Eine neue Liebe zum Bart
Vatertag Das Gesichtshaar liegt wieder voll im Trend. Wertinger Friseure freut das
Wertingen Von Zeit zu Zeit holt er doch noch das alte Rasiermesser und den Schaum heraus. Seit 60 Jahren sorgt sich Heinz Gutekunst in Wertingen um die Haarpracht seiner männlichen Kundschaft – sowohl die Frisur als auch den Bart. Er hat in diesen vielen Jahren schon etliche Trends kommen und gehen sehen. Gerade kann der Fachmann folgendes Fazit ziehen: „Der Bart ist wieder beliebt, gerade bei den jungen Leuten.“
Persönlich ist Gutekunst sorgfältig glatt rasiert. War er fast immer, nur in den 80ern zierte einmal ein Oberlippenbart sein Gesicht, das war damals Mode, sagt er.
Der Mann von heute wählt laut Gutekunst allerdings nicht aus sonderlich vielen Bartmodellen. Der Oberlippenbart ist heute genauso wenig gefragt wie lange Koteletten oder ein „Henriquatre“rund um den Mund. Statt dessen umgibt die Gesichtskonturen vieler Männer wieder ein Vollbart.
Die unterscheiden sich vor allem in der Länge. Auch junge Männer, deren Gesichtshaar noch im Reifeprozess ist, lassen sich laut Gutekunst immer häufiger ihren Bart stehen. Dafür gebe es unter Friseuren den alten, spöttischen Namen „Eisenbahnerbart“– Jede Station ein Haar.
Helmut Dunkl lässt sich seinen eigenen Bart gerade von seiner Mitarbeiterin Sandra Fehse stutzen. Sie arbeitet gerne mit dem Gesichtshaar der Männer. „Der Bart ist wieder im Kommen“, sagt sie.
Diese Sparte wird beim Salon Dunkl bald ausgebaut werden. Ein „Barbershop“oder Herrenzimmer soll bald an den Salon angebaut werden. Inhaber Helmut Dunkl ist ein Fan der alten Herrensalons im Kolonialstil, in denen erlesene Whiskeys gereicht und Zigarren geraucht werden. Wie sein Herrenzimmer letztendlich aussehen wird, steht noch nicht fest. Doch klar ist für Sandra Fehse, dass die Bartpflege bei Männern zunehmend unter einem „Wellness-Aspekt“gesehen wird. „Das ist etwas, das sich ein Mann ab und zu ‚gönnen’ kann“, sagt Fehse. Bei Frauen sei das noch viel verbreiteter, einen Friseurbesuch unter Genuss zu verbuchen. Doch die Männer holten hier auf – und der Bart ist eben etwas typisch männliches.
Wer sein Gesichtshaar gewissenhaft pflegen will, kann beim Friseur seines Vertrauens dabei eine ganze Reihe von Pflegeprodukten und Hilfsmitteln erwerben. Spezielle Bartkämme beispielsweise, oder ein Styling-Wachs, um widerspenstige Barthaare zu bändigen. Besonders sinnvoll ist laut Fehse allerdings ein spezieller Balsam, insbesondere wenn man den Bart noch nicht lange trägt. „Die Haut muss sich meistens an den Bart gewöhnen und ist deshalb die ersten Monate oft gereizt. Sie juckt und schuppt dann“, sagt die Expertin. Das vergehe in der Regel. In dieser Zeit kann der Bartbalsam Linderung verschaffen.
Bruno Garron dagegen braucht für seinen eigenen Bart jede Menge Bartwichse. Die Idee, seinen Oberlippenbart an den Enden nach oben zu zwirbeln, kam ihm „aus einer Faschingslaune heraus“, wie er sagt. Das war vor 40 Jahren. Er findet immer noch Gefallen an seiner Faschingslaune und pflegt seinen Bart gewissenhaft, jeden Tag.
Garron arbeitet immer noch ab und zu im Salon Patrizia in Wertingen mit, den seine Tochter führt. Er wird immer dann gerufen, wenn ein Kunde professionelle Bartpflege wünscht, denn das kann er am besten. „In meiner Lehre 1952 gehörte alles rund um Bartpflege und Rasur zum Pflichtprogramm“, erzählt er. Bis vor Kurzem habe beim HaarHandwerk allerdings keinen gesteigerten Fokus auf dem Männerthema gehabt.
Garron hofft, dass das nun anders wird: „Ich finde es schön, wenn der Bart wieder beliebter wird.“Und dass insgesamt mehr Wert auf den Bart gelegt wird, sei eine schöne Entwicklung. Früher habe er manchmal regelrechten Wildwuchs auf dem Gesicht so manches Kunden erlebt. Jedem Bartträger gibt er folgenden Tipp: „Den Bart extra waschen und Zeit investieren, denn nur ein gepflegter Bart sieht gut aus.“
„Der Bart ist wieder im Kommen.“Sandra Fehse