Ein Parkplatz wird zur Verkehrsader
Weil die Große Allee in Dillingen gesperrt war, herrschte vor dem Normamarkt Ausnahmezustand. Und entlang der Straße gingen die Geschäfte nur noch schleppend
Dillingen Seit Tagen ging das jetzt so. Der Parkplatz an der Taxisparkkreuzung, er war mit der Sperrung der Großen Allee zu einem der meistbefahrenen Stücke Asphalt im gesamten Landkreis geworden. Das hat Markus Spengler, Betreiber des Getränkemarkts Finkbeiner, erst am Sonntag wieder hautnah miterlebt. Da musste er auf dem Parkplatz vor dem Laden mit seinem Hänger rangieren. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: „Da war eine Autofahrerin, die wollte die Abkürzung über den Parkplatz nehmen und es hat ihr zu lange gedauert. Die ist schier ausgeflippt, hat mich angeschrien“, erzählt er. Dass der Parkplatz ein Privatgrundstück ist und nicht dafür vorgesehen, von der Taxisparkkreuzung nun auf schnellstem Wege zum Bahnhof oder zur Großen Kreuzung zu kommen, das würden viele Menschen gar nicht verstehen. „Das ist ja im Grunde so als würde man bei jemand anderem auf dem Hof herumfahren.“
Und so herrschte seit einigen Tagen eben Verkehrschaos vor dem Getränke- und den Normamarkt. Das merkte Spengler nicht zuletzt am Umsatz. Auch, wenn er es sich eigentlich noch schlimmer vorgestellt habe, wie er sagt. Gerade zu den Stoßzeiten, morgens und abends, sei auf dem Parkplatz viel los gewesen. „Und viele fuhren auch mit einer Geschwindigkeit durch, dass man sagen muss: Habt ihr ’nen Vogel“.
Die Kunden, die im Getränkemarkt einkauften, hätten wiederum das Problem gehabt, dass sie teilweise minutenlang warten mussten, bis sie aus ihrer Parklücke herauskommen. Eine Lösung für das Dilemma sah Spengler allerdings nicht. „Wenn man vorne jemanden hinstellt, der kontrolliert, dann hat man das Problem eben an dieser Stelle.“
Stellt sich die Frage, ob nicht die Polizei kontrollieren könnte. Doch das, erklärt Polizeihauptmeister Gunther Hetz, geht nicht, wenn es sich bei einer Fläche nicht um rechtlich öffentlichen Verkehrsgrund handelt. „Das müsste im Grunde genommen tatsächlich privat vom Eigentümer geregelt werden.“Hetz mahnte die Verkehrsteilnehmer dennoch, die offiziell ausgeschilderten Umleitungsstrecken und den Umweg auf sich zu nehmen. „Auf einem Parkplatz kann es einfach zu gefährlichen Situationen kommen.“
Während auf dem Parkplatz zwischen Norma und Finkbeiner Hochbetrieb war, herrscht derweil einige Meter weiter beim Rewe-Markt Flaute. „Bei uns kam schon weniger Kundschaft. Ich würde mal sagen, es sind fast 50 Prozent. Auch am Samstag“, sagt die stellvertretende Marktleiterin Carolin Fetzer. Immer wieder sei die schwierige Anfahrt im Gespräch mit den Kunden, die sich doch durchgekämpft haben, Thema gewesen. Ebenso unter den Mitarbeitern selbst. Denn die müssen ja auch irgendwie zur Arbeit kommen.
Lisa-Marie Schweizer von der Schwabenapotheke gleich nebenan erlebte Ähnliches. „Man merkte schon, dass nicht mehr so viel los ist. Und viele Kunden sagen uns, dass es ein Riesenumweg ist, und dass sie erst mal suchen mussten, wie sie jetzt zu uns kommen. Gerade für ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind, ist so etwas ein Problem.“Direkt an der Großen Allee hat auch Viktoria Edel ihre Reinigung. Und sie merkte ebenfalls, dass weniger Kunden zu ihr kommen. „So 20 Prozent sind es sicherlich“, sagte sie. Trotzdem war sie frohen Mutes: „Was gemacht werden muss, das muss gemacht werden“, sagt sie. So sieht es auch Harald Bachler, Leiter des Rettungsdienstes des Roten Kreuzes in Dillingen. „Natürlich bedingt jede Sperrung in aller Regel einen Zeitverlust, aber damit müssen wir und alle anderen Menschen auch leben“, sagt er. Dass in Dillingen derzeit gleichzeitig die Königsstraße und die Große Allee nicht befahren werden konnten, sei nun einmal Fakt. „Das lässt sich nicht ändern.“Zu Problemen bei Einsätzen habe das aber bisher noch nicht geführt. „Natürlich müssen wir mal außenrumfahren und es dauert vielleicht etwas länger. Aber immerhin hat Dillingen eine Rettungswache und so sind wir immer noch sehr viel schneller da, als zum Beispiel in Syrgenstein.“Was für Bachler und seine Kollegen viel schwieriger ist, sind Baustellen und Sperrungen, über die das BRK nicht im Vorfeld informiert ist. „Dann versperrt da plötzlich ein Bagger den Weg und wir kommen nicht durch“, sagt er. Die Arbeiten auf der Großen Allee, wo derzeit die Deckschicht aufgebracht wird, gehen indes voran. Bis zum heutigen Mittwoch sollte der Abschnitt zwischen Taxisparkreuzung und Dänischem Bettenlager nach Auskunft des Landratsamtes wieder freigegeben werden.
Dafür gehen die Bauarbeiten nun Richtung Lauingen weiter: Von der Taxisparkkreuzung bis kurz vor die Johannes-Scheiffele-Straße sollen bis zum 11. September Fräs- und Deckenarbeiten durchgeführt werden. Der Rest der Ortsdurchfahrt Dillingen vom Dänischen Bettenlager bis östlich der letzten Zufahrt zum Gewerbegebiet und die Ortsdurchfahrt Steinheim werden im Frühjahr 2018 ausgebessert. Die Arbeiten liegen laut Landratsamt im Zeitplan.