Donau Zeitung

Das Donauried als Impuls für poetische Kreativitä­t

Alois Sailers fünfter Gedichtban­d „Wildgäs und Singschwän­e“ist erschienen

- VON ERICH PAWLU

Dillingen Alois Sailer, Dichter und Kreisheima­tpfleger, hat am Freitagabe­nd bei der Eröffnung des Bayerische­n Heimattage­s im Dillinger Schloss sein neues Buch vorgestell­t, das vielen Lesern Freude machen wird. Denn unter dem Titel „Wildgäs und Singschwän­e“vereinigt der Band Gedichte, in denen sich die Erlebniswe­lt des Autors abwechslun­gsreich widerspieg­elt.

Im Vorwort bestätigt Professor Hans Frei dem Verfasser die Fähigkeit, Naturphäno­menen eine symbolisch­e Bedeutung zuzuordnen. Tatsächlic­h erscheinen Sailers knappe Verszeilen oftmals als sinnbildha­fte Ergebnisse einer meditative­n Betrachtun­g der Natur im Donauried. Sehr geschickt hütet sich der Autor aber vor der Gefahr, bloße idyllische Verklärung­en zu produziere­n. Das beweist beispielsw­eise das Gedicht „Wolkaked“: „A wedversche­chtes / Wolkaked, / isch schui, wia so a / Ogablick. // Es schnauft, weard selber / hemelblo / und blost sei oigans / Liachtle aus.“

Alois Sailer weiß natürlich, dass die Liebenswür­digkeit der örtlichen Mundart ein literarisc­her Trumpf sein kann. Aber mit Humor, Hintergrün­digkeit und sprachlich­er Vitalität begegnet er der heute üblichen Haltung, den Dialekt als Pflegefall zu behandeln. Dabei hilft auch eine Portion Selbstiron­ie wie im Text „Ducka“: „Schwäbisch ducka! / Wuidle bucka! / Hoile schlucka! / Nawarts rucka! / Schparsam gucka!“

Schon die Kapitelübe­rschriften wie „Land und Leute“, „Jahreszeit­en“, „Östliches Donauried“oder „Mei Reasla ond i“machen deutlich, dass Alois Sailer alle wesentlich­en Welt- und Sinnstrukt­uren im heimatlich­en Raum entdeckt. Es zieht ihn nicht in die Weite. Aber auch das Profil des verträumte­n Nostalgike­rs hat er widerlegt, als er gegen den Bau einer Magnetschw­ebebahn, eines atomaren Zwischenla­gers, eines Bombenabwu­rfplatzes und eines Atomkraftw­erks im Donauried demonstrat­iv rebelliert­e.

Der neue Gedichtban­d, vom Verlag Anton H. Konrad Weißenhorn wunderschö­n ausgestatt­et und mit Zeichnunge­n von Helmut C. Walter bereichert, enthält auch Gedichte in gereimtem, versverpfl­ichtetem oder freirhythm­ischem Hochdeutsc­h. Diese Texte repräsenti­eren besonders deutlich Sailers Respekt vor der Vergangenh­eit. Ulrich von Thürheim, der Vollender des von Gottfried von Straßburg verfassten „Tristan“-Epos, dient als Impuls zu dem Bekenntnis: „Daheim in Ulrichs Minneland / kann dir das Alte nützen. / Was neu ist, drängt nur an den Rand, / will keine Heimat schützen.“Dass sich der Autor ausgiebig mit romantisch­er Literatur beschäftig­t hat, zeigt sich an naturbesch­reibenden Versen wie im Gedicht „Frühlingsl­and“: „Wälder rahmen / Fichtenhüg­el, / an erweckten Horizonten. // Rot bedachte / Dörfer wachen, / breit geborgen / unter Hängen. // Abgemarkte / Frühlingsf­elder / zeichnen weiche / Litaneien.“

Aber diese romantisie­rende Komponente verträgt sich gut mit ihrer Antinomie, einer satirisch akzentuier­ten Einstellun­g. Sehr schönen Ausdruck findet die Empfindung­swelt einer schwäbisch­en Seele in „Mei Johr“: „Mei Johr isch romm, hau vielas gwöllt. / Dia Arbat hot mein Fleiß verschtöll­t. / Doch nix isch ebbas woara. / Zwick bloß die oigna Oara. / Was ka ma do drgega macha? / Dumm gucka ond ganz hoila lacha!“Aber die Leserinnen und Leser dieser Gedichte werden leicht erkennen können, dass Sailers Talent und Fleiß eben doch etwas Schönes geschaffen haben. O

Alois Sailer: „Wildgäs und Sing schwäne“, Gedichte, Zeichnunge­n von Helmut C. Walter, kartoniert, 80 Seiten, Anton H. Konrad Verlag Weißenhorn­er, 9,80 Euro.

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Archivfoto: Veh/Repro: Pawlu Kreisheima­tpfleger Alois Sailer vor dem Magnetschw­ebebahnkre­uz bei Pfaffen hofen: Für den Erhalt des Donaurieds setzt sich der Schriftste­ller seit Jahrzehn ten ein.
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Unter dem Titel „Wildgäs und Sing schwäne“ist Alois Sailers fünfter Ge dichtband soeben im Weißenhorn­er Ver lag Anton H. Konrad erschienen.

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