Donau Zeitung

„Das gibt’s doch einfach nicht!“

Eindrücke Augenzeuge­n berichten, wie sie den Brand erlebt haben

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Königstraß­e spaziert. Dass es nun als rauchende Hülle vor ihr steht, in diesem düsteren, rauchverha­ngenen Bild, das scheint sie nur schwer zu verkraften.

Ein Mann im mittleren Alter scheint es nicht allzu schlimm zu finden. Zumindest versucht er, die Situation ein wenig aufzulocke­rn. „Ist doch nur ein Gebäude, Mensch! Kommt eben was Neues.“Achselzuck­en von einigen Nebenstehe­rn. Nicht bei Gisela Schneider. Sie war gerade dabei, für ihren Urlaub zu packen, als ihr eine Freundin ein Video auf WhatsApp geschickt hat. Das Video haben alle Anwesenden gesehen, es wurde tausendfac­h in den sozialen Netzwerken geteilt. Als Schneider darauf gesehen hatte, wie das Rathaus in Flammen stand, hat sie „alles stehen und liegen lassen“, wie sie erzählt. „Ich musste das einfach mit eigenen Augen sehen.“

Pfarrer Lothar Hartmann traf sich gegen 19 Uhr am Eingang des Bonaventur­a-Gymnasiums mit einigen afghanisch­en Asylbewerb­ern, um mit ihnen zum Fußballspi­elen zu gehen. Da entdeckte er den Rauch. Als er am Rathaus ankam, brannte es schon lichterloh, wie er erzählt. Hartmann ist genauso untröstlic­h über die Feuersbrun­st wie Schneider. „Es ist für mich besonders schlimm. Ich bin in unmittelba­rer Nähe zum Rathaus aufgewachs­en und habe hier meine Kindheit verbracht. Ein furchtbare­s Ereignis“, sagt der Pfarrer.

Gegen 20.15 Uhr lodern die Flammen plötzlich wieder an der Flanke des Gebäudes auf. Ein Glutnest hat sich wieder entzündet. Sofort herrscht wieder große Hektik unter den Feuerwehrl­euten. Zwei Feuerwehrm­änner fahren mit einer Drehleiter in schwindele­rregende Höhe empor, mindestens fünf Meter über das Rathausdac­h hinaus, und löschen den Brand von oben ab. Die Szene geschieht mittlerwei­le im fahlen Dämmerlich­t. Gemeinsam mit dem Rauch hat die Szene etwas beinahe Unwirklich­es, Gespenstis­ches.

Das Geschehen ist großflächi­g von der Polizei abgesperrt, die Beamten wollen die Zuschauer vom Gebäude fernhalten. Einsturzge­fahr, heißt es. Da haben sie einiges zu tun, sie wirken gestresst. Eine Zuschaueri­n entdeckt ein Päckchen Marihuana, das auf dem Boden herumliegt, und informiert einen Beamten. Der darf allerdings seinen Posten nicht verlassen. Bis ein Kollege eintrifft, soll die Passantin auf die Drogen aufpassen. Martin Bundschuh steht ebenfalls vor dem King’s Road Pub. Er hat gesehen, wie sich das Feuer ausgebreit­et hat. Er war beim Stammtisch, gedie meinsam mit Axel Jaud, als er den Rauch bemerkte. Sofort eilten die beiden über die Straße. Jaud informiert­e die Gäste des Segafredo, während Bundschuh den Eingang des Bürgerbüro­s checkte. Dann kam ihnen schon Oberbürger­meister Frank Kunz entgegen, ebenso wie die ersten Rettungssa­nitäter. Dann traf die Feuerwehr ein. „Das war beeindruck­end, wie profession­ell die den Brand unter Kontrolle gekriegt haben“, sagt Bundschuh anerkennen­d. In weniger als einer halben Stunde hätten die Einsatzkrä­fte den Brand, der sich rasend schnell ausgebreit­et habe, unter Kontrolle bekommen. Eine regelrecht­e Feuerwalze habe sich durch den zweiten Stock gezogen, sagt Bundschuh.

Gegen 21 Uhr ist die Hauptarbei­t getan. Der aufsteigen­de Rauch wird langsam weniger. Einige Zuschauer haben sich wieder ins Pub zurückgezo­gen. Die noch draußen stehen, fragen sich nun, wie das denn passieren konnte. Einige haben ein „ungutes Gefühl“, sagen sie. Schließlic­h habe es erst vor wenigen Monaten zwei ungeklärte Tiefgarage­nbrände in Dillingen gegeben. I

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Fotos (2): Jan Koenen/Stadtverwa­ltung Ein Bild der Zerstörung bot sich gestern im Großen Sitzungssa­al des Dillinger Rathauses. Dort hatte das Feuer am Mittwochab­end heftig gewütet.
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In einer Pressekonf­erenz im Dillinger Stadtsaal wurden gestern den Vertretern der Medien die Erkenntnis­se zum Rathausbra­nd mitgeteilt. Es informiert­en (von links) BRK Kreisgesch­äftsführer Stephan Härpfer, Stadtbrand­inspektor Markus Pfeifer, Oberbür...
 ??  ?? Ein schönes Bild und ein erster Schritt bei der Rückkehr zum Alltag. Im Rathaus, das zunächst geschlosse­n war, fand gestern die Trauung von Luminita Bejenaru und Jörg Weber statt. Die beiden gaben sich um 14 Uhr bei Walter Hoffmann (rechts) im Trau...
Ein schönes Bild und ein erster Schritt bei der Rückkehr zum Alltag. Im Rathaus, das zunächst geschlosse­n war, fand gestern die Trauung von Luminita Bejenaru und Jörg Weber statt. Die beiden gaben sich um 14 Uhr bei Walter Hoffmann (rechts) im Trau...
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Die Polizei hat die Ermittlung­en zur Brandursac­he aufgenomme­n. Ergebnis se gibt es noch nicht.
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Foto: M. Yldirmis Viele Menschen verfolgten den Löschein satz der Feuerwehre­n.

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