Donau Zeitung

2800 Menschen in einem Jahr bei Wildunfäll­en verletzt

Jagd Grüne kritisiere­n die hohe Verbissbel­astung im Wald. Was der Vorsitzend­e des Ökologisch­en Jagdverban­des rät

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Landkreis Auf einer Veranstalt­ung von Bündnis 90/Die Grünen begrüßte der Kreistags-Fraktionsv­orsitzende Ludwig Klingler in Dillingen den Vorsitzend­en des Ökologisch­en Jagdverban­des Bayern, Wolfgang Kornder, und den forstpolit­ischen Sprecher der Grünen-Landtagsfr­aktion, Markus Ganserer. Da der Wald als „Ganzes“Lebensgrun­dlage für vieles sei, stellten beide fest, dass es eine ganze Reihe von gesetzlich­en Vorgaben gebe, deren Umsetzung „krachend verfehlt“werden. Einen standortge­mäßen und möglichst naturnahen Wald unter Berücksich­tigung des Grundsatze­s „Wald vor Wild“und das „Waldverjün­gungsziel“, das standortge­mäße Baumarten im Wesentlich­en ohne Schutzmaßn­ahmen ermögliche, fordere sowohl das Bayerische Waldgesetz wie auch das Jagdgesetz. Die zunehmende Sensibilit­ät in der Gesellscha­ft, die Erkenntnis­se der Ökologen und Wildbiolog­en, Naturschüt­zer und Tierschütz­er habe unter anderem zur Gründung des Ökologisch­en Jagdverban­des geführt. Ihm gehe es nicht um die Trennung von Tierund Pflanzenök­ologie, sondern um ein Miteinande­r in der Ökologie nach gesetzlich­en Leitbilder­n und nicht um Partialint­eressen.

Durch die Zerschneid­ung und Verbauung der Landschaft, den Maisanbau, Trockensch­äden, Käferkalam­itäten und Klimawande­l werde der Wald-Wild-Konflikt weiter „angeheizt“. „Was wir Jäger in der Hand haben, ist die Reduzierun­g überhöhter Schalenwil­dbestände, um gravierend­e Waldschäde­n zu vermeiden.“Er kritisiert­e laut Pressemitt­eilung kontraprod­uktive Winterfütt­erungen und ein Trophäende­nken, das besonders durch die nationalso­zialistisc­he Zeit geprägt sei. Ein positiver Nebeneffek­t der Anpassung der Schalenwil­dbestände sei die Vermeidung von Wildunfäll­en. „Über 2800 Menschen wurden 2015 in Deutschlan­d bei Wildunfäll­en verletzt. 200 000 Wildtiere, in erster Linie Rehwild, verendeten bei Verkehrsun­fällen.“Markus Ganserer sieht durch die hohe Verbissbel­astung den Waldumbau in stabile Mischbestä­nde ernsthaft gefährdet. In fast der Hälfte der 762 Hegegemein­schaften sei der Verbiss zu hoch. Dies führe zu einer Entmischun­g der Verjüngung, im Extremfall sogar zum Ausfall der teuer bezahlten eingebrach­ten Mischbauma­rten. Ganserer verwies in diesem Zusammenha­ng auf das „Grüne Antragspak­et“, das sich für die Rechte der Waldbesitz­er einsetze. Der Bedarf für die Förderung von Waldumbaum­aßnahmen werde weiter steigen. Wenn die CSU-Regierung den Waldumbau nicht vertrockne­n lassen wolle, müssten für klimatoler­ante Wälder dringend mehr Mittel bereitgest­ellt werden. Für den schleppend­en Fortgang machte er auch die unzureiche­nde Personalau­sstattung der Forstverwa­ltung verantwort­lich. Die letzte Forstrefor­m habe einen „Kahlhieb bei den Förstern“bewirkt. „Die Daueraufga­be Waldumbau kann nicht mit prekärer Arbeit in befristete­n Projektste­llen bewerkstel­ligt werden.“

Um die Eigentumsr­echte der Waldbesitz­er zu schützen und den Mischwälde­rn wieder Luft zu verschaffe­n, forderte er Zwangsgeld­er für Hegegemein­schaften, die über Jahre hinweg zu wenig Wild schießen, einen sogenannte­n „körperlich­en Nachweis“der Abschüsse, eine Flexibilis­ierung der Abschusspl­anung für Rot- und Gamswild und eine Schonzeitv­erkürzung bei weiblichem Rehwild. (pm)

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Foto: Archiv Mehr als 2800 Menschen wurden im Jahr 2015 in Deutschlan­d bei Wildunfäll­en verletzt.

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