Hier kommt Obelix!
Der dicke Gallier war klar die Nummer zwei. „Wieso muss immer Asterix die Hauptrolle spielen?“, beschwert er sich jetzt. Und kauft sich einen Rennwagen mit vier PS. Wie der neue Band, der heute erscheint, geworden ist
Augsburg Ein neuer „Asterix“-Band ist immer noch ganz, ganz großes Kino. Im April wurde ein (!) Bild aus „Asterix in Italien“veröffentlicht, im Juli ein zweites. Vor zehn Tagen dann eine Pressekonferenz im Automobile Club de France an der Place de la Concorde in Paris. Ein jedes Mal berichteten Medien weltweit, ein jedes Mal spekulierten Fans: Wie wird Band 37? Ein Reinfall wie Band 33 („Gallien in Gefahr“) oder endlich wieder ein Klassiker in dieser an Klassikern reichen Kult-Comic-Reihe?
Heute erscheint „Asterix in Italien“. Und schon das erste Durchblättern – Journalisten unter strengsten Sperr- und Geheimhal- seitens des Verlags erlaubt – zeigt: Band 37 beginnt witzig, bleibt witzig und lässt Obelix eine gewichtigere Rolle spielen denn je. Nichts gegen Asterix, aber der Dicke hat sich’s verdient! Und fordert das auch ein, als er auf Seite 9 schreit: „Wieso muss immer Asterix die Hauptrolle spielen?“„Obelix, mein Freund, du bist nun mal Hinkelstein-Lieferant!“, gibt Asterix kühl zurück. Darauf Obelix trotzig: „Ist das so? Und wenn ich mich beruflich verändern will?“
Gleich mehr dazu. Zuvor: „Asterix in Italien“ist deshalb so wunderbar geworden, weil er den Charme der alten Hefte atmet. Die Anspielungen und Wortspiele im Text, für die sie so geliebt werden, sind keine ärgerlichen Kalauer. Sondern mit Gefühl für die „Asterix“-Comic-Vergangenheit in Szene gesetzte, nun ja, Späße. Was gleichermaßen für die Geschichte gilt, die nicht abhebt – und zum Glück ohne Außerirdische (siehe Band 33) auskommt. Auch die gezeichneten Anspielungen auf die Gegenwart sind stimmig, nicht zu gewollt, nicht überzogen. Was für Kinder wie für Erwachsene funktioniert.
Die Straßen also, die bekanntlich alle nach Rom führen, sind Schlaglochpisten. „Freie Fahrt für freie Bürger“– ein unerfüllbarer Traum. Obelix plagen Globalisierungsängste wegen dieses ultraleichten Bimssteins vom Vesuv („Der traditionelle Hinkelstein ist passé“). Und, überhaupt, steckt er in einer Midlife-Crisis. Auf Calendulas Rat, seitungsfristen nem Bauchgefühl zu folgen, kauft er einen Rennwagen. Das „große Transcaliga-Rennen“quer durch Italien kommt ihm da gerade recht. Obelix lenkt den Vierspänner, Asterix denkt – als Beifahrer und lebendes Navigationsgerät. Es beginnt, was im Kino Roadmovie genannt wird: Die Handlung spielt auf der Straße (mit ihren ungezählten Schlaglöchern).
Dass Obelix den Favoriten Caligarius, der für Rom startet, nie so recht einholen kann, liegt an seinen Fahrkünsten, den ständigen Hindernissen (Schlaglöcher, Römer) und Ablenkungen (aufreizende „Damen“) – sowie am römischen Senator Bifidus. Der soll dafür sorgen, dass Rom und Cäsar nicht alt aussehen. Wie es ausgeht? Mit eiviel nem ordentlichen Gelage. Der Rest wird nicht verraten. Nur das noch: Der dritte „Asterix“seit 2013 von Albert Uderzos Nachfolgern JeanYves Ferri (Text) und Didier Conrad (er hat sich als Zeichner erkennbar weiterentwickelt) ist ihr bester. Er macht ihren schwachen „Asterix bei den Pikten“vergessen und lässt auch ihren Wikileaks-Band „Der Papyrus des Cäsar“klar hinter sich.
Yves Fer ri und Di dier Conrad: Aste rix in Italien. Eg mont Comic Collecti on, 48 Seiten, 12 Euro. Band 37 er scheint am heuti gen Donnerstag.