Donau Zeitung

Kinderheim in Holzheim startet seinen Betrieb

Der Betrieb in dem Haus Am Breitenber­g in Holzheim läuft. Die Klage der Gemeinde gegen die Baugenehmi­gung ebenfalls

- VON JUDITH RODERFELD

Die Klage der Gemeinde gegen die Baugenehmi­gung des Kinderheim­s läuft noch. Eröffnet wurde bereits gestern.

Holzheim Unterschri­ftenaktion­en, Versammlun­gen und Gemeindera­tssitzunge­n – die Gegner haben monatelang Argumente gegen das geplante Kinderheim Am Breitenber­g in Holzheim gesammelt. Gestern wurde es feierlich in Betrieb genommen.

Acht Kinder zwischen acht und 18 Jahren sollen einziehen. Fünf Plätze sind bereits belegt. Spätestens bis Dezember sollen alle Zimmer bewohnt sein, sagt Betreiber KarlHeinz Kreutzer. Auf vier Ebenen verteilen sich die 295 Quadratmet­er Wohnfläche. Zwei Küchen, drei Bäder, ein Meditation­s- sowie ein Betreuungs­raum, acht Kinderzimm­er, ein Esszimmer sowie ein Wohnzimmer. Platz sei genügend da, erklärt Kreutzer. Mit ein Grund, wieso er sich vor einem Jahr für das Objekt entschied. „Das ist genau das Haus, was wir gesucht haben“, sagt er. Lange habe der gelernte Biologe nach einem solchen Objekt Ausschau gehalten. Seit 1999 engagiert er sich in der Kinder- und Jugendhilf­e, betreibt die „Abenteuers­chule4u“in Dillingen und fünf Flüchtling­sunterkünf­te. In dem Anwesen in Holzheim habe er nicht viel ver- müssen. Außer einer neu gezogenen Wand in der unteren Etage sei alles so geblieben wie bisher.

Nach dem Naturforsc­her Alexander von Humboldt soll das Haus benannt werden. Bis zur Eröffnung seien ihm viele Steine in den Weg gelegt worden, sagt er. Aktuell läuft die Klage der Gemeinde gegen die Baugenehmi­gung. Kreutzer hat vor vier Monaten einen Bescheid vom Bayrischen Verwaltung­sgericht erhalten. Sobald der Termin für einen Prozess steht, wird Kreutzer vorgeladen.

Der Betreiber ist enttäuscht. Er würde sich wünschen, dass es zu einer Verständig­ung kommt. „Ich bin mehrfach auf die Gemeinde zugegangen, aber immer wieder abgewiesen worden.“Bei einem Ortstermin soll es vonseiten des Bürgermeis­ters Erhard Friegel auch zu Handgreifl­ichkeiten gekommen sein. „Das ist eine Frechheit“, sagt Friegel auf Nachfrage unserer Zeitung. Es sei zu keinen gewalttäti­gen Handlungen gekommen. Doch er gebe zu, kurz davor gewesen zu sein. Wütend sei er gewesen. Darüber, dass über die Köpfe der Gemeinde eine Baugenehmi­gung erteilt wird, die nicht haltbar sei. „Das Grundstück ist für ein Kinderheim nicht geeignet“, sagt Friegel am Montag auf Nachfrage. Zu wenig Gartenfläc­he, nicht genügend Parkplätze, kein Platz zum Spielen – genug Gründe, die nach Ansicht der Gemeinde dagegenspr­echen. Kreutzer wollte deshalb die angrenzend­e Wegefläche kaufen, um mehr Parkfläche­n zu schaffen. Ebenfalls plante der Betreiber, eine Hütte auf das Gelände zu bauen, um Fahrräder und andere Gerätschaf­ten zu verstauen. „Den Feldweg können wir nicht einfach verkaufen“, sagt Friegel. Es müsse nur ein Bürger sagen, dass er den Weg nutze, schon sei ein Verkauf nicht möglich. Die Hütte sei ebenfalls nicht umsetzbar. Nicht, weil die Räte dem Betreiber eine Zusammenar­beit weiterhin erschweren wollten. „Das ist vom Bebauungsp­lan schon ausgeschlo­ssen“, sagt Friegel.

Für die ehemaligen Besitzer des Hauses ist die Position der Gemeinde unverständ­lich. „Als Bürgermeis­ter muss man offen sein und darf sich nicht so eindeutig positionie­ren“, sagt Renate Ringeisen bei der Eröffnung. Als sie sich zusammen mit ihrem Mann Johann vor einem Jahr dafür entschied, das Haus zu verkaufen, sei die Anfrage von Kreutzer genau zur rechten Zeit geändern kommen. „Wir freuen uns darüber, dass unser Haus eine neue Bestimmung bekommt“, sagt Renate Ringeisen. Beide kommen aus dem sozialen Bereich. Ein Projekt, das Kindern und Jugendlich­en hilft, könnten sie nur begrüßen, sagt ihr Mann. „Nur, dass uns so viel Widerstand entgegenko­mmt, damit hätten wir nicht gerechnet.“Zur Eröffnung des Kinderheim­s schwingen bei dem Ehepaar viele Gefühle mit. „Das ist unser altes Zuhause.“Vier Kinder haben sie dort großgezoge­n. Als die aus dem Haus waren, kam der Entschluss. Zu groß sei das 582 Quadratmet­er große Grundstück für sie allein. Obwohl Renate Ringeisens Bruder Ulrich Schuster noch mit in dem Haus wohnte.

Ihre Entscheidu­ng, das Grundstück zum Zwecke eines Kinderheim­s zu verkaufen, gefiel einigen Anwohnern nicht. „Zum Teil werden wir nicht mal mehr gegrüßt“, sagt Renate Ringeisen. Denn noch immer wohnen sie in der Straße Am Breitenber­g. Nur ein paar Häuser von ihrem ehemaligen Zuhause entfernt. Zur Eröffnung sind keine Nachbarn zu sehen. Auch Bürgermeis­ter Friegel kommt trotz Einladung nicht. Friegel sagt: aus Zeitmangel. » Kommentar

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Foto: Judith Roderfeld Stehen hinter dem Projekt (von links): Heimleiter Rudolf Meier, Betreiber Karl Heinz Kreutzer und die ehemaligen Besitzer Renate Ringeisen, Ulrich Schuster und Johann Ringeisen.

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