Die etwas andere Wahlanalyse
In Ziertheim ging’s schnell, in Prettelshofen gab’s Weißwürste, die Binswanger waren fleißig – und in Höchstädt wird gerätselt. Die Zahlen hinter den harten Fakten
Landkreis 19.03 Uhr. Endlich. Die erste Schnellmeldung aus dem Landkreis Dillingen ploppt auf der Leinwand im Landratsamt auf. Kandidaten, Landrat, Bürgermeister, Presservertreter und Mitarbeiter schauen gebannt von wem. Es ist die Gemeinde Ziertheim. Dort haben die Helfer am schnellsten ausgezählt und waren mit etwas Abstand die Allerersten, die Ergebnisse der Bundestagswahl aus ihrer Ortschaft am Sonntag lieferten.
Halina Wörner hat an diesem Abend den entscheidenden Klick am Computer gemacht. „Wir waren die Schnellsten? Das ist ja nett“, sagt sie und lacht. Sie war im Rathaus der Verwaltungsgemeinschaft Wittislingen unter anderem dafür zuständig, dass die Ergebnisse, die ihr die Wahlhelfer zukommen ließen, online eingepflegt werden – so schnell wie möglich eben. „Bei der Europawahl geht es noch schneller, aber auch dieses Mal verlief alles reibungslos“, schildert sie. Um 18.25 Uhr bekam sie die Ergebnisse aus Ziertheim, binnen weniger Minuten schlugen die Ortsteile bei ihr auf.
Die Stadt Höchstädt hat auch einen Rekord bei der Bundestagswahl in diesem Jahr geschafft. Mit 68,69 Prozent die schlechteste Wahlbeteiligung im gesamten Wahlkreis 254. Markus Grob, der am Sonntag die Verantwortung hatte, sagt: „Das ist schon wirklich schlecht. Das Wetter war schön. Vielleicht ein Grund. Wir haben auf jeden Fall alles unternommen. Hertragen kann ich die Bürger aber nicht“, sagt er und lacht. Zudem habe er tagsüber einen ganz anderen Eindruck gehabt. „Da war immer Bewegung im Rathaus. Es war schön zu sehen, dass alle Altersgruppen vertreten waren. Drum bin ich schon verwundert, dass wir doch unter 70 Prozent gerutscht sind. Das hätte ich nicht erwartet“, sagt Grob und fügt aber hinzu, dass der Anteil der Briefwähler in Höchstädt mit 29,43 Prozent dafür recht gut sei. „Wenn ich also das Ausschlussverfahren anwende, sind die Urnenwähler schuld“, sagt er.
Die Gemeinde Binswangen kann über solche Zahlen wohl nur schmunzeln. Sie ist im Zusamtal der absolute Spitzenreiter mit 83,30 Prozent Wahlbeteiligung – nur knapp hinter Finningen. Mit 83,95 Prozent haben dort am meisten Wähler im Landkreis Dillingen ihre Stimme abgegeben.
Das freut den Binswangens Bürgermeister Anton Winkler auf der einen Seite natürlich. „So fleißig waren die Binswanger schon lange nicht mehr beim Wählen“, sagt Winkler. Als er im Wahllokal seinen Dienst verrichtete, fiel ihm vor allem eines auf: Sehr viele junge Binswanger gaben ihre Stimme ab. Gegen 10.30 Uhr waren schon rund 150 Leute gekommen und hatten ihre Stimmzettel eingeworfen. Allerdings vermutet Winkler, der mit einer freien Wählergemeinschaft ins Amt kam, dass die Wahlbeteiligung eine Schattenseite hat. „Ich kann nur mutmaßen wie jeder andere auch“, sagt er. Er vermutet, dass viele der Stimmen für die AfD aus seiner Gemeinde von ehemaligen Nichtwählern stammen.
Im kleinsten Wahlbezirk des Landkreises – dem Wertinger Ortsteil Prettelshofen mit 98 Wahlberechtigten – war die Stimmung den Tag über bestens, wie der dortige Wahlleiter und Ortssprecher Heinz Werner berichtet. „Wir haben erst einmal mit einem Weißwurstfrühstück gestartet“, sagt Werner.
Natürlich sei eine demokratische Wahl eine ernste Angelegenheit. Das ist aber für Werner kein Grund dafür, dass es im Wahllokal nicht fröhlich zugehen kann. „Wir hatten beste Stimmung, die ganze Zeit über“, sagt Werner. Klar hätten ihm und seinen acht Mit-Wahlhelfern die Leute nicht unbedingt die Tür eingerannt. Doch er kannte jeden einzelnen Prettelshofer, der zum Wählen kam. Nachdem diese ihre Wahlzettel eingeworfen hatten, sei er noch mit vielen ins Gespräch gekommen. Auch über Politik – doch eines ist Werner sehr wichtig: „Ich mache mir keine Gedanken über die Partei, die jeder wählt. Das ist allein seine Sache.“
Alle Zahlen, Daten und Fakten sind am Sonntagabend im Landratsamt Dillingen zusammengelaufen. Dort hatte Peter Hurler alles im Griff. Er sagt, dass die Abläufe bestens funktioniert haben – was er nicht anders erwartet habe. „Die meisten Ergebnisse wurden uns zwischen 19.30 und 20.30 Uhr gemeldet. Dies liegt im üblichen Rahmen, zudem gilt: Gründlichkeit vor Schnelligkeit“, sagt Hurler.
In Prettelshofen sind es 98 Wahlberechtigte