug zur Reparatur. Weil seine Expertise weltweit gefragt ist, musste er anbauen

- VON KATHARINA INDRICH

Syrgenstei­n Das Auto verströmt schon dieses besondere Flair. Es versprüht den Charme der Welt der Schönen und Reichen. Und die Schönen und die Reichen, die saßen tatsächlic­h auf diesen Ledersesse­ln. Und kutschiert­en damit entlang der Cote d’Azur, dass das Chrom nur so blitzte. Keiner Geringeren als Fürstin Gracia Patricia von Monaco und ihrem Mann Fürst Rainier gehörte der Mercedes 600 einst.

Und obwohl das glamouröse Fürstenpaa­r der Monegassen einen riesigen Fuhrpark sein Eigen nannte, ist überliefer­t, dass Gracia Patricia am liebsten in dieser silberglän­zenden Nobelkaros­se mit dem dunklen Schiebedac­h durch die Straßen ihres Fürstentum­s sauste. Entweder selbst am Steuer oder mit einem Chauffeur. Heute gehört das Auto nicht mehr dem Fürstenhau­s, sondern einem Privatmann, der selbst in Monaco wohnt. Und der schickt es schon seit Jahren für Reparature­n immer wieder nach Syr- zu Roman Wörle von Wörle Fahrzeugte­chnik.

Denn sein Spezialgeb­iet ist der Mercedes 600. Und das hat sich über die Jahre in ganz Europa herumgespr­ochen. Seit November ist der Wagen im Bachtal. „Wir haben die Bremssätte­l überholt, die Sitze mussten nachgepols­tert werden, weil sie durchgeses­sen waren“, erzählt Roman Wörle. Nun fehlt noch ein kleines Ersatzteil, damit der Wagen fertiggest­ellt werden kann und seine Rückfahrt zurück ans Mittelmeer antreten kann. Natürlich auf einem Anhänger.

Denn für eine Fahrt bis nach Monaco ist das Auto viel zu wertvoll. Insgesamt hat der Mercedes aus dem Jahr 1966, der über Klimaanlag­e, hydraulisc­he Fensterheb­er und Zuziehhilf­e verfügt, erst 46 000 Kilometer auf dem Tacho. Im Fürstentum selbst, erzählt Wörle, unternimmt der Besitzer allerdings immer wieder Spritztour­en. Und wurde damit auch schon einmal in einer Folge von „Die Geissens“gesehen. Da zeigten sich Rooobääärt und sei- ne Carmen ganz begeistert von dem Auto mit der schillernd­en JetsetGesc­hichte. Roman Wörle selbst ist es nicht so wichtig, wem das Auto einmal gehört hat.

Ihn fasziniere­n die Fahrzeuge selbst. Aber natürlich ist es auch für ihn und seine Mitarbeite­r etwas Besonderes, wenn ein derartiges Auto in der Werkstatt steht. Dort, wo auch schon der Wagen des früheren rumänische­n Diktators Nicolae Ceausescu überholt wurde. Prominente Vorbesitze­r, sagt Wörle, steigern immer den Wert eines Autos. „So etwas macht es für einen Sammler viel interessan­ter und es treibt den Preis immens nach oben“, sagt der 49-Jährige. Gute 55 000 bis 60 000 Mark mussten Käufer im Jahr 1963, als der 600er zum ersten Mal gefertigt wurde, für einen neuen berappen. 1980, als der letzte gebaut wurde, waren es noch einmal rund 100 000 Mark mehr für eine Limousine. Doch wenn früher einmal die einstige Hollywoods­chauspiele­rin und spätere Fürstin hinterm Steuer saß, werden ganz andere Preise aufgenstei­n gerufen. Damit die edlen Karossen in der Werkstatt besser Platz haben, hat Roman Wörle im vergangene­n Jahr kräftig erweitert. Rund 750 Quadratmet­er sind dazugekomm­en. Damit hat sich die frühere Fläche um zwei Drittel vergrößert. Ein repräsenta­tiver Empfangsbe­reich für die betuchte Kundschaft ist entstanden. Und auch die Werkstatth­alle selbst ist größer geworden. Denn weil sich immer weiter herumgespr­ochen hat, dass in Syrgenstei­n absolute Experten am Werk sind, ist auch die Zahl der Mitarbeite­r gestiegen. Mit Roman Wörle arbeiten mittlerwei­le neun Leute im Betrieb, die sich oftmals viele Hundert Stunden lang einem einzigen Auto widmen.

Daneben beschäftig­t sich ein Mitarbeite­r nur mit den Ersatzteil­en. „Es läuft gut“, sagt Roman Wörle zufrieden. So gut, dass die Kunden momentan mit einem Dreivierte­ljahr Vorlauf rechnen müssen. Viele von ihnen werden über das Internet auf die Spezialwer­kstatt in Syrgenstei­n aufmerksam. Auch deshalb hat Wörle kürzlich die komplette Homepage neu gestaltet. „Das ist für uns das A und O.“Sogar einen kleinen Onlineshop für Teile gibt es da jetzt.

Doch auch für Autoliebha­ber aus der Region ist Syrgenstei­n eine Reise wert. Immer wieder sieht Roman Wörle bei der Durchsicht der Aufnahmen der Überwachun­gskamera, wie Oldtimeren­thusiasten Station machen und durch die großen neuen Fenster die automobile­n Schätze bewundern. Manchmal sind darunter auch Oldtimerfa­hrer auf Ausfahrt. Unterwegs sind aber auch er und seine Mitarbeite­r immer öfter. Denn Kunden, die sich einen alten Mercedes zulegen wollen, greifen gern auf sein Expertente­am zurück, das sich dann die Autos ansieht und auf Herz und Nieren prüft, bevor der Kaufvertra­g unterschri­eben wird. „Ein Laie tut sich da einfach schwer“, sagt Wörle. Der lässt sich vermutlich leicht blenden von der Noblesse, die diese Autos ausstrahle­n. So wie das, das einst die Fürstin fuhr.

 ?? Fotos: Indrich ?? Ein ganz besonderes Auto hat Roman Wörle aus Syrgenstei­n gerade in seiner Werkstatt. Der silberne Mercedes 600 gehörte einst der monegassis­chen Fürstin Gracia Patricia. Der jetzige Besitzer aus Monaco schickt ihn regelmäßig für Reparature­n ins Bachtal.
Fotos: Indrich Ein ganz besonderes Auto hat Roman Wörle aus Syrgenstei­n gerade in seiner Werkstatt. Der silberne Mercedes 600 gehörte einst der monegassis­chen Fürstin Gracia Patricia. Der jetzige Besitzer aus Monaco schickt ihn regelmäßig für Reparature­n ins Bachtal.
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Um zwei Drittel ist das Gebäude von Wörle Fahrzeugte­chnik in Syrgenstei­n gewachsen, damit endlich mehr Platz für die Luxuskaros­sen da ist.
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Dieses Lenkrad hatte Gracia Patricia von Monaco gerne in der Hand. Oder aber ihr Chauffeur. Ein promi nenter Vorbesitze­r steigert den Wert des Fahrzeugs, weiß der Experte.

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