Coach für „Team Gufi“
Jürgen Hartshauser (SPD) stellt das eigene Ego hintenan. Er erzählt von einem eindrücklichen Wahlkampferlebnis
Von Anfang an ist klar: Eine „HartshauserShow“würde der Abend nicht werden. Der 49-jährige Kandidat der SPD bleibt stets ruhig, wirkt entspannt, sachlich, gut vorbereitet. Hätte man einen exakten Gegenentwurf zu Donald Trump entwerfen müssen, wäre wohl jemand wie Jürgen Hartshauser herausgekommen. Bei seinen Antworten spricht er kaum jeweils nur seine eigene Sichtweise an, sondern betonte immer das „Wir“– die Bürger, der Stadtrat, die Partner vom Landratsamt. So sehr er mit seinen 1,96 Metern seine Konkurrenten körperlich überragt, Hartshausers Ego nimmt bei der Diskussion keinen Raum ein.
Geschickt bringt der Ingenieur seinen größten Vorteil in seine Redeanteile ein: Als einziger Kandidat wohnt er in Gundelfingen und ist bereits seit 2008 in der Kommunalpolitik tätig, als Stadt- und mittlerweile als Kreisrat. Er gibt bei Sachfragen konkretere Antworten als seine Konkurrenten. Wo diese Phrasen wie: „Das werden wir uns noch genauer anschauen müssen“anbrachten, hat der SPD-Mann schon Lösungsansätze parat. Beispielsweise bei der Problematik der Probenräume der Stadtkapelle. Hier sieht er die Möglichkeit, sie an den Bahnhof zu verlegen, um das Gelände mit Leben zu erfüllen.
Hartshauser wirkt wie jemand, der nah dran ist am Bürger, obwohl er zum politischen Establishment gehört. Er verspricht eine Art „gläsernes Rathaus“und eine Herangehensweise mit „Schwung, der aus Tatkraft und Erfahrung kommt“. Seine politische Gesinnung schimmert ebenfalls durch – beispielsweise will er kleine Geschäfte in Gundelfingen gegen Riesenmärkte wie Edeka schützen. Das zurückhaltende Naturell des Kandidaten lässt ihn anfangs etwas hölzern wirken. Doch Hartshauser beweist er Sinn für Humor, gepaart mit entwaffnender Ehrlichkeit. So lässt er wissen, dass ihm die Wahlniederlage vor sechs Jahren wegen ein paar Bier zu viel einen „schweren Kopf“beschert habe.
Ein eindrückliches Erlebnis im Wahlkampf schildert er dagegen sehr trocken. Als er an der Haustür eines Bürgers klingelte und verkündete, dass er Bürgermeister werden wolle, fragte dieser nach: „Für welche Partei?“– Hartshauser: „SPD“– „Dann wähle ich Sie sowieso nicht!“