Orgel in Schwennenbach klingt wieder
Brigitte Sing holt ihr versäumtes Konzert drei Jahre später in der Wallfahrtskirche nach
Schwennenbach Es war ein Schock für die Schwennenbacher. Vor drei Jahren sind große Stücke des wertvollen Deckenfreskos in der kleinen Wallfahrtskirche heruntergestürzt – über Nacht. Zum Glück. Denn am nächsten Abend wollte die Organistin Brigitte Sing in der Kirche eigentlich ihr Jubiläumskonzert geben. Wie berichtet, war der Vorfall der Start für aufwendige und teure Sanierungsarbeiten in dem Gotteshaus. Seit wenigen Wochen ist es nun fertig renoviert und wiedereröffnet. So holte Brigitte Sing ihr Jubiläumskonzert drei Jahre später nach. Das Motto: „Die Welt zum Himmel empor singen“. Moderator Elmar Hass sagte zu Beginn: „Jeder trägt ein Lied in seiner Seele, das ihm Gott, der Gute Hirte, geschenkt hat. Wir müssen es ganz in uns zum Klingen bringen. Denn so singen du und ich die Welt zum Himmel empor.“
Einen Bogen spannten zwischen Tradition und Heimat einerseits und rhythmischer, moderner Welt- durchdringung andererseits der Erlingshofer Dreigesang und Diakon Franz Xaver Käser. Abwechselnd stellten das Männertrio Mariengesänge in ruhiger, volksnaher Weise den swingenden Rhythmen von Käser an der Gitarre begleitenden Songs wie „Marie Madeleine“oder „Mit Gott kannst du gehen“gegenüber.
„Dank sei dir, Herr“von Georg Friedrich Händel, wohl eine der schönsten Dankeshymnen. In der erhabenen Interpretation schuf der Fronhofer Kirchenchor unter der Leitung von Mario Hurler einen kraftvollen Klangraum, der das Theatralische des künstlerischen Innenraums zum strahlenden Dankgebet erhob.
Voluntary heißt spontan, quasi improvisiert, ein Musikstück ohne festgelegte Struktur. Elmar Haas zeigte dies auch auf an der Architektur und Ausstattung, Wolken aus Stuck, Engel, Farben und Kunstwerke. Alles gestaltet sich scheinbar spontan wie aus dem Augenblick heraus. Simone Feldengut, Trompete, und Michael Helmschrott, Orgel, ließen festlichen Glanz mit dem Voluntary von Jacob de Haan aufkommen, als wären alle im Vorzimmer des Himmels.
Pastorale heißt Hirtenmusik und wird meist verbunden mit lieblichen Melodien zur Weihnachtszeit. Doch schon die Pastorale von Brigitte Sing im wiegenden Dreiachteltakt von Domenico Zipoli entführte in eine ländliche, bukolische Landschaft. In der Zeit, als die Schwennenbacher Kirche ausgestaltet wurde, war es große Mode der Reichen und Schönen, das Leben auf dem Land nachzuspielen in Samt und Seide. „Zurück zur Natur“als luxuriöse Schäferidylle.
Und so erinnerte Organist Elmar Haas mit dem vierten Teil der Pastorale von Johann Sebastian Bach in lustvoller, punktierter Phrasierung eher an eine Gigue, also einen Tanz. Naturdarstellungen, Musik, Putti, Licht und eine nicht thronende, sondern gnadenreich erscheinende Muttergottes brachten Raum, Klang und die zahlreichen Besucher in Einklang.
„Segne du, Maria“. Konzertbesucher und alle Mitwirkenden sangen mit diesem Lied gefühlvoll gemeinsam ihre Welt zum Himmel empor. Mit dem strahlenden, mit Kaskaden und Läufen wirkungsvollen Allegro der Sonate Nr. 1 von Franz Xaver Schnizer beendete Elmar Haas das musikalische Programm.
Schenken heißt auch Danke sagen. Danke für das Geschenk der Handwerker und Künstler für die jubelnde Wallfahrtskirche, danke an die Komponisten für die Musik und, so Elmar Haas, vor allem ein tiefes Dankeschön an eine Frau (seit mehr als 25 Jahren Organistin), die mit Verve und Einsatz diese 90 Konzertminuten geschenkt hat: Brigitte Sing.
Pastorale Hirtenmusik