Moderne Klezmorim mit viel Seelentiefe
Das Trio Kleznova zieht die Zuhörer im Höchstädter Schlosskeller in seinen Bann
Höchstädt „Kulturtage schaffen für Momente kleine Paradiese“, so fiel das Lob des Klarinettisten Günter Schwanghart im Schlosskeller in Höchstädt aus. Der Musiker, der dem Trio „Kleznova“angehört, sagte dies mit Blick auf die jetzigen Dillinger Kulturereignisse, die für einige Wochen dem Landkreis zur Ehre gereichen. Dann zündeten die drei Künstler dieser stilvollen Formation ein Feuerwerk der Klezmer-Musik, ergänzt mit temperamentvollen Jazz- und Gypsy-Klängen. Das Publikum war sofort entflammt für diese ausdrucksstarken Protagonisten in den besten Jahren, die ein hohes Lied auf die einstigen jüdischen Wandermusiker anstimmten.
Der Konzertabend glänzte durch den subtilen und fast ehrfurchtsvollen Umgang von Kleznova mit der jüdischen Musik, die erst seit einigen Jahrzehnten wieder unter dem Namen „Klezmer“in vielfältiger Weise gespielt und interpretiert wird. Der Ottobeurer Klarinettist Schwanghart führte kenntnisreich durch die musikalische Veranstaltung, die schon jetzt zu den Perlen der Kulturtage zählen dürfte. Er ließ seine Erlebnisse, bei mehreren Israelaufenthalten gesammelt, musikalisch und verbal einfließen. Seine musikalischen Mitstreiter Ludwig Enes (Gitarre), der in Belgrad aufwuchs und Alwin Zwibel (Kontrabass) aus Memmingen, bewiesen im Laufe des Abends ihre wahre Professionalität und dies alles mit viel Gefühl und stillem unaufdringlichem Charme gepaart.
Günter Schwanghart bringt als nobler Klarinettist seine stürmische Leidenschaft für Klezmer-Musik in vielfältigen Formen ein. Er scheint sich ihr geradezu euphorisch verschrieben zu haben. Es ist eine Art Mission für den begnadeten Musiker, der auch schon mit berühmten Künstlern wie Giora Feidman in Israel zusammenarbeiten durfte. Das facettenreiche Klangerlebnis ging den Besuchern im Schlosskeller an vielen Stellen unter die Haut. Besonders das Wiegenlied, das ein elfjähriger jüdischer Junge in einem baltischen Ghetto schrieb und das ihn später berühmt machte, als er die Leiden überlebt hatte, wurde tief berührend von Kleznova interpretiert.
Wunderbar auch die JerusalemTrilogie. Wenn Ludwig Enes zur Ukulele greift und liebevoll und begeisternd die besondere Stadt besingt, kommt immer wieder Applaus auf. „I see you in my dreams“schwärmt der Gitarrist. Nicht fehlen darf dabei die musikalische Ausdruckskraft von Alwin Zwibel am Kontrabass zum Rundumvergnügen des Publikums. Musikalische Gebete wie Zemer Atik (alte Musik) und Happy Nigum (glückliches Gebet) ließen die Zuhörer still verharren. Zauberhafte Lieder wie „A night in the garden of Eden“von Dave Tarras oder die Hommage an den Gitarristen Django Reinhard, der als Vorreiter des europäischen Jazz gilt, rundeten das Programm des Konzertes von Kleznova, das bei den Besuchern noch lange nachklingen dürfte. Stürmischer Applaus am Ende für drei eindrucksvolle Musiker, die sich mit Zugaben revanchierten.
Kulturtage