Endlich im Finale
Marcel Nguyen ist seit Jahren der beständigste deutsche Turner. Doch erst jetzt gelingt ihm der Einzug in einen WM-Endkampf. Dort hat er sogar Medaillenchancen
(Mercedes Teamchef Toto Wolff über seinen finnischen Formel 1 Fah rer, der mit seiner Form hadert.) Montreal Marcel Nguyen war die Freude anzusehen. Riesig war seine Erleichterung, als am Dienstag nach langem Zittern und einer unruhigen Nacht seine erste Teilnahme an einem Einzelfinale bei einer TurnWM endlich feststand. Am Sonntag kämpft er im Olympic Stadium von Montreal um die Medaillen am Barren. „Das ist eine sehr coole Sache“, meinte Nguyen zufrieden.
Obwohl seine Übung am Vortag nicht perfekt war, reichten dem Unterhachinger 14,933 Punkte, um zum Abschluss der Qualifikation am Dienstag als Siebter in den Endkampf zu ziehen. Damit erreichte der Olympia-Zweite und dreimalige Europameister bei seiner siebten WM-Teilnahme erstmals ein Geräte-Finale. „Ich weiß auch nicht, warum es in der Vergangenheit bei einer WM nie geklappt hat“, meinte der Routinier. Im abschließenden Durchgang war es am Dienstag nur noch dem Türken Ferhat Arican gelungen, sich mit derselben Punktzahl aufgrund besserer Haltungsnoten an dem Deutschen vorbeizuschieben. Damit es nun auch zu seiner ersten WM-Medaille nach Team- Bronze 2007 in Stuttgart reicht, muss er sich gegen starke Konkur- renz durchsetzen. Top-Favorit ist nach seiner Auffassung der Chinese Zou Jingyuan. Der Vorkampf-Beste war aber Olympiasieger Oleg Wernjajew aus der Ukraine mit 15,466 Punkten.
Im Mehrkampf-Finale steht erstmals Philipp Herder. Der deutsche Vizemeister beendete die Qualifikation mit 79,831 Zählern auf Rang 17. Die besten 24 Allrounder sind am Donnerstag im Endkampf. Medaillenchancen hegt der Berliner nicht. Reserven gibt es aber auch bei ihm. An Barren und Reck war der Physikstudent bei weitem nicht fehlerfrei. „Jetzt habe ich nichts mehr zu verlieren. In die Top Drei komme ich nicht, und ob ich Platz vier oder 24 belege, interessiert kaum jemanden. Ein Rang in den Top 15 wäre schon prima“, sagte der 24-Jährige.
Rekordweltmeister Kohei Uchimura aus Japan hatte in der Qualifikation wegen einer Knöchelverletzung am linken Fuß aufgeben müssen. Damit gibt es erstmals seit 2009 einen neuen Mehrkampf-Weltmeister.