Wärme und Empathie für ältere Menschen
Nachbarschaftshilfe Dillingen Aus einem besonderen Angebot haben sich echte Freundschaften entwickelt
Landkreis Schon immer hatte Irmgard Schessl „einen großen Bezug zu alten Leuten“, wie sie sagt. Früher sei die Dillingerin mit einer älteren Dame in die Kirche gegangen – heute trifft sie sich mit vielen alten Leuten auch zu Hause. Das ermöglicht die Nachbarschaftshilfe, ein Projekt, das 2007 von Vertretern der fünf katholischen Dillinger Pfarreien, der evangelischen Katharinenkirche sowie dem Caritasverband gegründet wurde.
Schon zwei Jahre nach der Gründung, 2009, engagierte sich Schessl, die zu dem Zeitpunkt bereits bei der Dillinger Tafel ehrenamtlich aktiv war, erstmals bei der Nachbarschaftshilfe. Die hauptamtliche Koordinatorin Doris Hitzler brachte sie darauf. Doch bevor sie helfen konnte, musste sie, wie jeder andere angehende Nachbarschaftshelfer, ein ausführliches Erstgespräch mit der ehrenamtlichen Einsatzleiterin Anneliese Mayr führen. Diese prüft, wie viel Zeit die Helfer investieren wollen, welche Art der Hilfe sie bereit sind zu leisten und für welche Personengruppe – danach sucht Mayr schließlich hilfesuchende Personen aus, die infrage kommen, und vermittelt ein Gespräch zwischen dem potenziellen Helfer und der Person, die die Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Wenn es passt, treffen sich die beiden schließlich bei der hilfesuchenden Person zu Hause. Nicht umsonst nennt Mayr die Nachbarschaftshilfe „die Hilfe der leisen Töne“– schließlich findet die Hilfe im privaten und intimen Umfeld der hilfesuchenden Personen statt. Daher sei es auch wichtig, dass Helfer und hilfesuchende Personen sich vertrauten – ob das passt, stellten sie meist nach zwei, drei Treffen fest, sagt Mayr.
Bei Schessl und vielen anderen hat es schließlich auch gepasst. Eine davon ist eine alte Dame, mit der sie sich alle paar Wochen trifft. Sie ist einsam und braucht jemanden zum Reden. Diesem Bedürfnis kann Irmgard Schessl gerecht werden. So weit zu gehen und von einer Art Therapie zu sprechen, würde sie aber nicht, betont sie. Doch wenn man mit Irmgard Schessl spricht, spürt man sofort diese Wärme und Empathie, die auch die hilfesuchenden Personen von ihr erfahren dürfen. Dass es oft Menschen sind, die einsam und alleine sind und die Nachbarschaftshilfe in Anspruch nehmen, weiß auch Doris Hitzler. „Ich hatte schon eine Anfrage von einer Dame, die den Sonntagnachmittag nicht alleine verbringen wollte und jemanden zum gemeinsamen Kaffeetrinken suchte“, erzählt sie. Und tatsächlich fand sie letzten Endes jemanden für den Zweier-Kaffee-Klatsch. Auch Mayr weiß von einer Nachbarschaftshilfe, die am Ende in einer Freundschaft gemündet hat. „Die Person, die uns um Hilfe gebeten hat, ist frisch hierhergezogen und kannte niemanden. Die haben sich so gut verstanden, dass sie sich jetzt, Jahre später, immer noch privat besuchen.“
Doch natürlich gibt es auch die Fälle, in denen gebrechliche und immobile Menschen jemanden brauchen, der beispielsweise den täglichen Einkauf für sie erledigt. „Wir dürfen dabei aber nicht in Konkurrenz zu den kommerziellen Pflegediensten kommen.“So bringt Schessl beispielsweise einer Seniorin, die sie unterstützt, regelmäßig Waren von der Tafel, bei der sie auch noch ein Ehrenamt ausübt.
Für all den Einsatz, den Schessl und die 16 anderen Dillinger Nachbarschaftshelfer an den Tag legen, bekommt sie keinen Cent. Aber dafür mindestens ein ehrliches Lächeln und schöne Erlebnisse. „Am liebsten erinnere ich mich daran, dass eine Person, der ich half, an Weihnachten Plätzchen für mich backte. Das war eine wundervolle Geste“, sagt sie und lächelt.
Jemanden für den Zweier Kaffee Klatsch