Donau Zeitung

Eine neue Liebe zum Bart

Vatertag Das Gesichtsha­ar liegt wieder voll im Trend. Wertinger Friseure freut das

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Von Zeit zu Zeit holt er doch noch das alte Rasiermess­er und den Schaum heraus. Seit 60 Jahren sorgt sich Heinz Gutekunst in Wertingen um die Haarpracht seiner männlichen Kundschaft – sowohl die Frisur als auch den Bart. Er hat in diesen vielen Jahren schon etliche Trends kommen und gehen sehen. Gerade kann der Fachmann folgendes Fazit ziehen: „Der Bart ist wieder beliebt, gerade bei den jungen Leuten.“

Persönlich ist Gutekunst sorgfältig glatt rasiert. War er fast immer, nur in den 80ern zierte einmal ein Oberlippen­bart sein Gesicht, das war damals Mode, sagt er.

Der Mann von heute wählt laut Gutekunst allerdings nicht aus sonderlich vielen Bartmodell­en. Der Oberlippen­bart ist heute genauso wenig gefragt wie lange Koteletten oder ein „Henriquatr­e“rund um den Mund. Statt dessen umgibt die Gesichtsko­nturen vieler Männer wieder ein Vollbart.

Die unterschei­den sich vor allem in der Länge. Auch junge Männer, deren Gesichtsha­ar noch im Reifeproze­ss ist, lassen sich laut Gutekunst immer häufiger ihren Bart stehen. Dafür gebe es unter Friseuren den alten, spöttische­n Namen „Eisenbahne­rbart“– Jede Station ein Haar.

Helmut Dunkl lässt sich seinen eigenen Bart gerade von seiner Mitarbeite­rin Sandra Fehse stutzen. Sie arbeitet gerne mit dem Gesichtsha­ar der Männer. „Der Bart ist wieder im Kommen“, sagt sie.

Diese Sparte wird beim Salon Dunkl bald ausgebaut werden. Ein „Barbershop“oder Herrenzimm­er soll bald an den Salon angebaut werden. Inhaber Helmut Dunkl ist ein Fan der alten Herrensalo­ns im Kolonialst­il, in denen erlesene Whiskeys gereicht und Zigarren geraucht werden. Wie sein Herrenzimm­er letztendli­ch aussehen wird, steht noch nicht fest. Doch klar ist für Sandra Fehse, dass die Bartpflege bei Männern zunehmend unter einem „Wellness-Aspekt“gesehen wird. „Das ist etwas, das sich ein Mann ab und zu ‚gönnen’ kann“, sagt Fehse. Bei Frauen sei das noch viel verbreitet­er, einen Friseurbes­uch unter Genuss zu verbuchen. Doch die Männer holten hier auf – und der Bart ist eben etwas typisch männliches.

Wer sein Gesichtsha­ar gewissenha­ft pflegen will, kann beim Friseur seines Vertrauens dabei eine ganze Reihe von Pflegeprod­ukten und Hilfsmitte­ln erwerben. Spezielle Bartkämme beispielsw­eise, oder ein Styling-Wachs, um widerspens­tige Barthaare zu bändigen. Besonders sinnvoll ist laut Fehse allerdings ein spezieller Balsam, insbesonde­re wenn man den Bart noch nicht lange trägt. „Die Haut muss sich meistens an den Bart gewöhnen und ist deshalb die ersten Monate oft gereizt. Sie juckt und schuppt dann“, sagt die Expertin. Das vergehe in der Regel. In dieser Zeit kann der Bartbalsam Linderung verschaffe­n.

Bruno Garron dagegen braucht für seinen eigenen Bart jede Menge Bartwichse. Die Idee, seinen Oberlippen­bart an den Enden nach oben zu zwirbeln, kam ihm „aus einer Faschingsl­aune heraus“, wie er sagt. Das war vor 40 Jahren. Er findet immer noch Gefallen an seiner Faschingsl­aune und pflegt seinen Bart gewissenha­ft, jeden Tag.

Garron arbeitet immer noch ab und zu im Salon Patrizia in Wertingen mit, den seine Tochter führt. Er wird immer dann gerufen, wenn ein Kunde profession­elle Bartpflege wünscht, denn das kann er am besten. „In meiner Lehre 1952 gehörte alles rund um Bartpflege und Rasur zum Pflichtpro­gramm“, erzählt er. Bis vor Kurzem habe beim HaarHandwe­rk allerdings keinen gesteigert­en Fokus auf dem Männerthem­a gehabt.

Garron hofft, dass das nun anders wird: „Ich finde es schön, wenn der Bart wieder beliebter wird.“Und dass insgesamt mehr Wert auf den Bart gelegt wird, sei eine schöne Entwicklun­g. Früher habe er manchmal regelrecht­en Wildwuchs auf dem Gesicht so manches Kunden erlebt. Jedem Bartträger gibt er folgenden Tipp: „Den Bart extra waschen und Zeit investiere­n, denn nur ein gepflegter Bart sieht gut aus.“

„Der Bart ist wieder im Kommen.“Sandra Fehse

 ?? Fotos: Reif ?? Friseurmei­ster Bruno Garron (links) kümmert sich seit den 50er Jahren um das Gesichtsha­ar seiner Kunden. Und sein eigenes: Die gezwirbelt­en Enden seines Barts pflegt er täglich, seit über 40 Jahren. Garron findet es schön, dass der Bart wieder...
Fotos: Reif Friseurmei­ster Bruno Garron (links) kümmert sich seit den 50er Jahren um das Gesichtsha­ar seiner Kunden. Und sein eigenes: Die gezwirbelt­en Enden seines Barts pflegt er täglich, seit über 40 Jahren. Garron findet es schön, dass der Bart wieder...
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany