Forschen in der Freizeit
Begabungstag Jugendliche zeigen ihre Talente
Dillingen
In jedem Menschen schlummern Talente. Tief verborgen. Manchmal so tief, dass die Fähigkeit nie erwacht. Um das zu verhindern, gibt es den Begabungstag. Am Sailer-Gymnasium in Dillingen treffen Kinder und Jugendliche auf einen Marktplatz der Möglichkeiten. Diesen veranstaltete der Begabungsstützpunkt Nordschwaben in Kooperation mit dem Landkreis Dillingen und den allgemeinbildenden Schulen. „Der Begabungstag soll jungen Menschen Orientierung liefern. Eine Orientierung, die den Neigungen und Interessen entspricht“, sagt Landrat Leo Schrell. Am Begabungstag zeigen die Jugendlichen ihre Projekte, an denen sie das ganze Jahr gearbeitet haben. Die Themen reichen von der Chemie und Physik in der Küche, zu astronomischen Beobachtungen oder App-Entwicklung. „Die Begabung ist nicht nur eine Chance für den Einzelnen, sondern auch ein Nutzen für die Welt“, betont Schulamtsdirektor Wilhelm Martin. Lea Sitner aus Donauwörth mag Chemie. So sehr, dass sie schon vergangenes Jahr in den Begabungskurs „Energiewende und der Beitrag der Chemie“teilnehmen wollte. „Aber ich war zu jung dafür“, sagt sie. Beruflich möchte die 15-Jährige in Richtung Umwelttechnik gehen. Alle zwei Wochen hat sie sich mit 14 weiteren Schülern getroffen, um Supraleiter herzustellen, Vanillin aus dem Abfallstoff Lignin oder Glucose aus Getreide zu gewinnen. „Bei Supraleitern wird Strom ohne Widerstand transportiert“, erklärt Lea, während im Hintergrund der Dampf von flüssigem Stickstoff emporsteigt. „Vieles, was ich hier gelernt habe, hatten wir im Unterricht noch nicht. So kann ich punkten.“Eine Station weiter tröpfelt Daniel Sharma mit der Pipette kleine Kügelchen auf einen Objektträger. „Das ist Apfelkaviar“, sagt er und lacht. In dem Begabungskurs geht es um Chemie und Physik in der Küche. Der 15-jährige Daniel und seine Gruppe nehmen Lebensmittel unter die Lupe und testen die Zusammensetzung ihrer Inhaltsstoffe. Zum Beispiel bei Fertigprodukten. „Manchmal werden die Kunden veräppelt“, erklärt Daniel. Mayonnaise aus dem Supermarkt enthalte beizur spielsweise oft gar kein echtes Ei. „Sondern ein Pulver“. Wie die Verbraucher getäuscht werden, weiß auch Chemielehrerin Brigitte Reich-Imdahl. „Der Brotduft in den Bäckereien kommt oft nicht wirklich davon, dass Brot gebacken wird“, sagt die Expertin. Stattdessen werden einfach Stoffe miteinander gemischt, die diesen Duft erzeugen. Genauer: „Eine Glucose und eine Aminosäure.“In dem Kurs von Reich-Imdahl testeten die Schüler diese Mischung. Und was passierte? Der ganze Raum roch nach frisch gebackenem Brot. Einmal im Monat trifft sich die Gruppe. „Es könnte öfter sein“, findet Daniel Sharma. Er und die anderen Teilnehmer sind mit Spaß dabei und haben ihr Talent längst gefunden. Bei Kalle Bienjasz und Andre Öfele vom Kurs „Fahrzeugbau“ging es technischer zu. Mit anderen Schülern brachten sie am LessingGymnasium in Neu-Ulm einen funktionslosen Laubsauger wieder zum Laufen. „Wir haben den Laubsauger auseinandergebaut, gereinigt und einen neuen Riemen draufgemacht“, erzählt der zwölfjährige Kalle. Auf dem Pausenhof am Sailer-Gymnasium zeigen die beiden Schüler, wie gut das Gerät nun wieder läuft.
Mit einem kräftigen Zug zieht Andre Öfele an dem Band, und der Laubbläser brummt vor sich hin. An anderen Stationen wird Schach gespielt, Japanisch gelernt oder eine gedankliche Reise in den Mikrokosmos unternommen. Am Ende des Tages gibt es für jeden Schüler, der ein Jahr an einem Begabungskurs teilgenommen hat, ein Zertifikat. Das neue Kursangebot bietet viele Möglichkeiten, das eigene Talent erwachen zu lassen. Zum Beispiel bei „Abenteuer Archäologie“oder „Mathematik für Ingenieure von morgen“. Anmeldungen liegen in den Schulen aus. Mitmachen kann jeder, der an sich und seine Fähigkeiten glaubt und sie vertiefen will.
Jungen Menschen eine mögliche Orientierung sein