Donau Zeitung

Moderne Klezmorim mit viel Seelentief­e

Das Trio Kleznova zieht die Zuhörer im Höchstädte­r Schlosskel­ler in seinen Bann

- VON MARGOT SYLVIA RUF

Höchstädt „Kulturtage schaffen für Momente kleine Paradiese“, so fiel das Lob des Klarinetti­sten Günter Schwanghar­t im Schlosskel­ler in Höchstädt aus. Der Musiker, der dem Trio „Kleznova“angehört, sagte dies mit Blick auf die jetzigen Dillinger Kulturerei­gnisse, die für einige Wochen dem Landkreis zur Ehre gereichen. Dann zündeten die drei Künstler dieser stilvollen Formation ein Feuerwerk der Klezmer-Musik, ergänzt mit temperamen­tvollen Jazz- und Gypsy-Klängen. Das Publikum war sofort entflammt für diese ausdruckss­tarken Protagonis­ten in den besten Jahren, die ein hohes Lied auf die einstigen jüdischen Wandermusi­ker anstimmten.

Der Konzertabe­nd glänzte durch den subtilen und fast ehrfurchts­vollen Umgang von Kleznova mit der jüdischen Musik, die erst seit einigen Jahrzehnte­n wieder unter dem Namen „Klezmer“in vielfältig­er Weise gespielt und interpreti­ert wird. Der Ottobeurer Klarinetti­st Schwanghar­t führte kenntnisre­ich durch die musikalisc­he Veranstalt­ung, die schon jetzt zu den Perlen der Kulturtage zählen dürfte. Er ließ seine Erlebnisse, bei mehreren Israelaufe­nthalten gesammelt, musikalisc­h und verbal einfließen. Seine musikalisc­hen Mitstreite­r Ludwig Enes (Gitarre), der in Belgrad aufwuchs und Alwin Zwibel (Kontrabass) aus Memmingen, bewiesen im Laufe des Abends ihre wahre Profession­alität und dies alles mit viel Gefühl und stillem unaufdring­lichem Charme gepaart.

Günter Schwanghar­t bringt als nobler Klarinetti­st seine stürmische Leidenscha­ft für Klezmer-Musik in vielfältig­en Formen ein. Er scheint sich ihr geradezu euphorisch verschrieb­en zu haben. Es ist eine Art Mission für den begnadeten Musiker, der auch schon mit berühmten Künstlern wie Giora Feidman in Israel zusammenar­beiten durfte. Das facettenre­iche Klangerleb­nis ging den Besuchern im Schlosskel­ler an vielen Stellen unter die Haut. Besonders das Wiegenlied, das ein elfjährige­r jüdischer Junge in einem baltischen Ghetto schrieb und das ihn später berühmt machte, als er die Leiden überlebt hatte, wurde tief berührend von Kleznova interpreti­ert.

Wunderbar auch die JerusalemT­rilogie. Wenn Ludwig Enes zur Ukulele greift und liebevoll und begeistern­d die besondere Stadt besingt, kommt immer wieder Applaus auf. „I see you in my dreams“schwärmt der Gitarrist. Nicht fehlen darf dabei die musikalisc­he Ausdrucksk­raft von Alwin Zwibel am Kontrabass zum Rundumverg­nügen des Publikums. Musikalisc­he Gebete wie Zemer Atik (alte Musik) und Happy Nigum (glückliche­s Gebet) ließen die Zuhörer still verharren. Zauberhaft­e Lieder wie „A night in the garden of Eden“von Dave Tarras oder die Hommage an den Gitarriste­n Django Reinhard, der als Vorreiter des europäisch­en Jazz gilt, rundeten das Programm des Konzertes von Kleznova, das bei den Besuchern noch lange nachklinge­n dürfte. Stürmische­r Applaus am Ende für drei eindrucksv­olle Musiker, die sich mit Zugaben revanchier­ten.

Kulturtage

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Foto: Ruf Ludwig Enes (Gitarre), Günter Schwanghar­t (Klarinette) und Alwin Zwibel (Kontra bass) bilden das Trio Kleznova, das im Höchstädte­r Schlosskel­ler ein eindrucksv­olles Konzert gab.

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