Fröhliche Lieder besiegen die Traurigkeit
Konzert Die drei Sängerinnen von „Peu à Peu“verzaubern das Publikum in Binswangens Synagoge. Schauspielerin Elisabeth Degen beeindruckt auf eine ganz besondere Art
Binswangen Eine kleine schmale Frau schreitet durch den Mittelgang der Synagoge in Binswangen. Sie bleibt vor der leeren Thoranische, die heute nur noch ein Bild schmückt, plötzlich stehen und verneigt sich würdevoll. Es ist Elisa- beth Degen, die aus einer jüdischen Familie stammt und deren Vater der renommierte Schauspieler Michael Degen ist. Die Tochter trat beruflich in seine Fußstapfen. An diesem Abend ist sie mit den drei Sängerinnen von „Peu à Peu“zu erleben. Gemeinsam geben sie in Binswangen ein tief beeindruckendes Kon- zert mit osteuropäischen und jiddisch-chassidischen Liedern.
Elisabeth Degen nimmt an einem Tischchen Platz, vor sich die brennenden Kerzen eines kleinen siebenarmigen Leuchters. Eine blutrote Rose taucht im Scheinwerferlicht auf. Diese ist ein Symbol für ein Detail aus den Geschichten des Rabbi Löw, die die Schauspielerin während des Konzertes wie kleine Glanzlichter aufleuchten lässt. Sie reiht sie aneinander wie Perlen an einer Schnur. Die sanfte Stimme der Darstellerin passt auf eine anrührende Weise zu den Erzählungen des Rabbi Löw und seinem in Zeiten der Not geschaffenen Golem. Degen ist kein Pausenfüller und schon gar keine Randnotiz, sondern ein Gewinn für das sensibel gestaltete Programm einer eher ungewöhnlichen Veranstaltung, die eine Spur Goldhauch in der Synagoge hinterlassen wird.
Dann sind es Barbara Mahler (Sopran), Ursula Maria Echl (Mezzosopran) und Ingeborg Purucker (Alt), die ganz schnell die Herzen der Zuhörer höherschlagen lassen. Sie starten den besonderen Abend, der so recht in das einstige jüdische Gotteshaus passt, von der Frauenempore aus mit „Ma towu“, einem jüdischen Gebet, das die Ehrfurcht vor Synagogen und anderen Kultstätten zum Ausdruck bringt. Die Frauen begeistern sofort mit ihren noblen und geschulten Singstimmen.
„Wir wollen Sie fröhlich machen und möglichst auch fröhlich wieder nach Hause entlassen“, kündigt Ursula Maria Echl an. Und die Protagonistinnen des Abends machen ihr Versprechen wahr. Heiteres und Nachdenkliches bieten sie mit ihren a-cappella gesungenen jiddischchassidischen Liedern, die das Leben der jüdischen Menschen in allen Facetten widerspiegeln. Belustigt reagiert das Publikum auf das traditionelle Lied „Wenn der Rebbe lacht“. Deutsche Volkslieder wie „Weiß mir ein schönes Röselein“oder Einschlägiges aus der Ukraine, aus Finnland oder Schweden bringen den europäischen und osteuropäischen Aspekt in das breitgefächerte Programm von Peu a Peu. Das beliebte Lied „Wenn ich ein Vöglein wär“, vertont von Brahms, oder „Sag mir doch den Weg“(B. Bartòk) honoriert das Publikum mit viel Beifall. Zwischen die Beiträge streut immer wieder Elisabeth Degen die farbigen und anrührenden Geschichten von „Leon und Dina“.
Am Ende des Abends ist der Applaus groß. Als Zugabe gibt es einen „irischen Segen“und Strophen vom „lachenden und weinenden, schnarchenden und schmausenden Rebbe“. Was war das für ein Konzerterlebnis!