„Modellbau ist eine Sucht“
Hobby In Lauingen treffen sich langjährige Profis und solche, die in der Rente noch einmal hineinschnuppern wollen
Lauingen Wenn Rainer Fonk an einem neuen Modell bastelt, dann richtig. Nachdem er bei den Reedereien um die originalen Werftpläne gebeten hatte, vertraglich versicherte, dass er sie geheim halten wird, machte der Modellbauer sich an die Arbeit. 3796 Stunden filigranster Handarbeit stecken beispielsweise in dem 1:50-Modell der „Smit Rotterdam“– sie stand vergangenen Samstag und Sonntag, zusammen mit anderen Modellen, auf dem Gelände des Lauinger Modellbahn-Bauers „KM1“.
„Für mich ist das wie eine Sucht“, gibt der Oberhausener, der extra zum Event über 500 Kilometer nach Lauingen gereist ist, freimütig zu. Als er mit 13 Jahren das erste Mal über den Katalog eines Modellbauers stolperte, hat sich der damals kleine Bub sofort mit dem Virus infiziert. Seitdem tüftelt der gelernte Elektriker jede freie Minute an den Miniatur-Schiffen. Und das nicht ohne Erfolg: Bei der Weltmeisterschaft in Budapest hat er mit seiner „Smit Rotterdam“von 24 Startern den fünften Platz belegt – mit einem Schiff, das wohlgemerkt aus alten Blechdosen, Saiten ungenutzter Elektrogitarren, Radiogehäusen und mehr besteht. „Wir Modellbauer nehmen alles, was wir kriegen können“, sagt er und legt seine Smit ins seichte Wasserbecken von „KM1“.
Maria und Peter Hartmann bleiben im Trockenen. Während sie an den „Spur-1“-Eisenbahn-Modellen (Maßstab: 1:32) in der Halle vorbeischlendern, erinnert sich die Dillingerin an ihre eigene Eisenbahnsammlerzeit. „Das ist jetzt schon 30 Jahre her, da habe ich mir auch mal so eine Modelleisenbahn zugelegt.“Heute steht sie auf dem Dachboden. „Wenn wir in Rente sind, wollen wir aber wieder loslegen.“Inspiration finde sie hier jedenfalls genug.
Auch der Lauinger Franz Bunk machte einst einen Ausflug in die Modellbauer-Szene. „Vor zehn Jahren hatte ich mal so einen Tick und habe mir zwei, drei Modelleisenbahnen zugelegt“, weiß er noch. Doch die Entwicklung, die die Modelleisenbahnen in dieser Zeit genommen haben, fasziniert ihn. „Was heutzutage mit den Geräuschgeneratoren möglich ist, ist ja unglaublich. Das klingt ja teilweise schon fast originalgetreu“, staunt er. Noch mehr beeindrucken ihn die Hubschraubermodelle, die ihm Außenbereich des 10000 Quadratmeter großen Geländes stehen. „Selber bin ich mit so et- was noch nicht geflogen. Aber die Manöver, die diese Geräte machen, zu sehen, ist super.“
Einer, der sich Modellgeräten in der Luft richtig gut auskennt, ist Alfred Hitzler. Seit seinem achten Lebensjahr ist der heute 68-Jährige in der Modellbau-Szene verwurzelt. Seine Leidenschaft gebührt den Segelfliegern. „Die meisten haben eivielem nen eigenen Antrieb, GPS ist fast überall verbaut, auch Steigung und Sinkflug lassen sich messen.“Da überrascht es wenig, dass man für einige der Modellflugzeuge bis zu 10000 Euro hinblättern muss. Doch das sei es wert.
Die Modellflieger erreichen Geschwindigkeiten bis zu 300 Stundenkilometern. Kein Wunder, dass die Flugshows, die den ganzen Tag über verteilt stattfinden, ein echter Publikumsmagnet sind, wie Geschäftsführer Andreas Krug weiß. „Es ist aber die Mischung, die es ausmacht. Und auch die Schiffe und Eisenbahnen stoßen immer auf reges Interesse“, sagt er. Es ist eben wie überall in diesem Modellparadies: Klein, aber oho.