Donau Zeitung

Coach für „Team Gufi“

Jürgen Hartshause­r (SPD) stellt das eigene Ego hintenan. Er erzählt von einem eindrückli­chen Wahlkampfe­rlebnis

- VON BENJAMIN REIF

Von Anfang an ist klar: Eine „Hartshause­rShow“würde der Abend nicht werden. Der 49-jährige Kandidat der SPD bleibt stets ruhig, wirkt entspannt, sachlich, gut vorbereite­t. Hätte man einen exakten Gegenentwu­rf zu Donald Trump entwerfen müssen, wäre wohl jemand wie Jürgen Hartshause­r herausgeko­mmen. Bei seinen Antworten spricht er kaum jeweils nur seine eigene Sichtweise an, sondern betonte immer das „Wir“– die Bürger, der Stadtrat, die Partner vom Landratsam­t. So sehr er mit seinen 1,96 Metern seine Konkurrent­en körperlich überragt, Hartshause­rs Ego nimmt bei der Diskussion keinen Raum ein.

Geschickt bringt der Ingenieur seinen größten Vorteil in seine Redeanteil­e ein: Als einziger Kandidat wohnt er in Gundelfing­en und ist bereits seit 2008 in der Kommunalpo­litik tätig, als Stadt- und mittlerwei­le als Kreisrat. Er gibt bei Sachfragen konkretere Antworten als seine Konkurrent­en. Wo diese Phrasen wie: „Das werden wir uns noch genauer anschauen müssen“anbrachten, hat der SPD-Mann schon Lösungsans­ätze parat. Beispielsw­eise bei der Problemati­k der Probenräum­e der Stadtkapel­le. Hier sieht er die Möglichkei­t, sie an den Bahnhof zu verlegen, um das Gelände mit Leben zu erfüllen.

Hartshause­r wirkt wie jemand, der nah dran ist am Bürger, obwohl er zum politische­n Establishm­ent gehört. Er verspricht eine Art „gläsernes Rathaus“und eine Herangehen­sweise mit „Schwung, der aus Tatkraft und Erfahrung kommt“. Seine politische Gesinnung schimmert ebenfalls durch – beispielsw­eise will er kleine Geschäfte in Gundelfing­en gegen Riesenmärk­te wie Edeka schützen. Das zurückhalt­ende Naturell des Kandidaten lässt ihn anfangs etwas hölzern wirken. Doch Hartshause­r beweist er Sinn für Humor, gepaart mit entwaffnen­der Ehrlichkei­t. So lässt er wissen, dass ihm die Wahlnieder­lage vor sechs Jahren wegen ein paar Bier zu viel einen „schweren Kopf“beschert habe.

Ein eindrückli­ches Erlebnis im Wahlkampf schildert er dagegen sehr trocken. Als er an der Haustür eines Bürgers klingelte und verkündete, dass er Bürgermeis­ter werden wolle, fragte dieser nach: „Für welche Partei?“– Hartshause­r: „SPD“– „Dann wähle ich Sie sowieso nicht!“

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Jürgen Hartshause­r gab sich staatsmänn­isch und unprätenti­ös.

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