Donau Zeitung

„Im Glauben sind wir alle Brüder“

Kirche Jean Kapena Mwanza kommt aus dem Kongo und feiert am Sonntag in Gundelfing­en seine Primiz. Auch in seiner Heimat wird es mehrere geben. Aber die werden etwas anders aussehen als in Schwaben

- VON KATHARINA INDRICH

Gundelfing­en Bis zum letzten Tag hat Jean Kapena Mwanza gehofft. Denn eigentlich wollten seine Eltern aus der Demokratis­chen Republik Kongo kommen, um beim größten Moment in seinem Leben dabei zu sein – seiner Priesterwe­ihe im Augsburger Dom. Doch die Regierung seines Heimatland­es machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. „Sie haben kein Visum bekommen.“Natürlich sei das erst einmal traurig gewesen, sagt der 34-Jährige. „Aber als ich am Altar war und ins Volk Gottes blickte, da habe ich mich gefreut, dass da so viele bekannte Gesichter waren. Freunde und auch Gundelfing­er“, sagt Kapena.

Seit neun Jahren lebt der Neuprieste­r im deutschspr­achigen Raum. Mit 13 Jahren hat er zum ersten Mal gespürt, dass er sein Leben Gott widmen möchte. Über die Jahre wurde der Wunsch immer konkreter. Auch durch die Unterstütz­ung seiner sehr gläubigen Familie. Bald merkte Kapena: Ich will in die Mission. Und in der Zwiesprach­e mit Gott formuliert­e er den Wunsch: „Wenn du mich willst dann bitte überall – aber nicht in Europa.“Denn in seiner Heimatstad­t Kinshasa hatte er auch immer wieder Kontakt mit Comboni-Missionare­n. Mit denen aus Südamerika verstand er sich ausgezeich­net. Doch die aus Europa, vornehmlic­h aus Italien, hatten einfach eine andere Mentalität. Dass es ihn schließlic­h doch nach Europa verschlage­n hat, sieht Kapena als Fügung. „Gott hat mich hierhergef­ührt“, sagt er.

Letztlich kam er über einen Freund aus Frankreich zu einer jungen Klostergem­einschaft nach Österreich. Dort lernte er mit einem Computerpr­ogramm innerhalb von vier Monaten Deutsch. „Es hat mir da sehr gut gefallen“, sagt der 34-Jährige. Aber letztlich sei das doch nicht ganz das Richtige für ihn gewesen. Jean Kapena wollte Pfarrer werden. Doch weil es im Kongo viele Priesteram­tsanwärter gibt, gibt es dort eine Altersgren­ze von 25 Jahren. Die hatte er da schon überschrit­ten. Und begann so sein Theologies­tudium zunächst in Österreich, um es dann in Augsburg zu beenden. Vor allem sprachlich sei das Studium eine Herausford­erung gewesen. Auch, weil man dort Texte aus dem Hebräische­n oder Altgriechi­schen ins Deutsche übersetzen muss. „Aber ich habe den Ruf Gottes gehört und ihm gesagt, dass er mir diese Fähigkeite­n und Gaben schenken muss.“Auch deshalb lautet sein Primizspru­ch „Die Freude am Herrn ist meine Stärke.“

Seine Primiz, die feiert Jean Kapena am Sonntag in Gundelfing­en, wo er ein Jahr als Praktikant und zuletzt ein Jahr als Diakon verbracht hat. Ein buntes Fest soll es werden, das das Beste aus beiden Welten miteinande­r vereint. Auch ein afrikanisc­her Chor wird mit dabei sein. Und Kapena hofft, dass die Sänger pünktlich sind. Denn die Pünktlichk­eit, die schätzt er in Deutschlan­d ganz besonders. Der Neuprieste­r gibt zu, dass er am Anfang Bedenken gehabt habe, wie man auf ihn wohl zugehen würde. Auf einen Ausländer mit schwarzer Hautfarbe, der kein Mutterspra­chler ist. Letztlich seien die Sorgen aber unbegründe­t gewesen. „Die Erfahrunge­n waren alle sehr positiv. Ich habe mich nie als Ausländer gefühlt. Und im Glauben sind wir alle Brüder“, sagt der 34-Jährige, der bei ersten Begegnunge­n gerne einmal scherzt: „Bitte keine Angst vorm schwarzen Mann.“

Die Gundelfing­er Primiz mit anschließe­ndem Pfarrfest auf der Bleiche, sie wird nicht seine einzige sein. Im Juli geht es für ihn in den Kongo. Da wird es eine Heimatprim­iz und mehrere andere Primizen in Kinshasa geben. Dafür stehen die Gläubigen dort früh auf. Um 6.30 Uhr beginnt der Gottesdien­st. Abgeholt wird er von zu Hause mit der Stadtkapel­le und mit Trommeln. Auch im Gottesdien­st werde in seiner Heimat traditione­ll viel getanzt und gesungen. Und eine Predigt dauert gerne mal 45 Minuten. Wieder zurück in Deutschlan­d wird es dann noch Nachprimiz­en in Ottobeuren und Dillingen geben. „Im August darf ich dann Pfarrer Schaufler im Urlaub in Gundelfing­en vertreten, und dann geht es zu meiner Kaplanstel­le nach Pfaffenhof­en an der Roth.“Irgendwann einmal als Pfarrer in die Heimat zurückzuke­hren, das schließt Jean Kapena für sich aus. „Ich werde hier als Priester mehr gebraucht als daheim. Das ist kein Job, das ist eine Hingabe. Es bedeutet auch, Opfer zu bringen.“Nicht mehr bei der Familie zu sein, das sei natürlich ein Opfer. Doch dafür habe er hier in der Liebe Gottes eine neue Familie gefunden.

„Wenn du mich willst, dann bitte überall – aber nicht in Europa.“

Jean Kapena Mwanza

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Foto: Indrich Jean Kapena Mwanza feiert am Sonntag in Gundelfing­en seine Primiz. Dort war er zuletzt als Diakon tätig.

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