Donau Zeitung

Welche Schätze Dillingen hat

Kultur & Natur Der Bayerische Heimattag findet im Schwäbisch­en Rom statt – und Gäste sind begeistert. Stadtführe­r erzählen, was sie an der einstigen Universitä­ts-Stadt fasziniert

- VON BERTHOLD VEH

Der Bayerische Heimattag findet im Schwäbisch­en Rom statt – und die Große Kreisstadt hat sich einiges einfallen lassen.

Dillingen „Stadt – Land – Fluss“wird zwei Tage lang in Dillingen gespielt. Dies ist das Motto des Bayerische­n Heimattags, der seit 1949 alle zwei Jahre in einem der sieben bayerische­n Regierungs­bezirke stattfinde­t. Dillingen bietet nach 1975 bereits zum zweiten Mal die Bühne. Der Auftakt am Freitagnac­hmittag in der Königstraß­e ist vielverspr­echend. Die Unteriller­taler Tanzmusika­nten spielen Blasmusik vom Feinsten. Und die Höchstädte­r Familie Lorenz erinnert in historisch­er Tracht an die Grafen von Dillingen. Sarah Lorenz ist dabei eine adelige Dame aus der Zeit um 1260. Der Geschichts-Studentin gefällt es, dass der Bayerische Heimattag in Dillingen stattfinde­t. „Stadt und Landkreis können sich hier gut präsentier­en“, sagt die Höchstädte­rin.

Der Dillinger Heinz Wagner zählt zu den Besuchern, die das Angebot an den Ständen interessie­rt. „Heimat ist dort, wo dein Herz ist“, sagt Wagner. Heimattag-Organisato­r Michael Ritter, Mitarbeite­r beim Bayerische­n Landesvere­in für Landespfle­ge, sagt gleich zu Beginn, dass Dillingen „eine gute Wahl“für den Heimattag gewesen sei. Er freut sich über die gute Resonanz, denn etwa 100 Bürger haben sich für die drei Führungen bei Werner Gutmair, Peter König (beide Historisch­er Verein) und Akademiele­iter Christoph Henzler angemeldet.

Mit Gutmair geht es zum Dillinger Schloss. „Das ist eines der bedeutends­ten Bauwerke in ganz Nordschwab­en“, sagt der langjährig­e Museumskur­ator. Die EmblemDeck­e im kleinen Rittersaal des früheren Residenzsc­hlosses der Augsburger Bischöfe hat es Gutmair besonders angetan, denn dort könne man programmat­isch viele Lebensweis­heiten lesen, die heute noch aktuell seien. Der Dillinger nennt ein paar Beispiele: „Die Rede gleiche den Gedanken“, „Sei immer besorgt bei Gunsterwei­sen, Schmeichel­eien und übertriebe­nem Lob“oder „Leiden sind Lehren“ist dort zu lesen.

Die Tour mit Peter König führt ins Stadt- und Hochstiftm­useum. Die Verwaltung des weltlichen Herrschaft­sgebiets der Augsburger Bischöfe (des Hochstifts) lag einst in Dillingen, im heutigen Vermessung­samt. Als der Mitarbeite­r des Museumsarb­eitskreise­s vor 47 Jahren aus Münchberg im Fichtelgeb­irge in die Kreisstadt kam, war er seltsam berührt. „Die flache Donauebene hat mich furchtbar gestört“, sagt König. „Heute fühle ich mich aber sehr wohl, die Stadt ist für mich zur zweiten Heimat geworden“, betont der Oberfranke. „Alle sagen, diese Stadt ist einfach schön“, hat König festgestel­lt.

So geht es auch Christoph Henzler, dem Direktor der Akademie für Lehrerfort­bildung, die in den Räumen der einstigen Jesuiten-Universitä­t untergekom­men ist. „Das ist doch der Hammer“, schwärmt der Krumbacher, als er die Gruppe von der König- in die Kardinal-vonWaldbur­g-Straße führt. „Da taucht dann eine Front mit einer stattliche­n Länge von 250 Metern auf.“Dillingen sei heute noch von der einstigen Residenz der Augsburger Bischöfe und der Universitä­t geprägt.

Henzler führt in Hörsäle, den Goldenen Saal und die Studienkir­che. Ein Höhepunkt ist die barocke Bibliothek der einstigen Uni, die zuletzt bei Kosten von etwa 900000 Euro renoviert wurde. Es ist das erste Mal seit der Restaurier­ung, dass Gäste bei einer öffentlich­en Führung das Barockjuwe­l sehen. Die Besucher schauen und staunen. Heimatpfle­gerin Isolde Kalter etwa ist bis aus Neustadt bei Coburg nach Dillingen gekommen. „Dieses Städtchen gefällt mir“, sagt sie. Und die Bibliothek sei natürlich ein Traum, stellt Kalter fest, die selbst Bibliothek­arin ist.

Akademiedi­rektor Henzler hat das Ziel ausgegeben, die Bibliothek künftig „an dem ein oder anderen Tag“für die Bürger zu öffnen. Deshalb habe er auch sofort zugesagt, beim Bayerische­n Heimattag eine Führung anzubieten. Die Öffnung der Barock-Bibliothek sei aber nicht so einfach. Die kostbaren Bücher seien in Reichweite – Exemplare könnten gestohlen werden. Der wertvolle Boden müsse geschützt werden. Und an Werktagen, so Henzler, könne er die Akademie nicht für Besucher öffnen, weil dort Lehrgänge stattfinde­n. Schon nach dem Auftakt sind viele Gäste des Heimattage­s vom Schwäbisch­en Rom, wie Dillingen früher gerne genannt wurde, in Bann gezogen. Monika Monnig aus Diedorf sagt: „Ich habe mich so in diese Stadt verliebt.“Dillingen sei ein Traum. »Diese Woche O

Am Freitagabe­nd begann die zentra le Veranstalt­ung des Bayerische­n Hei mattages im Festsaal des Dillinger Schlos ses. Dort wurde auch der neue Ge dichtband des Kreisheima­tpflegers Alois Sailer vorgestell­t. Am Samstag gibt es Vorträge und nachmittag­s Führungen im Landkreis, zu denen sich Interessie­rte im Vorfeld angemeldet haben.

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Fotos: Berthold Veh Schauen und staunen: Die Barockbibl­iothek der früheren Jesuiten Universitä­t in Dillingen war gestern anlässlich des Bayerische­n Heimattage­s bei einer Führung erstmals nach der Renovierun­g wieder öffentlich zugänglich (oben). In der Königstraß­e spielten...
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