Das Mittelalter hat Gundelfingen wieder fest im Griff
Historisches Bürgerfest In Gundelfingen wird bis Sonntag ein Fest rund um die Belagerung der Stadt vor 555 Jahren gefeiert
555 Jahre ist es her, da standen feindliche Truppen vor Gundelfingen. Rund drei Wochen lang versuchte das 11000 Mann starke Heer die Stadt vergeblich einzunehmen. Dann gaben sie auf. Am Donnerstag nun begann auf der Bleiche das Historische Bürgerfest, mit dem die Stadt dieser schicksalhaften Tage gedenkt. Mit dabei war gestern auch die Tanzgruppe Durandarte aus Günzburg. Das Fest dauert noch bis zum Sonntag. Mehr dazu lesen Sie auf unserer Sonderseite.
Gundelfingen Man spricht ja gerne vom dunklen Mittelalter. Kalt soll es da oft gewesen sein, regnerisch und trüb. Schuld, sagen Historiker heute, war eine kleine Eiszeit. Doch davon war beim Auftakt des Historischen Bürgerfestes in Gundelfingen beileibe nichts zu spüren. Und so suchen nicht nur Besucher, sondern auch Mitwirkende am Feiertag vor allem eines – den Schatten oder ein erfrischendes Fußbad in der Brenz. Eine ganz besondere Form der Abkühlung genehmigen sich Amelie, Julian, Lucas und Bastian. Sie tauschen die historische Gewandung gegen Badehose- und Badeanzug und tauchen in einem hölzernen Badezuber ab, der eigens in einem Zelt aufgebaut war. Normalerweise wird der beheizt, damit die edlen Rittersleut sich nach einem Turnier dort den Staub der Arena vom Leib schrubben können. Doch aus dem dampfenden Whirpool machen die Gundelfinger an diesem Sommertag lieber einen eiskalten Pool.
Und dann gibt es da auch noch die anderen. Die, denen die Hitze scheinbar gar nichts anhaben kann. So wie Graf Guywan von Drachenstein. Ja, der Mann heißt wirklich so. Um das zu beweisen, zückt er erst Bankkarte, dann Personalausweis. Überall ist der ungewöhnliche Name verzeichnet. Aus dem Celler Land ist der Graf nach Gundelfingen gekommen, um die Darstellung der Schlacht um Gundelfingen und auch die Ritterspiele zu moderieren. Und wenn er nicht ein Mikrofon in der Hand hält, dann reicht er als Mundschenk gerne ein Hopfenerfrischungsgetränk oder tut sich als Minnesänger hervor. Und das stilecht mit Fellmütze. „Das ist Gewöhnungssache“, sagt der Graf von Drachenstein und beweist, dass man im Mittelalter eben einfach nicht ganz so zimperlich war.
Doch einer, der fehlt noch. Ausgerechnet der Feind. Albrecht Achilles. Oder genauer gesagt der, der ihn darstellen soll. Eigentlich, verrät Eugen Hander, hätte er schon längst da sein sollen. Doch der Ritter kam erst etwas später weg. So musste er mit seinem Pferd im Anhänger tagsüber fahren. Irgendwann war die Hitze für das Tier zu viel. In Nürnberg war am Fronleichnamstag endgültig Schluss. Hitzestopp. „Er kommt dann morgen nach Gundelfingen“, sagt Hander, der mit seinen Gundelfinger Rittern bis dahin noch einmal flugs das Lager umbaut. Walter Hieber indes findet die Sache mit dem Hitzestopp irgendwie passend. Schließlich sei Markgraf Albrecht Achilles damals, vor 555 Jahren, tatsächlich aus Nürnberg gekommen.
Aber auch wenn der Feind noch nicht da ist, kommt keine Langeweile auf. Dafür sorgen Gaukler wie das Duo von Forzarello, das bei den sommerlichen Temperaturen zur Freude der Kinder die Feuerkeulen durch die Lüfte wirbelt. Oder aber der Narrenkai, der die Bälle fliegen lässt und dabei so lustig erzählt, dass die kleinen Zuschauer sich vor Lachen biegen. Dazu gibt es jede Menge Musik, Tanz und natürlich deftiges Essen. Das Mittelalter es ist wieder zurück. Auf der Insel im Herzen von Gundelfingen. I
Bei uns im Internet Bilder vom Bürgerfest gibt es unter donau zeitung.de/bilder