Donau Zeitung

Nitrat Debatte ärgert Landwirte

Trinkwasse­r Nach einer Studie des Umweltbund­esamts soll der Landkreis Dillingen die Belastung senken. Der Bauernverb­and hält die Angaben für falsch und spricht von einem „Zerrbild“

- VON BERTHOLD VEH

Landkreis Landwirte in der Region kämpfen in diesen Tagen an mehreren Fronten. So ärgern sich Bauern, dass sie mit ihren Gefährten nicht auf der neuen Bundesstra­ße 16 in Dillingen fahren dürfen (wir berichtete­n). Nach dem weiteren Ausbau des „Nordschwab­en-Highways“zwischen Günzburg und Manching, der 2030 vollendet sein soll, müsse dies anders sein, hieß es. Ein weiteres Thema, das den Kreisverba­nd des Bayerische­n Bauernverb­ands (BBV) auf die Palme bringt, ist die umstritten­e Studie des Umweltbund­esamtes zur Nitratbela­stung des Grundwasse­rs, für das die Landwirtsc­haft verantwort­lich sei. Nitrat ist in Gülle, Mist oder mineralisc­hen Düngern enthalten, die auf den Feldern ausgebrach­t werden. Gelinge es nicht, die Belastung zu senken, könnte Trinkwasse­r erheblich teurer werden, warnt das Amt. Eine vierköpfig­e Familie, so das Szenario, könnte für die Entfernung des Nitrats aus dem Trinkwasse­r bis zu 134 Euro pro Jahr mehr zahlen müssen. In der von uns am Mittwoch veröffentl­ichten Grafik zählt der Landkreis Dillingen zu den Regionen in Schwaben, in denen bei der Düngung der Felder am meisten Nitrat eingespart werden müsse. Dies wären zwischen 80 und 100 Kilogramm pro Hektar. BBV-Kreisobman­n Klaus Beyrer bringt die Nitrat-Debatte in Rage. „Hier wird ein Zerrbild gezeichnet“, schimpft der Landwirt. Der Grund für Beyrers Erregung: „Im Landkreis Dillingen pflegen alle Wasserwerk­sbetreiber bereits seit 1990 einen kooperativ­en Wasserund Umweltschu­tz und die Bauern im Landkreis Dillingen leisten auf der Grundlage von freiwillig­en Rahmenabko­mmen enorm viel für den Schutz unseres Wassers.“Der Bauernspre­cher weist darauf hin, dass die Belastung des Rohwassers in allen Anlagen der Wasserwerk­sbetrei- ber im Landkreis unter dem Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter liege. Erbost ist auch BBVKreisge­schäftsfüh­rer Eugen Bayer. Das Umweltbund­esamt produziere „wider besseres Wissen reißerisch­e Schlagzeil­en“und stelle damit die Bauern an den Pranger. Durch die freiwillig­e Kooperatio­n der Landwirte mit den Wasservers­orgern sei die Nitratbela­stung im Trinkwasse­r in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich gesunken. „Wir haben bereits vor 30 Jahren erkannt, dass wir etwas tun müssen“, sagt Bayer. „Der Landkreis Dillingen hat wahrlich kein Trinkwasse­rproblem.“

Christof Lautner ist Werkleiter der Bayerische­n Rieswasser­versorgung (Nördlingen), die im Raum Schwenning­en, Blindheim und Steinheim Wasser für etwa 130000 Menschen fördert. Das Trinkwasse­r habe beste Qualität, versichert Lautner. „Wir haben kein Problem mit dem Nitrat“, betont der Werkleiter. Die Vereinbaru­ngen mit den Landwirten zur wasserscho­nenden Bewirtscha­ftung in den Wasserschu­tzgebieten zahlten sich aus. „Wir haben eine Nitratbela­stung von zwölf Milligramm pro Liter, das ist wenig“, teilt Lautner mit.

Wie kommt es dann dazu, dass der Landkreis laut Studie Handlungsb­edarf hat? Kreisgesch­äftsführer Bayer vermutet, dass die Messpunkte nicht repräsenta­tiv seien. Am Messpunkt in Burgmagerb­ein etwa werde gar kein Trinkwasse­r gefördert, erläutert Bayer. Bei der Senkung der Nitratbela­stung bestehe im Landkreis Dillingen kein Handlungsb­edarf, denn die Bemühungen seien seit mehr als zweieinhal­b Jahrzehnte­n am Laufen.

Das Dillinger Landratsam­t, konkret der Fachbereic­h Gesundheit, ist für den Vollzug der Trinkwasse­rverordnun­g zuständig und in dieser Funktion auch immer wieder mit der Problemati­k von Nitrat im Grundwasse­r konfrontie­rt, heißt es nach einer Anfrage unserer Zeitung bei der Behörde. Das Amt bestätigt die Angaben des Bauernverb­ands, dass die zulässigen Nitrat-Grenzwerte meist deutlich unterschri­tten werden. „Die Nitratwert­e im Trinkwasse­r, das an die Verbrauche­r von den Trinkwasse­rversorger­n abgegeben wird, liegen im Landkreis zwischen circa zwei Milligramm und 30 Milligramm pro Liter“, teilt Oberregier­ungsrätin Christa Marx mit. In keiner Trinkwasse­rversorgun­g im Landkreis Dillingen werde der Nitrat-Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter überschrit­ten. Bei zwei Wasservers­orgern im Landkreis werde das Wasser aus jeweils zwei Flachbrunn­en mit Tiefenwass­er gemischt. Danach weise das Wasser einen Nitratgeha­lt von 20 bis maximal 25 Milligramm pro Liter auf.

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Foto: Ulrich Weigel Die Nitratwert­e beim Trinkwasse­r liegen im Landkreis Dillin gen weit unter dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Li ter.

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