Später mähen für den Kiebitz
Runder Tisch Europaweit sollen Naturschutzgebiete vernetzt werden. Auch Dillingen, Höchstädt, Wertingen, Buttenwiesen, Blindheim und Schwenningen sind an „Natura 2000“beteiligt
Landkreis Es ist ein ewiger Interessenkonflikt. Wiesenbrüter brauchen reichhaltige Lebensräume, Landwirte brauchen Flächen, und Menschen brauchen das Naturerlebnis. Doch was geht zusammen und wer stört hierbei wen? Bei einem runden Tisch in Höchstädt informierten Experten über ein europaweites Projekt, „Natura 2000“, bei dem Naturschutzgebiete ausgewiesen und vernetzt werden sollen. Zum Gebiet „Östliches Donauried“mit einer Fläche von 1800 Hektar gehören Grundstücke aus Dillingen (5,4 Prozent), Höchstädt (15,8 Prozent), Wertingen (3,6 Prozent), Buttenwiesen (33,8 Prozent), Blindheim (23,7 Prozent) und Schwenningen (17,8 Prozent).
Aufgrund einer systematischen Entwässerung, die im 20. Jahrhundert begonnen wurde, ging die Grünlandnutzung in diesem Gebiet zurück – für die Wiesenbrüter gingen damit Brutflächen verloren. Streuwiesen, Feucht- und Nasswiesen sind nach der Biotopkartierung im Moment nur noch auf 0,4 Prozent dieser Fläche zu finden. Dennoch ist das östliche Donauried mit circa 12 Brutpaaren des Großen Brachvogels und etwa 20 Brutpaaren des Kiebitz ein bedeutendes Wiesenbrütergebiet.
Derzeit wird im Rahmen des europaweiten Projekts „Natura 2000“eine Managementplanung ausgearbeitet. Darin aufgelistet sind Maßnahmen, die Behörden, Landwirte und Spaziergänger leisten können, um bei der geplanten Wiederherstellung eines großflächigen zusammenhängenden Wiesengebietes zu helfen. „Landwirte zum Beispiel könnten ihre Wiesen erst im Juni mähen“, sagt Günter Riegel von der Regierung von Schwaben, er betreut das Projekt. Natürlich weiß er, dass das für die Landwirte bedeutet, dass ihr Heu nicht mehr so viel wert ist. Dafür seien Entschädigungszahlungen vorgesehen. Ein weiterer konkreter Vorschlag: Kommunen könnten versuchen, Spaziergänger mit Hunden von den Brutgebieten fernzuhalten. Josef Schrallhammer hält von dieser Idee nichts. „Der Mensch braucht die Natur, um sein psychisches Gleichgewicht wiederherzustellen“, sagt er. Er würde sich wünschen, dass Kommunen gezielt Ruhe – aber auch Naturerlebniszonen einrichten.
Grundsätzlich ist Schrallhammer für den Vogelschutz. Als Mitglied des Bundes Naturschutz engagiert er sich privat dafür. Er war beim runden Tisch vor Ort, ist aber mit den Planungen nicht zufrieden, ein „Armutszeugnis“, meint er. Das Problem sei, dass die Managementplanung die Natur auf eine technische Art versteht. „Die industrielle Landwirtschaft wird gefördert, und auf der anderen Seite versucht man, das auszugleichen.“Das könne Schrallhammer zufolge nicht funktionieren. Der Mensch könne nicht den Rahmen für die Natur stecken, vielmehr müsse sich der Mensch in die Natur einfügen. Dann würde die Population der Wiesenbrüter auch stark genug, um gegen gelegentliche Spaziergänger bestehen zu können. Die Managementplanung liegt in den betroffenen Gemeinden für vier Wochen für die Öffentlichkeit aus. O
Termin Die nächste Infoveranstaltung findet am 3. Mai um 19.30 Uhr im Holzheimer Vereinszentrum statt. Dann geht es um das Eppisburger Ried.