„Berlin ist rauer“
Interview Die Tatort-Kommissare Dietmar Bär und Klaus Behrendt vergleichen ihr Einsatzgebiet Köln mit der Spree-Metropole und sprechen über ihre Wurzeln
Sie kommen beide ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen, leben jetzt aber schon lange in Berlin ... Dietmar Bär: Ich habe eine Wohnung hier in Köln. Meine Lebensmittelpunkte sind Köln und Berlin.
Und Sie, Herr Behrendt? Klaus Behrendt: Mein Lebensmittelpunkt ist Berlin, aber NordrheinWestfalen hat einen sehr wichtigen, großen Stellenwert für mich. Nordrhein-Westfalen ist für mich Jugend, hier bin ich aufgewachsen. Es ist immer noch ein großer Teil Zuhause. Ich bin geboren in Hamm, aber Hamm kenne ich wirklich nur von meinem Ausweis her, weil mein Vater relativ schnell versetzt worden ist, ins Tecklenburger Land. Das ist auch noch Nordrhein-Westfalen.
Und bei Ihnen, Herr Bär, ist es Dortmund? Bär: Ich bin gebürtiger Dortmunder, genau. Und habe schon seit ewigen Zeiten eine Wohnung in Köln, weil ich merkte, dass ich doch öfter hier bleibe. Ich bin durch die Heimat, durch meine Familie, durch den Fußball, Theaterspielen in Bochum auf ganz vielfältige Weise mit NRW verquickt. Genau wie Klaus sagt: Man ist hier aufgewachsen. Die Verbindung bleibt ja immer.
Köln hat ja nicht den besten Ruf. Silvesternacht, Archiveinsturz ... Bär: Ich höre unheimlich oft von Leuten, die mal hier waren: Sympathisch, aber das ist ja jetzt keine schöne Stadt. Ich frage dann immer zurück: Wo ist denn die schöne deutsche Stadt – außer Heidelberg und Rothenburg ob der Tauber? Behrendt: Es ist absolut lebenswert hier. Es sind ganz tolle Menschen hier. Die rheinische Frohnatur, das ist kein Klischee, die gibt’s wirklich. Bär: Es ist eine spezielle Stadt. Ich halte Köln für die toleranteste Stadt Deutschlands. Ich habe ja den Vergleich mit Berlin. Und da wird alles Mögliche versprochen, aber gehalten wird es im Alltag hier in Köln. Allein das Thema Deutschtürken. Das kocht hier auf einer anderen Flamme. Behrendt: Berlin ist einfach anders. Berlin hat so viele Stadtteile, und jeder hat einen anderen Charakter. Bär: Es gibt aber eine Berliner Mentalität, und es gibt eine Kölner Mentalität. Und die ist völlig anders. Hier gilt: Leben und leben lassen. Behrendt: Berlin ist rauer. Bär: Ja, es ist der raue Ton, aber es ist auch der Anonymität der Metropole geschuldet. Und trotzdem kann es auch gemütlich sein in Berlin. Behrendt: Ich liebe Berlin sehr.
Denkt man sich da manchmal: Ach, in Berlin „Tatort“-Kommissar zu sein, wär auch super? Behrendt: Nein, in Berlin sind ja unsere Kollegen. Bär: Da könnte ich mich ja jeden Sonntagabend hinsetzen und sagen: Ach, Stuttgart wäre auch schön.
Nein, denn zu Stuttgart haben Sie ja keine Verbindung. Aber zu Berlin und Dortmund schon ... Bär: Als Schauspieler müssen wir zu allem eine Verbindung aufbauen.
Es ist wohl ein abwegiger Gedanke. Bär: Ja, gut dass Sie es einsehen. Er ist abwegig. Wir bleiben in Köln.
Interview: Christoph Driessen, dpa