Donau Zeitung

Schwitzen für den Artenschut­z

Im Wittisling­er Ried räumen wieder freiwillig­e Helfer auf. Sie wollen vor allem der Natur etwas Gutes tun

- VON JONATHAN MAYER

Wittisling­en Es ist acht Uhr morgens, als sich die freiwillig­en Helfer ihren Weg ins Wittisling­er Ried bahnen. Ihnen allen voran fahren die beiden urigen Traktoren, mit denen die fleißigen Naturpfleg­er das Moor aufräumen. Am Samstag fand die vierte Aufräumakt­ion in diesem Jahr statt, bei der sich wieder zahlreiche Helfer zusammensc­hlossen.

Sobald die ersten Freiwillig­en auf der nassen Streuwiese eintreffen, die umgeben ist von Büschen und Bäumen, fangen sie auch schon an, das feuchte Gras auf den Wiesen mit Mistgabeln und Holzrechen zusammenzu­tragen. Die meisten von ihnen sind schon seit einigen Jahren dabei. Sie wissen alle, was zu tun ist und sind ein eingespiel­tes Team. Vor allem Harald Böck kennt die Bedeutung des Wittisling­er Moors als Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere. Deshalb hat der Naturschüt­zer und Ornitholog­e, der hier jeden Grashalm und jeden Vogel kennt, schon 1982 die Arbeitsgem­einschaft ins Leben gerufen, die sich seither um das Gebiet nahe dem Kloster Maria Medingen kümmert. Seitdem ist er so etwas wie der Chef der ganzen Aktion, der aber auch mit anpackt. „Unsere Arbeit hier schützt das Niedermoor und vor allem die Streuwiese­n“, erklärt er. Die müssten regelmäßig gemäht werden, damit die Wiesen nicht verbuschen. Sonst könnten viele Tierarten ihren Lebensraum verlieren.

Das Moor diene vor allem Laubfrösch­en, Insekten und den unterschie­dlichsten Vogelarten als Lebensraum. „Darunter sind auch viele gefährdete Tiere“, so Böck. Bei den Pflanzen im Naturschut­zgebiet ist es ähnlich. „Allein 56 Pflanzenar­ten im Moor stehen auf der Roten Liste“, erklärt Böck besorgt. Zu ih- nen gehöre auch die einfache Wiesenraut­e. Die habe sogar Gefährdung­sstufe eins und lockte wegen ihrer großen Zahl vor ein paar Jahren sogar Botaniker aus Hamburg nach Wittisling­en, wie der Experte stolz erzählt. Gerade das mache die Arbeit so lohnenswer­t und wichtig.

Das finden auch die vielen Helfer. „Die Pflege der Natur ist mir sehr wichtig“, sagt zum Beispiel Britta Uhl, die schon morgens aus Wittisling­en in das Naturschut­zgebiet kam. „Aber vor allem macht die Arbeit sehr viel Spaß. Wir sind eine coole Truppe“, erzählt die 28-Jähriselbs­t ge, die gerade an ihrer Doktorarbe­it in Biologie schreibt. Auch das betont Böck: „Hier kann einfach jeder helfen. Vom Handwerker zum Professor ist alles dabei.“Und neue Helfer seien immer willkommen.

Die Arbeit im und um das Moor ist aber nicht nur spaßig, sondern kann auch gefährlich werden, wie Carolin Stoll erzählt. Erst vor einigen Wochen sei einer der Traktoren, mit denen die nasse Streu weggefahre­n wird, im tiefschwar­zen Boden eingesunke­n. „Da war es mal kurz nicht mehr witzig“, erinnert sie sich. Aber mit vereinten Kräften und der Hilfe eines weiteren Traktors konnte der Oldtimer aus dem nassen Boden gezogen werden. Deshalb benutzen die freiwillig­en Naturpfleg­er auch alte Traktoren, denn die großen Maschinen, wie sie in der Intensivla­ndwirtscha­ft benutzt werden, würden hier nicht weit kommen. „Und die würden durch ihr Gewicht unglaublic­he Schäden auf den Streuwiese­n hinterlass­en“, merkt Böck an.

Damit so etwas nicht noch mal passiert, will Helmut Langer mit seinem urigen Traktor an vielen Stellen im Moor lieber nicht stehen bleiben. Dann heißt es Akkordarbe­it, und die sonst gemütliche Stimmung wird gehetzt: Die Helfer räumen das Gras vor dem Traktor weg und werfen das nasse Grün auf den Anhänger, während Langer die alte Maschine über den moorigen Boden abseits der Wege manövriert. Da geraten die Freiwillig­en schon mal ins Schwitzen. „Das gehört eben auch dazu“, sagt Böck und lacht.

Nur eine Sache trübt die Stimmung der Helfer: „Wir werden leider immer weniger“, sagt Anton Hinterstöß­er. „Es gibt einfach nicht viele, die das Moor so schätzen“, meint der gebürtige Gundelfing­er. Auch Harald Böck hofft, dass in den nächsten Jahren noch mehr Helfer zusammenko­mmen, um eines der letzten Niedermoor­e in der Umgebung vor dem Verschwind­en zu schützen.

Das Moor ist der Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen

 ?? Fotos: Jonathan Mayer ?? Ruckzuck muss es gehen, damit der kleine Traktor nicht im Wittisling­er Moor stecken bleibt. Die freiwillig­en Helfer haben alle Hände voll zu tun.
Fotos: Jonathan Mayer Ruckzuck muss es gehen, damit der kleine Traktor nicht im Wittisling­er Moor stecken bleibt. Die freiwillig­en Helfer haben alle Hände voll zu tun.
 ??  ?? Rechen, rechen und noch mal rechen: Die Helfer sind bei der Aktion am Samstag ganz schön ins Schwitzen gekommen.
Rechen, rechen und noch mal rechen: Die Helfer sind bei der Aktion am Samstag ganz schön ins Schwitzen gekommen.
 ??  ?? Harald Böck leitet die Aktion im Wittis linger Moor.
Harald Böck leitet die Aktion im Wittis linger Moor.

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