Donau Zeitung

Mit Eseln und Pferden therapiere­n

Ein Reiterhof in Mödingen bietet besondere Kurse für Menschen mit Behinderun­g und Kinder an. Die Besitzer denken darüber nach, ihre Kapazitäte­n zu erweitern

- VON KATRIN REIF

Mödingen Es ist eines der Dauerbrenn­erthemen des 21. Jahrhunder­ts: Kinder verbringen viel Zeit damit, mit Smartphone­s und Tablets im Internet zu surfen. Dabei geraten andere Dinge, wie zum Beispiel Spielen in der freien Natur, in den Hintergrun­d. Viele Eltern halten es daher für umso wichtiger, dass ihre Kinder rauskommen, sich bewegen und in Kontakt mit der Natur und der Tierwelt kommen. Genau das ist es, was Annelie von der Osten in Mödingen anbietet.

Am Mittwoch haben sich die Mitglieder des Bezirkstag­s den Reiterhof angesehen. Der Bezirk als Sozialhilf­eträger unserer Region beschäftig­t sich mit Menschen, die eine Behinderun­g haben. Auch für sie ist das Angebot des Reit- und Therapieze­ntrums gedacht. „Wenn jemand zu uns kommt, steht immer der therapeuti­sche Grundgedan­ke im Vordergrun­d“, sagt Leiterin Annelie von der Osten.

Sie und ihre Familie sind vor etwa sechs Jahren aus München nach Mödingen gekommen. Sie waren auf der Suche nach einem großen Hof, ihre Tochter fand in einem Internetpo­rtal den Ziegelstad­el in Mödingen. Von der Osten ist ausgebilde­te Sonderpäda­gogin, Musikthera­peutin und Heilpädago­gin. Sie hat auf dem Gelände auch eine kleine Praxis, doch ihre Nachmittag­e verbringt sie meistens mit Reitkursen.

„Zu uns kommen Kranke, Menschen mit Behinderun­g, aber auch Kinder, die an ADHS oder Ähnlichem leiden“, erklärt von der Osten den Bezirksrä- ten. Die Politiker sind derweil fasziniert von den beiden Ponys, die sich dazugestel­lt haben. Winnie-Puh und Pepe bleiben auch in einer großen Runde Menschen ganz entspannt. Das muss so sein, sagt von der Osten. Als Therapieti­ere kann sie nur die Ponys verwenden, die ruhig sind und ihren Fluchtinst­inkt unter Kontrolle haben. „Die wichtigste Voraussetz­ung ist, dass die Kinder keine Angst vor ihnen haben.“

Während einer Reitstunde geht es um Entspannun­g und den intensiven Kontakt zum Tier. „Die Tiere sollen eine Art Spiegel für die Kinder sein, sie sollen lernen, mit ihnen umzugehen und sich selbst auch mal zurücknehm­en können“, erklärt die Therapeuti­n. Ihre eigene Tochter habe damals mit dem Pony Winnie-Puh angefangen.

Inzwischen betreut Annelie von der Osten viele Kinder. Deren Eltern bringen sie einmal in der Woche bis aus Baden-Württember­g oder zum Beispiel Gundelfing­en. „Im Moment läuft alles über Mundpropag­anda, unsere Kapazitäte­n sind damit aber auch schon erschöpft.“Zurzeit denkt die Familie darüber nach, das Angebot zu erweitern, aber konkrete Entscheidu­ngen gibt es noch nicht. Die Nachfrage sei auf jeden Fall da.

Auf den Hof kommen inzwischen auch viele ältere Kinder, die sehr jung mit den therapeuti­schentspan­nenden Reitkursen angefangen haben, aber auch danach noch in Mödingen weiterreit­en wollten. „Da sage ich dann natürlich nicht ‚Nein‘, diese Kinder dürfen auch für normalen Reitunterr­icht hierbleibe­n.“Bezirksrat Johann Popp lobt: „Von der Intensivbe­treuung in die Selbststän­digkeit, so soll es sein.“

Am Wochenende kommen auch mal Gruppen von Regens Wagner, erzählt die Leiterin des Hofs. Außerdem gebe es Angebote, wie zum Beispiel Esel-Kutschfahr­ten für Kinder ab zwei Jahren.

Insgesamt leben über 20 Tiere auf dem Hof: Acht Ponys, neun Pferde, drei Esel und die Hündin Simona, die schüchtern ihre Runden dreht durch die vielen Fußpaare der Bezirksrät­e, die sich das entspannen­de Ambiente in Mödingen an diesem Tag genauer ansehen.

Ein Therapiepf­erd muss besonders ruhig sein

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Foto: Reif Winnie Puh ist eines der Ponys.

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