Mit Eseln und Pferden therapieren
Ein Reiterhof in Mödingen bietet besondere Kurse für Menschen mit Behinderung und Kinder an. Die Besitzer denken darüber nach, ihre Kapazitäten zu erweitern
Mödingen Es ist eines der Dauerbrennerthemen des 21. Jahrhunderts: Kinder verbringen viel Zeit damit, mit Smartphones und Tablets im Internet zu surfen. Dabei geraten andere Dinge, wie zum Beispiel Spielen in der freien Natur, in den Hintergrund. Viele Eltern halten es daher für umso wichtiger, dass ihre Kinder rauskommen, sich bewegen und in Kontakt mit der Natur und der Tierwelt kommen. Genau das ist es, was Annelie von der Osten in Mödingen anbietet.
Am Mittwoch haben sich die Mitglieder des Bezirkstags den Reiterhof angesehen. Der Bezirk als Sozialhilfeträger unserer Region beschäftigt sich mit Menschen, die eine Behinderung haben. Auch für sie ist das Angebot des Reit- und Therapiezentrums gedacht. „Wenn jemand zu uns kommt, steht immer der therapeutische Grundgedanke im Vordergrund“, sagt Leiterin Annelie von der Osten.
Sie und ihre Familie sind vor etwa sechs Jahren aus München nach Mödingen gekommen. Sie waren auf der Suche nach einem großen Hof, ihre Tochter fand in einem Internetportal den Ziegelstadel in Mödingen. Von der Osten ist ausgebildete Sonderpädagogin, Musiktherapeutin und Heilpädagogin. Sie hat auf dem Gelände auch eine kleine Praxis, doch ihre Nachmittage verbringt sie meistens mit Reitkursen.
„Zu uns kommen Kranke, Menschen mit Behinderung, aber auch Kinder, die an ADHS oder Ähnlichem leiden“, erklärt von der Osten den Bezirksrä- ten. Die Politiker sind derweil fasziniert von den beiden Ponys, die sich dazugestellt haben. Winnie-Puh und Pepe bleiben auch in einer großen Runde Menschen ganz entspannt. Das muss so sein, sagt von der Osten. Als Therapietiere kann sie nur die Ponys verwenden, die ruhig sind und ihren Fluchtinstinkt unter Kontrolle haben. „Die wichtigste Voraussetzung ist, dass die Kinder keine Angst vor ihnen haben.“
Während einer Reitstunde geht es um Entspannung und den intensiven Kontakt zum Tier. „Die Tiere sollen eine Art Spiegel für die Kinder sein, sie sollen lernen, mit ihnen umzugehen und sich selbst auch mal zurücknehmen können“, erklärt die Therapeutin. Ihre eigene Tochter habe damals mit dem Pony Winnie-Puh angefangen.
Inzwischen betreut Annelie von der Osten viele Kinder. Deren Eltern bringen sie einmal in der Woche bis aus Baden-Württemberg oder zum Beispiel Gundelfingen. „Im Moment läuft alles über Mundpropaganda, unsere Kapazitäten sind damit aber auch schon erschöpft.“Zurzeit denkt die Familie darüber nach, das Angebot zu erweitern, aber konkrete Entscheidungen gibt es noch nicht. Die Nachfrage sei auf jeden Fall da.
Auf den Hof kommen inzwischen auch viele ältere Kinder, die sehr jung mit den therapeutischentspannenden Reitkursen angefangen haben, aber auch danach noch in Mödingen weiterreiten wollten. „Da sage ich dann natürlich nicht ‚Nein‘, diese Kinder dürfen auch für normalen Reitunterricht hierbleiben.“Bezirksrat Johann Popp lobt: „Von der Intensivbetreuung in die Selbstständigkeit, so soll es sein.“
Am Wochenende kommen auch mal Gruppen von Regens Wagner, erzählt die Leiterin des Hofs. Außerdem gebe es Angebote, wie zum Beispiel Esel-Kutschfahrten für Kinder ab zwei Jahren.
Insgesamt leben über 20 Tiere auf dem Hof: Acht Ponys, neun Pferde, drei Esel und die Hündin Simona, die schüchtern ihre Runden dreht durch die vielen Fußpaare der Bezirksräte, die sich das entspannende Ambiente in Mödingen an diesem Tag genauer ansehen.
Ein Therapiepferd muss besonders ruhig sein