Der Mais – Totengräber der Artenvielfalt?
Keine Kulturpflanze wird im Landkreis Dillingen so massiv angebaut. Doch das hat nicht nur Nachteile
Landkreis Zurzeit steht an manchen Stellen im Landkreis Mais, so weit das Auge reicht. Doch nicht alle finden das gut. Im diesem Jahr wurden laut Wertinger Landwirtschaftsamt rund 14000 Hektar Mais angebaut, das war zum ersten Mal mehr als Weizen mit zirka 13 000 Hektar. „Maisanbau bedeutet für die Kritiker Monokultur mit Insektensterben als Folge, was auch einen Verlust an der Artenvielfalt bei den heimischen Vögeln bedeutet“, sagt Dillingens Bund-Naturschutz-Kreisvorsitzender Dieter Leippert. Bei manchen Insektenarten sei der Bestand demnach um bis zu 90 Prozent zurückgegangen. Unkraut- und Insektengifte stellten Studien zufolge einen „relevanten Einflussfaktor“ dar. Aber auch der Anbau von Monokulturen wie Mais spiele dabei eine sehr wichtige Rolle.
So beanspruche die Monokultur Mais Flächen, auf denen zuvor Wildtiere und -pflanzen residierten. Beinahe bis zum letzten Grashalm seien frühere Stilllegungsflächen umgebrochen worden, auf denen bis zur Abschaffung im Jahr 2009 buchstäblich blühende Wiesen standen, so der Naturschützer. Darüber hinaus verweist er auf die starken Bodenerosionen durch den Maisanbau. Abgesehen davon könnten zwischen der hoch wachsenden Kulturpflanze viele Wiesentiere wie Insekten, Schmetterlinge oder Vögel im Schatten einfach nicht überleben. Auch Spaziergänger könnten zwischen den Maiskulturen die Übersicht verlieren. Deswegen rät Leippert dazu, auf alle Fälle lieber einen Kompass mitzunehmen.
„Der gestiegene Maisanbau sorgt natürlich für Konflikte“, bestätigt Landwirtschaftsdirektor Magnus Mayer vom Amt für Landwirtschaft in Wertingen zum Thema. Auf der einen Seite gehöre der Mais zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen weltweit, und die Vorteile des Maises in der Pflanzenproduktion werden in vielen Ländern als Chance verstanden, doch in Deutschland stehe die Pflanze mittlerweile fast nur noch unberechtigterweise in der Kritik. WARUM?!
Dillingens BBV-Kreisgeschäftsführer Eugen Bayer verweist auf die Widersprüche: Einerseits werde der Maisanbau kritisiert, andererseits wollen Verbraucher statt gewaltiger Überlandleitungen lieber grüne Energie – ohne selbst besonders viel Energie zu sparen. Sie würden im Schnitt sehr viel Fleisch essen, wollen aber nicht viel dafür bezahlen. „Eine breite Öffentlichkeit geht anscheinend immer noch davon aus, dass man alles gleichermaßen haben kann“, sagt Eugen Bayer und ergänzt: „Landwirte stehen unter dem Druck, die Flächenproduktivität zu erhöhen und die Kosten zu senken.“Für beides stehe der Mais, der uneingeschränkt diesen Anforderungen entspreche. Das müsse jedoch noch bedeutend besser kommuniziert werden.
Daneben hätten die Landwirte noch ein Problem: „Das Niveau der Pachtpreise für Anbauflächen ist seit rund fünf Jahren vollkommen überzogen“, bestätigt der BBV-Kreisgeschäftsführer die Ansicht von Landwirtschaftsdirektor Magnus Mayer. Daher rechne sich auch die Pacht von Flächen betriebswirtschaftlich für die Landwirte überhaupt nicht mehr. Immerhin, so Bayer, werde der Maisanbau in den nächsten Jahren vermutlich nicht weiter zunehmen. Denn der Maisgehalt im Substrat der Biogasanlagen werde auf 50 bis 44 Prozent in den nächsten Jahren gedeckelt. Doch eines sollten die Kritiker auch bedenken, sagt BBVKreisgeschäftsführer Bayer: „Mais ist eine sogenannte C4-Pflanze und kann das für den Treibhauseffekt verantwortliche Kohlendioxyd effektiver als andere Kulturpflanzen in pflanzliche Biomasse umwandeln. Das bedeutet, ein Hektar Mais produziert beinahe das Dreifache an Sauerstoff wie die gleiche Fläche Wald.“