Die neue Bürgermeisterin lässt’s schon krachen
Amtseinführung Der Historische Verein holt Miriam Gruß mit der Kutsche vor dem Gundelfinger Rathaus ab. Die Politikerin ist aufgeregt, aber souverän. Nur einmal gerät sie in Verlegenheit
Gundelfingen Rosemarie HuberFritz steht in der Menschenmenge, die am Sonntagnachmittag vor dem Gundelfinger Rathaus wartet. In wenigen Minuten beginnt die Amtseinführung der neuen Bürgermeisterin Miriam Gruß. „Und da will ich als Gundelfingerin dabei sein, das ist der Beginn einer neuen Ära“, sagt Rosemarie Huber-Fritz. 18 Jahre lang hat Franz Kukla die Geschicke der Gärtnerstadt geleitet. Am Sonntag hat die Amtszeit der neuen Rathauschefin Miriam Gruß begonnen. Die Zeremonie zum Start ihrer Regierungszeit ist allerdings anders als in anderen Kommunen. In Gundelfingen feierte am Wochenende der Bürgerverein sein historisches Fest. Und deshalb holt Vize-Vorsitzender Eugen Hander die neue Rathauschefin in der Prunkkutsche ab.
Zuvor marschieren die Spielmannszüge aus Gundelfingen und Lauingen auf. Ritter reiten auf Pferden vorbei, Spielleute und viele andere historisch gekleidete Menschen um der FDP-Politikerin die Ehre zu geben. Miriam Gruß erscheint in einem roten Kostüm mit weißem Umhang – an ihrer Seite sind ihr Ehemann Christopher und die Kinder Nick und Pia. Bürgervereins-Vorsitzender Walter Hieber geleitet Gruß zur Kutsche. Winkend fährt die neue Bürgermeisterin im Umzug zum Festplatz auf die Bleiche. „Ich bin ein bisschen nervös und sprachlos über diesen tollen Empfang“, sagt die 41-Jährige. So etwas habe sie noch nicht erlebt.
Das Wetter ist traumhaft. Gruß grüßt wie eine Königin aus der Kutsche – es ist ja ein Mittelalterfest. Auf dem Festplatz läutet die Sturmglocke wie vor 555 Jahren, als Gundelfingen belagert wurde. Zeremonienmeister Hieber fordert von den versammelten Bürgern „Handgeklapper“(Beifall) für die neue Rathauschefin. Zu den Geschenken für die einstige Abgeordnete zählen ein historisches Gewand, ein Blumenund Gemüse-Korb und eine Uhr, die in der Gärtnerstadt schneller laufe als im Bundestag, wie Hieber anmerkt. Dazu erhält Miriam Gruß eine Amtskette. Landrat Leo Schrell gratuliert der Bürgermeisterin zur Amtseinführung. Er wünscht ihr, dass sie viel Freude und Erfolg in Gundelfingen haben soll. Dasselbe gelte umgekehrt für die Gundelfinkommen, ger, denen Schrell viel Freude an ihrer neuen Bürgermeisterin wünscht. Den Gästen gefallen die Einführung und das historische Spektakel. „So ein schönes Fest habe ich in Gundelfingen noch nicht erlebt“, sagt Unternehmer Wolfgang Bartelt.
Miriam Gruß selbst ist überwältigt. „Wer bekommt schon am ersten Tag als Bürgermeister solch ein Fest?“, fragt sie. Die Amtseinführung sei für sie sehr bewegend. Gruß verspricht, den Menschen in Gundelfingen zu dienen und alles dafür zu tun, „damit es der Stadt in Zukunft weiter gut und vielleicht sogar noch besser geht“. Nur in einem Moment wirkt die neue Rathauschefin ein wenig ratlos. Sie soll zu ihrer Amtseinführung drei Böllerschüsse aus einer Kanone abfeuern. „Kann man da etwas falsch machen?“, fragt Gruß. Dann zieht sie an einem Strick und feuert den ersten Schuss ab. Der ist so laut, dass sie selbst wie viele Zuschauer ein wenig zusammenzuckt. Nummer zwei und drei absolviert Gruß dann bereits routiniert.