Die Bürgermedaille für den Altbürgermeister
Nach 18 Jahren wurde Franz Kukla in Gundelfingen verabschiedet
Zwei kleine Notizzettel, handbeschrieben. Mehr braucht er nicht. Franz Kukla war immer ein Meister der freien Rede. Schließlich war er viele Jahre lang Lehrer für Physik und Mathematik. Da musste er wissen, wie man das „Publikum“fesselt – ohne Manuskript. Es ist ein bewegender Moment, als der Mann, der 18 Jahre lang die Geschicke der Gärtnerstadt gelenkt hat, ans Mikrofon tritt. Und ein noch bewegenderer, als er am Ende abtritt. Gundelfingen, seine Heimatstadt, sagt er da, sei von einer großen und langen Geschichte geprägt gewesen. „In dem großen Geschichtsbuch durfte ich auch eine Seite schreiben. Jetzt ist die Tinte verbraucht, die Seite ist voll. Ich gehe jetzt in den Ruhestand und sage nur: Es war mir eine Ehre.“
Die zahlreichen Gäste aus Politik und gesellschaftlichem Leben erheben sich von ihren Plätzen. Sie applaudieren einem Mann, der sich fast 40 Jahre lang kommunalpolitisch für sein Gundelfingen eingesetzt hat. Der die Gärtnerstadt zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Und der nun nach 18 Jahren als Erster Bürgermeister das Steuer an Miriam Gruß übergibt. Eine Viertelstunde, länger sollte der Festakt zum Abschied nicht sein. Das hatte der scheidende Chef als Losung ausgegeben. Ganz einzuhalten war die- letzte Order nicht. Schließlich ist das, was Franz Kukla für Gundelfingen geleistet hat, nicht einfach kurz erzählt. Zielorientiert und ohne ideologischen Zierrat, sagt der Zweite Bürgermeister Viktor Merenda, habe Kukla seine Arbeit verrichtet. Nie habe er versucht, seine Meinung durchzusetzen und immer auf Augenhöhe agiert. Seine freund- liche Art und seinen Humor, das werde man im Stadtrat sicher vermissen. In einem Gremium, dem er seit 1978 angehörte. Zuletzt als Bürgermeister. „Dein Ergebnis für die Stadt, das kann sich sehen lassen“, befindet Merenda. Auch deshalb habe der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen, ihm die Bürgermedaille und die Ehse renbezeichnung „Altbürgermeister“zu verleihen.
Es ist nicht das einzige Geschenk, das Kukla an diesem Abend bekommt. Von Rudi Kaufmann, der für die Vereine und Organisationen der Stadt für die stets gute Zusammenarbeit dankt, gibt es eine Eintrittskarte, die in ganz Gundelfingen noch keiner hat. Eine, mit der Franz Kukla und seine Ehefrau auf Lebenszeit freien Eintritt zu allen Veranstaltungen der Vereine haben. Und Christine van Basten-Boddin, Bürgermeisterin von Beek, übergibt im Namen der Delegation aus der niederländischen Partnerstadt eine Urkunde an das „Symbol der Gastfreundschaft in Gundelfingen“. Verbunden mit der Hoffnung, dass er auch künftig immer wieder einmal in Beek vorbeischaut.
Worte der Anerkennung und des Dankes gibt es aber auch von Landrat Leo Schrell und dem CSU-Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange. Während Lange das „politische Urgestein mit Herz, Verstand, der Weitsicht, dem Willen und der Kraft etwas durchzusetzen“, ehrte, stellte Schrell die Maxime des politischen Handelns von Franz Kukla heraus, die dieser schon in seiner Antrittsrede ausgegeben hatte: „Wir alle sitzen in einem Boot, im Einsatz für Gundelfingen.“
Diesen Gedanken griff Franz Kukla am Ende in seiner Erwiderung auf. Viele, so der scheidende Bürgermeister, hätten dazu beigetragen, dass Gundelfingen in seinen drei Amtszeiten eine gute Entwicklung genommen habe. Auch Menschen, die nicht mehr am Leben sind. Kukla nannte hier explizit seinen Vorgänger Peter Schweizer. „Der sitzt jetzt da oben auf einer Wolke, grinst verschmitzt mit einer Zigarette in der Hand und sagt: Na ja, hat doch geklappt.“Seiner Nachfolgerin Miriam Gruß wiederum bot Kukla nicht nur das Du an, sondern bat auch die Bürger der Stadt darum, ihr keine Steine in den Weg zu legen, sondern sie ihr aus dem Weg zu räumen. Zum Wohle seiner Heimat Gundelfingen.
„Ich gehe jetzt in den Ruhe stand und sage nur: Es war mir eine Ehre.“
Franz Kukla