Mein Sohn, der Nazi?
Tipp des Tages Das Drama „Toter Winkel“dreht sich um Ausländerhass und die Familie
ARD, 20.15 Uhr Karl Holzers Welt zerbricht. Er muss infrage stellen, ob er als Vater alles richtig gemacht hat. Alte Fotos zeigen seinen Sohn beim Lagerfeuer, den Arm ausgestreckt zum Hitlergruß. Ist er ein Rechter? Müssen sich Kinder „ausprobieren“, wie Holzer es nennt? Und auf welcher Seite steht ein Vater im Konflikt zwischen Familie und Recht, wenn es um Mord geht?
Im Drama „Toter Winkel“geht es um Abschiebungen, Ausländerhass und einen Generationenkonflikt. Das Duo in der nur scheinbar heilen Vater-Sohn-Beziehung spielen Herbert Knaup als Friseurmeister Karl Holzer und Hanno Koffler als sein Sohn Thomas. Dessen Freund aus Kindertagen wird bei einem Unfall von einem Lastwagen überfahren. Nach seinem Tod kommen Gerüchte auf, er sei in rechtsterroristische Verbrechen verwickelt gewesen. Thomas will davon nichts wissen: „Faschist – dehnbarer Begriff, oder?“Für Karl geht es ans Eingemachte, um die Frage nach Blut und Wasser. Hat er selbst mit frustrierten Äußerungen bei seinem Sohn Überreaktionen ausgelöst?
Los geht der anderthalbstündige Film mit der vermeintlichen Abschiebung einer Familie aus dem Kosovo – nach 17 Jahren in Deutschland. Männer in Polizeiuniformen räumen nachts die Wohnung, die 15-jährige Tochter Anyá kann entkommen und findet ein Versteck. Bis der innerfamiliäre Konflikt bei den Holzers aufkommt, bis klar wird, dass Anyás Familie auf perfide Weise verschwand, braucht das Drama ein kleine Weile. Doch der Film wirkt wegen seines teils unerwarteten Verlaufs und vor allem wegen des dramatischen Geschehens sehr intensiv. (dpa)