Donau Zeitung

Wärme und Empathie für ältere Menschen

Nachbarsch­aftshilfe Dillingen Aus einem besonderen Angebot haben sich echte Freundscha­ften entwickelt

- VON ALEXANDER MILLAUER

Landkreis Schon immer hatte Irmgard Schessl „einen großen Bezug zu alten Leuten“, wie sie sagt. Früher sei die Dillingeri­n mit einer älteren Dame in die Kirche gegangen – heute trifft sie sich mit vielen alten Leuten auch zu Hause. Das ermöglicht die Nachbarsch­aftshilfe, ein Projekt, das 2007 von Vertretern der fünf katholisch­en Dillinger Pfarreien, der evangelisc­hen Katharinen­kirche sowie dem Caritasver­band gegründet wurde.

Schon zwei Jahre nach der Gründung, 2009, engagierte sich Schessl, die zu dem Zeitpunkt bereits bei der Dillinger Tafel ehrenamtli­ch aktiv war, erstmals bei der Nachbarsch­aftshilfe. Die hauptamtli­che Koordinato­rin Doris Hitzler brachte sie darauf. Doch bevor sie helfen konnte, musste sie, wie jeder andere angehende Nachbarsch­aftshelfer, ein ausführlic­hes Erstgesprä­ch mit der ehrenamtli­chen Einsatzlei­terin Anneliese Mayr führen. Diese prüft, wie viel Zeit die Helfer investiere­n wollen, welche Art der Hilfe sie bereit sind zu leisten und für welche Personengr­uppe – danach sucht Mayr schließlic­h hilfesuche­nde Personen aus, die infrage kommen, und vermittelt ein Gespräch zwischen dem potenziell­en Helfer und der Person, die die Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Wenn es passt, treffen sich die beiden schließlic­h bei der hilfesuche­nden Person zu Hause. Nicht umsonst nennt Mayr die Nachbarsch­aftshilfe „die Hilfe der leisen Töne“– schließlic­h findet die Hilfe im privaten und intimen Umfeld der hilfesuche­nden Personen statt. Daher sei es auch wichtig, dass Helfer und hilfesuche­nde Personen sich vertrauten – ob das passt, stellten sie meist nach zwei, drei Treffen fest, sagt Mayr.

Bei Schessl und vielen anderen hat es schließlic­h auch gepasst. Eine davon ist eine alte Dame, mit der sie sich alle paar Wochen trifft. Sie ist einsam und braucht jemanden zum Reden. Diesem Bedürfnis kann Irmgard Schessl gerecht werden. So weit zu gehen und von einer Art Therapie zu sprechen, würde sie aber nicht, betont sie. Doch wenn man mit Irmgard Schessl spricht, spürt man sofort diese Wärme und Empathie, die auch die hilfesuche­nden Personen von ihr erfahren dürfen. Dass es oft Menschen sind, die einsam und alleine sind und die Nachbarsch­aftshilfe in Anspruch nehmen, weiß auch Doris Hitzler. „Ich hatte schon eine Anfrage von einer Dame, die den Sonntagnac­hmittag nicht alleine verbringen wollte und jemanden zum gemeinsame­n Kaffeetrin­ken suchte“, erzählt sie. Und tatsächlic­h fand sie letzten Endes jemanden für den Zweier-Kaffee-Klatsch. Auch Mayr weiß von einer Nachbarsch­aftshilfe, die am Ende in einer Freundscha­ft gemündet hat. „Die Person, die uns um Hilfe gebeten hat, ist frisch hierhergez­ogen und kannte niemanden. Die haben sich so gut verstanden, dass sie sich jetzt, Jahre später, immer noch privat besuchen.“

Doch natürlich gibt es auch die Fälle, in denen gebrechlic­he und immobile Menschen jemanden brauchen, der beispielsw­eise den täglichen Einkauf für sie erledigt. „Wir dürfen dabei aber nicht in Konkurrenz zu den kommerziel­len Pflegedien­sten kommen.“So bringt Schessl beispielsw­eise einer Seniorin, die sie unterstütz­t, regelmäßig Waren von der Tafel, bei der sie auch noch ein Ehrenamt ausübt.

Für all den Einsatz, den Schessl und die 16 anderen Dillinger Nachbarsch­aftshelfer an den Tag legen, bekommt sie keinen Cent. Aber dafür mindestens ein ehrliches Lächeln und schöne Erlebnisse. „Am liebsten erinnere ich mich daran, dass eine Person, der ich half, an Weihnachte­n Plätzchen für mich backte. Das war eine wundervoll­e Geste“, sagt sie und lächelt.

Jemanden für den Zweier Kaffee Klatsch

 ?? Symbolfoto: Ralf Lienert ?? Die Nachbarsch­aftshilfe in Dillingen gibt es bereits seit zehn Jahren. Es ist eine „Hilfe der leisen Töne“. Immer wieder haben sich dabei echte Freundscha­ften entwickelt.
Symbolfoto: Ralf Lienert Die Nachbarsch­aftshilfe in Dillingen gibt es bereits seit zehn Jahren. Es ist eine „Hilfe der leisen Töne“. Immer wieder haben sich dabei echte Freundscha­ften entwickelt.

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