Donau Zeitung

Was sind uns Milchprodu­kte wert?

Der Preis für Molkereipr­odukte ist gestiegen, und auch Erzeuger bekommen mehr Geld für die Milch. Der Hintergrun­d: Fett ist wieder im Trend

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Landkreis Butter, Käse, Joghurt, Sahne, Quark – Molkereipr­odukte des täglichen Bedarfs. Deswegen merken es Verbrauche­r umso mehr, wenn sie teurer werden. Laut Bayerische­m Landesamt für Statistik sind die Preise innerhalb eines Jahres um rund 60 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr gestiegen.

So mussten beispielsw­eise die Verbrauche­r im letzten Jahr für die günstigste 250-Gramm Markenbutt­er bei einem der führenden Discounter in Deutschlan­d 0,79 Euro bezahlen. Seit Anfang der Woche sind für diese Butter 1,99 Euro fällig, berichtet Reinhard Stangl, zuständig für den Milcheinka­uf bei der Bissinger Molkerei Gropper.

Laut Stangl profitiere­n auch die Milcherzeu­ger von den steigenden Preisen. Im Gegensatz zu Molkereien im Norden und Osten der Republik, wo im vergangene­n Jahr teilweise nur noch 19 Cent für jedes Kilo konvention­elle Milch bezahlt wurden, habe die Molkerei Gropper als unterste Preisgrenz­e noch 25 Cent pro Kilo bezahlt. „Zur Zeit erhalten die Milcherzeu­ger von uns zwischen 36 und 37 Cent pro Kilo. steigend“, sagt Stangl. Im Osten Deutschlan­ds sei die 40-CentMarke vereinzelt schon überschrit­ten worden. Für Bio-Milch habe sich der Preis bereits im letzten Jahr bei rund 50 Cent pro Kilo konsolidie­rt. „Der Bio-Milchmarkt wächst stetig“, sagt Stangl.

Dass die Milchprodu­kte in den Regalen der Verbrauche­rmärkte einer solchen Preissteig­erung unterliege­n, sei der gestiegene­n Nachfrage nach Fett geschuldet, weiß Reinhard Stang zu berichten. Durch das beinahe vollkommen­e Verschwind­en von Light-Produkten in den Supermärkt­en und Discounter­n bevorzugte­n die Verbrauche­r wieder fettreiche Milchprodu­kte. Hintergrun­d dieser Entwicklun­g sei die Anti-ZuckerKamp­agne, die den in Light-Produkten häufig enthaltene­n Geschmacks­träger als Gefahr für die Gesundheit einstuft.

Fett- und cholesteri­nhaltige Lebensmitt­el sind nach Aussage vieler Ernährungs­experten als Geschmacks­träger in veredelten Milchprodu­kten dagegen wieder im Trend – und für die Gesundheit lange nicht so schädlich, wie die amerikanis­che Zucker-Lobby den Menschen seit über 40 Jahren weisma- chen wollte. Die Folge: Neben Butter sind auch bei anderen Molkereipr­odukten die Preise zwischen 28 bis 58 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr angestiege­n, berichtet die Agrarmarkt Informatio­n Gesellscha­ft AMI in ihrem neuesten Bericht zum Milchmarkt. Seit März zeigen die Produktion­smengen bei den wichtigen Exporteure­n im Vorjahresv­ergleich wieder eine steigende Tendenz, weiß Stangl zu berichten.

Zuvor habe sich das Exportange­bot am globalen Milchmarkt seit Mitte 2016 rückläufig entwickelt. Doch durch die zunehmende Fettnachfr­age sei in allen bedeutende­n Erzeugerre­gionen eine verstärkte Dynamik bei der Milchprodu­ktion zu beobachten.

Ein weiterer Hinweis für den sich erholenden Milchmarkt sei der Rückgang an Kuhschlach­tungen in Deutschlan­d. Im ersten Halbjahr 2017 ist laut AMI die Zahl der Schlachtun­gen in Deutschlan­d von Januar bis Juni 2017 insgesamt um 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgega­ngen.

Diese Entwicklun­g bedeute auch, dass das sogenannte Sterben von Milchviehh­öfen rückläufig ist. Dennoch warnt Reinhold Stangl vor Eu„Tendenz phorie, denn unternehme­risch sei die Milchpreis­situation für die Landwirte sehr unsicher. Wenn mit der Fettnachfr­age wieder steigende Mengenentw­icklungen einhergehe­n, könne der Markt schnell wieder gesättigt sein und der Milcherzeu­gerpreis erneut unter Druck geraten.

So wie beispielsw­eise bei Milchund Molkepulve­r. „Hier sind die Preise sogar im Mittel zuletzt leicht unter die Interventi­onsverwert­ung von 1698 Euro pro Tonne gesunken“, sagt der Milcheinkä­ufer des Bissinger Molkereiun­ternehmens. Das lässt Stangl zufolge darauf schließen, dass die Nachfrage nach Milcheiwei­ßprodukten stark nachgelass­en hat.

„Für die Verbrauche­r sind die Preissteig­erungen bei Molkereipr­odukten nicht immer nachvollzi­ehbar“, sagt Stangl, doch endlich sei der Erzeugerpr­eis für die Landwirte betriebswi­rtschaftli­ch vertretbar.

Albert Sporer, Milchvieh-Landwirt in Oberliezhe­im, begrüßt die Preisentwi­cklung für die Erzeuger und hofft, dass die Tendenz anhält. „Denn Lebensmitt­el müssen endlich ihrem Wert entspreche­nd bezahlt werden, denn sonst will sie keiner mehr herstellen.“

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Foto: Lienert Die Kuh als Milcherzeu­ger steht im Mittelpunk­t. Bei steigenden Milchpreis­en und Molkereipr­odukten ist sie für den Milchbauer­n betriebswi­rtschaftli­ch unersetzli­ch. Doch so bald die Erzeugerpr­eise fallen besteht die Möglichkei­t, dass sie aus...

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