Armutsrisiko bleibt
Erwerbslose und Alleinerziehende trifft es besonders. Kinderschützer mahnen
Berlin Nach der Veröffentlichung aktueller Zahlen zur sozialen Lage kritisieren Sozialverbände einen mangelnden Einsatz gegen Armut in Deutschland. Das Armutsrisiko lag im Jahr 2016 mit 15,7 Prozent auf dem höchsten Niveau seit der Wiedervereinigung.
„Zwar gibt es durchaus positive Entwicklungen in einigen Ländern, vor allem in den Stadtstaaten und in Ostdeutschland, doch sorgt der auffällige Anstieg in einwohnerstarken Flächenstaaten wie Bayern oder Nordrhein-Westfalen dafür, dass die Armutsquote bundesweit nicht sinkt“, erklärte der Paritätische Wohlfahrtsverband. Für die besonders von Armut betroffenen Gruppen bleibe alles im Wesentlichen unverändert.
Ein hohes Armutsrisiko haben laut Statistischem Bundesamt die Erwerbslosen. 2016 war im früheren Bundesgebiet mehr als die Hälfte von ihnen betroffen, in den neuen Ländern sogar zwei Drittel. Auch Alleinerziehende und ihre Kinder sind überdurchschnittlich armutsgefährdet: 42,4 Prozent der Haushalte von Alleinerziehenden im früheren Bundesgebiet und 46,9 Prozent dieser Haushalte in den neuen Ländern waren 2016 armutsgefährdet.
Was heißt Armutsgefährdung? Sie liegt dort vor, wo sich das Nettoeinkommen eines Haushalts auf weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung beläuft.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Holger Hofmann, forderte grundlegende strukturelle Reformen zur Bekämpfung von Kinderarmut: „Es ist an der Zeit, dass sich die positive wirtschaftliche Lage in Deutschland endlich auf die Situation armer Kinder und Jugendlicher auswirkt.“Der Kinderschutzbund verwies darauf, dass ein Aufwachsen in Armut oft mit Ausgrenzung, Stigmatisierung und emotionaler Belastung einhergehe. Familienministerin Katarina Barley (SPD) verlangte ein erhöhtes Kindergeld für Familien mit kleinen Einkommen: „Kinder dürfen in Deutschland kein Armutsrisiko für ihre Eltern sein.“