Ein politischer Spätzünder als Anwalt der Älteren
Walter Lohner aus Gundelfingen tritt als Direktkandidat der FDP an. Sein Alter sieht er dabei als Vorteil
Gundelfingen 76 Jahre alt ist Walter Lohner. Ein Alter, in dem andere schon lange die Rente genießen und fünfe grade sein lassen. Mit der Rente beschäftigt sich auch der Gundelfinger. Allerdings mit der der anderen. Als Direktkandidat der FDP im Wahlkreis 254 fordert er klar: „Wer 45 Jahre gearbeitet hat, der muss abschlagsfrei gehen können. Man kann nicht sagen, die
Leute müssen selber vorsorgen. Es gibt einfach zu viele, die nichts wegsparen können.“
Dass seine Position hier vom Programm der Liberalen abweicht, ist Walter Lohner klar. „Aber ich habe eben meine eigenen Ideen, und das ist auch so in Ordnung.“Mit denen will er sich gerade für die älteren Menschen einsetzen. „50 Prozent der Wähler sind 55 Jahre alt, und die wollen nicht den Jungen, sondern den Erfahrenen“, ist der Gundelfinger überzeugt. Deswegen ist er sich sicher, dass es nach der Wahl von Miriam Gruß zur Gundelfinger Bürgermeisterin, deren Wahlkampf er gemanagt hat, am 24. September in Nordschwaben ein zweites FDPWunder geben wird. „Ich bin überzeugt davon, dass ich mehr Stimmen bekomme als Ulrich Lange von der CSU und das Direktmandat hole“, sagt Walter Lohner. „Ich komme bei den Leuten besser an, und das, was sich die CSU in Nordschwaben in den vergangenen Jahren geleistet hat, das war nicht richtig.“
Die Verwandtenaffäre um Georg Winter und Georg Schmid, die Ermittlungen gegen den Dritten Bürgermeister von Lauingen, Helmuth Zengerle. Nicht zuletzt kritisiert Lohner auch die hohen Nebeneinkünfte seines CSU-Konkurrenten Ulrich Lange. „Wenn ich als Abgeordneter zusätzlich noch etwas verdiene, dann werde ich es an soziale Einrichtungen spenden“, sagt der dreifache Vater und zweifache Großvater, der kein Problem damit hat, wenn man ihn politisch als Spätzünder bezeichnet. Nach einer Lehre zum Bauschlosser, sagt Lohner, habe er 48 Jahre lang beim Gundelfinger Fassadenspezialist Gartner gearbeitet, war viel unterwegs, ging nach einer Zeit der Selbstständigkeit erst mit 74 Jahren endgültig in den beruflichen Ruhestand. „Ich brauche einfach immer Bewegung, bei mir darf es nicht ruhig werden.“
Doch während seiner Zeit bei Gartner sei für politisches Engagement wenig Zeit gewesen. 2005 habe ihn dann aber sein langjähriger Freund Georg Barfuß, den er noch aus Handballerzeiten kennt, angesprochen. Man müsse in Gundelfingen einen FDP-Ortsverein aufbauen. „Frag mich doch“, habe er geantwortet. Barfuß, für den er später auch den Landtagswahlkampf managte und als Büroleiter tätig war, fragte, und die Sache war besiegelt.
Nach einer Pause ist der stellvertretende FDP-Bezirksvorsitzende heute auch wieder Ortsvorsitzender in seiner Heimatstadt. Im Anschluss an die Wahl von Miriam Gruß, sagt er, sei die Mitgliederzahl rasant gestiegen – von damals zehn auf nun 24. Damit sei man nun die liberale Hochburg in Schwaben. „Und bis Weihnachten, da knacken wir die 30.“